Update: Auswirkungen des Tsunamis die Börsen

Am 26. Dezember 2004 erschütterte das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren den Indischen Ozean. Ein Update zu den Auswirkungen dieser Katastrophe auf die Märkte Asiens von Dr. Mark Mobius. Franklin Templeton | 07.01.2005 16:29 Uhr
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Am 26. Dezember 2004 erschütterte das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren den Indischen Ozean. Sein Epizentrum lag nahe der Nordspitze Sumatras, der nördlichsten Insel des indonesischen Archipels. Es erreichte eine Stärke von 8,9 auf der Richter-Skala und kam nahe an den höchsten, je erfassten Wert von 9,0 heran. Das Erdbeben verursachte Monster-Flutwellen, die auch als Tsunamis bekannt sind; sie verwüsteten Teile von Indonesien, Sri Lanka, Thailand, Indien und der Malediven. Die Entlegenheit einiger dieser Gebiete kompliziert die Hilfeleistungen für die Opfer und verzögert die Erfassung der Gesamtverluste an Menschenleben.

Nach den bisherigen Zählungen starben mehr als 140.000 Menschen. Der Verlust von unzähligen Menschenleben ist äußerst tragisch. Da ich diese Region seit langer Zeit immer wieder besuche und in der Region meinen Wohnsitz habe, fühlen mein Team und ich mit den Familien, die unter dieser menschlichen Tragödie besonders stark zu leiden haben.

Die meisten Todesfälle gab es in der Provinz Aceh in Indonesien - bisher wurden über 90.000 erfasst. Aceh ist eine entlegene Provinz und wird seit über 10 Jahren in einem Krieg zwischen Regierungstruppen und Kämpfern für die Unabhängigkeit aufgerieben. Die Provinzhauptstadt Banda Aceh ist völlig zerstört. Die Süd- und Südostküste von Sri Lanka wurde beinahe ebenso schlimm getroffen; bisher sind über 30.000 Tote gezählt.

In den nächsten Wochen werden Krankheiten eines der Hauptprobleme darstellen. Zum Wochenbeginn wurden in Sri Lanka Windpocken festgestellt. Die Weltgesundheitsorganisation rechnet mit dem baldigen Auftreten von Malaria, Cholera, und anderen, vom Wasser übertragenen Krankheiten. Die Hilfslieferungen konzentrieren sich nun auf die schnelle Verteilung von Trinkwasser und Impfstoffen. Sollte dies nicht geschehen, könnten die Todesfälle aufgrund von Krankheiten leicht ebenso hoch ausfallen wie durch den Tsunami.

Obwohl der Tsunami die Bevölkerung in der Region katastrophal getroffen hat, geht man von nur geringen Auswirkungen auf die Volkswirtschaften aus. Auf der thailändischen Insel Phuket, wo 5.000 Menschenleben zu beklagen sind, konnten viele der Urlaubsorte den Betrieb wieder aufnehmen. Die Behörden baten die Touristen, nicht abzureisen, und die abgereisten, zurückzukommen. Manche Menschen fragen sich, wie Touristen weiterhin in der Sonne liegen können, wenn es um sie herum so viel Tod und Verwüstung gibt. Man darf nicht vergessen, dass die Rückkehr der Touristen für viele der Einheimische, die vom Tourismus leben, das Überleben bedeutet. Viele Touristen, die sich während des Ausbruchs der Verwüstung in Phuket aufhielten, haben beschlossen, auf der Insel zu bleiben. Sie helfen bei den Aufräumungsarbeiten, unterstützen Hilfe-Zentren und fördern die lokale Wirtschaft. Der Tourismus trägt in Thailand mit 12,2% zum BIP bei und beschäftigt 8,9% der Arbeitnehmer. Die Auswirkungen des Tsunamis auf das BIP werden auf insgesamt weniger als 0,3 Prozentpunkte geschätzt, da sie auf einen sehr kleinen Teil des gesamten Tourismus-Komplexes, der neben Nord-Thailand auch die größte und bevölkerungsreichste Stadt - Bangkok - umfasst, konzentriert war.

In Indonesien war das betroffene Gebiet wegen des anhaltenden Bürgerkriegs bereits seit vielen Jahren für Touristen geschlossen.

In Malaysia wurden auch die Urlaubsorte Penang und Pulau Langkawi nur unwesentlich beeinträchtigt, der Normalbetrieb läuft weiter.

In Indien trägt der Tourismus mit weniger als 5% zum BIP bei; das Land war vom Tsunami wenig betroffen. Auch hier beschränkten sich die Schäden auf den südlichen Staat Tamil Nadu; es gibt viele weitere Touristenorte im gesamten Land. Wir gehen auch nicht davon aus, dass Fluggesellschaften und verbundene Reiseorganisationen in der Region erheblich betroffen sind. Bisher gibt es Hinweise auf begrenzte Stornierungen von Reiseplänen in die Region. Der Verkehr könnte wegen der einreisenden Hilfskräfte und der Vertreter von multilateralen Organisationen sogar zunehmen.

Die Auswirkungen auf Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen werden ebenfalls ziemlich gering sein. Der Sachschaden wird auf 5 - 10 Mrd. USD geschätzt. Allerdings sind nach Angaben einiger unserer Quellen weniger als 5% des Sachschadens mit Versicherungen abgedeckt. Künftig könnten allerdings Versicherungsgesellschaften davon profitieren, da sie versuchen werden, die Prämien für derartige Katastrophen zu erhöhen. Es werden mehr Verträge mit Personen und Organisationen abgeschlossen werden, die sich nun der Gefahren und der Möglichkeiten neuer Tsunamis bewusst sind. Bei Baukonzernen und Lieferanten von Baumaterialien wird die Geschäftstätigkeit - eventuell zu höheren Preisen - zunehmen. Wir erleben gerade, wie sich dies bei den Zementherstellern in der Region abspielt - in Indonesien steigen die Zementpreise.

Auch in Thailand werden steigende Zementpreise erwartet. Die meisten entwickelten Länder haben gehandelt und den Opfern Hilfe zugesagt. Die Hilfszusagen belaufen sich bisher auf über 2 Mrd. USD Japan allein hat 500 Mio. USD zugesagt. Die Hilfe richtet sich nach den wesentlichen Bedürfnissen der betroffenen Menschen. Trinkwasser, ahrungsmittel und Medikamente werden in die am schlimmsten betroffenen Gebiete eingeflogen. Eine multinationale
Einsatzgruppe befindet sich bereits vor Ort, um die Aufräumungsarbeiten zu unterstützen. Der Wiederaufbau dürfte bald eingeleitet werden, damit diese Menschen weiterleben können.

Die Aktienmärkte in der Region wurden von der Katastrophe generell nicht betroffen. Tatsächlich verhielten sie sich anders als erwartet. Vom 26. Dezember 2004 bis 4. Januar 2005 stieg die Börse von Jakarta in Indonesien - des am schlimmsten betroffenen Landes - sogar um 3% und schloss gestern auf einem Allzeithoch. In Indien legte der  Aktienmarkt 3,0% zu; in Thailand 2,0%. Malaysia verlor weniger als 1%; Sri Lanka verzeichnete ein Minus von 1%. Die Märkte in anderen Teilen Asiens, die nicht vom Tsunami heimgesucht wurden, entwickelten sich uneinheitlich. Die Indizes für Hongkong und Chinabezogene Aktien verloren 3%; die Indizes in Taiwan und Korea stagnierten insgesamt.

An den Devisenmärkten stieg im gleichen Zeitraum die Sri Lanka Rupie gegenüber dem US-Dollar um 2%, die indische Rupie um weniger als 1%, während die indonesische Rupie und der thailändische Baht beide weniger als 1% verloren.

Diese schreckliche Katastrophe führt nun zu einem Netto-Mittelzufluss in die Region. Einzelne Gebiete der Länder, vor allem Indonesiens, die bisher kaum über Ressourcen für die Infrastruktur verfügten, können nun entsprechende Zuflüsse erhalten, die sich positiv auswirken werden. Der Einfluss auf die verschiedenen Volkswirtschaften wird neutral oder positiv sein, wobei die Verluste im Tourismus durch umfassende Hilfsmaßnahmen ausgeglichen werden. Äußerst wenige börsennotierte Unternehmen wurden von der Katastrophe beeinträchtigt, aber die steigende Nachfrage nach Materialien für den Wiederaufbau könnte sich positiv auf die Gewinne auswirken.

06. Januar 2005
Dr. Mark Mobius, Singapur 

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