Nach den Anschlägen gab der FTSE 100 zeitweise bis zu 4 % nach, der FT Eurofirst 4,3 %. Im weiteren Verlauf des Tages konnten die britischen und europäischen Aktienindizes sich zwar erholen, jedoch nicht sämtliche ihrer Verluste wieder gutmachen. Die Märkte in den USA blieben dagegen weitgehend unverändert und konnten am 7. Juli sogar höher schließen.
Sektoren Versicherungen, Freizeit und Transport unter Druck
Am stärksten vom Ausverkauf betroffen waren Aktien aus den Bereichen Versicherungen, Freizeit und Transport. Auch die Rohölpreise gingen zurück, weil weniger Flugreisen und geringeres Wirtschaftswachstum erwartet werden. Weltweit versuchten viele Anleger, sich schnell in sichere Anlagen zu retten, weshalb die Märkte für Staatsanleihen am Tag des Anschlags kräftig zulegten und die Renditen deutlich fielen. Auch Gold und der Schweizer Franken schnitten gut ab.
Da London eines der wichtigsten Finanzzentren der Welt ist, ist nicht auszuschließen, dass dieser Anschlag gravierendere Auswirkungen haben wird als die vorherigen Anschläge in Madrid und auf Bali. In Großbritannien war die Verbraucherstimmung wegen der Trendumkehr auf dem Immobilienmarkt ohnehin schon fragil, während die Eurozone nach wie vor unter anhaltender Konjunkturschwäche leidet. Die Bombenanschläge könnten das Vertrauen der britischen Verbraucher noch weiter erschüttern, insbesondere wenn es nicht gelingt, die Täter schnell zu verhaften, oder falls es binnen kurzer Zeit weitere Anschläge gibt.
Aktien waren bereits mit "Risikoaufschlag" bewertet
Allerdings scheint die nach dem ersten Kurseinbruch relativ stabile Verfassung der europäischen Finanzmärkte darauf hinzudeuten, dass die Finanzwelt Terroranschläge wie die in London bereits einkalkuliert hatte. Man könnte meinen, dass die Märkte – zumindest seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York im Jahr 2001 – Aktien mit einem „Risikoaufschlag“ bewerten. Dabei fällt auf, dass selbst die erste Spontanreaktion an der Wall Street weniger ausgeprägt war als nach den Bombenanschlägen in Madrid im März 2004.
In den letzten Monaten haben sich die Aktienmärkte in aller Welt trotz steigender Ölpreise als recht beständig erwiesen. Es scheint, dass sie für die kommenden Monate bereits auf geringeres Wirtschaftswachstum eingestellt sind. Die Anschläge in London haben uns allen einen Schock versetzt. Es scheint jedoch, wenn man die Aktienmarktreaktion betrachtet, dass die Konjunktur- und Aktienmarktprognosen für die nächsten Monate unverändert bleiben. Gäbe es jedoch weitere spektakuläre Terroranschläge, könnte dies die eng miteinander verflochtenen und immer komplexeren Märkte durchaus erschüttern.