On my Mind: Die Fed wird ihre Zinsen erneut anheben – weil sie es sich leisten kann

Die Finanzmärkte scheinen darauf zu wetten, dass die US-Notenbank ihren mehrjährigen Straffungszyklus über eine sehr lange Zeit hinweg aussetzen wird. Sonal Desai, CIO der Franklin Templeton Fixed Income Group, sieht die Lage jedoch anders. Hier argumentiert sie, warum im Laufe des Jahres durchaus mit weiteren Zinsanhebungen zu rechnen sein könnte. Franklin Templeton | 20.02.2019 10:24 Uhr
Sonal Desai, CIO Franklin Templeton Fixed Income Group, Franklin Templeton / © Franklin Templeton
Sonal Desai, CIO Franklin Templeton Fixed Income Group, Franklin Templeton / © Franklin Templeton
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) hat zwischen Dezember und Januar eine bemerkenswerte Kehrtwende vollzogen. Am 19. Dezember war auf der Meinungsseite des Wall Street Journal noch zu lesen: „Powell an die Märkte: Nehmt das!“, mit dem Untertitel: „Die Fed kündigt weitere Zinserhöhungen an, also gewöhnt Euch dran.“ Nur einen Monat später stand auf derselben Seite: „Die Fed entschuldigt sich“, mit dem Untertitel „Powell setzt seine Rehabilitationstour fort, und die Märkte applaudieren.“ In anderen Worten: Der Fed-Vorsitzende Jay Powell trägt die Fackel der „Put-Option der Fed“, so wie es bereits Yellen, Bernanke und Greenspan vor ihm getan haben. Werden dem Aktienmarkt die Knie weich, schaltet die Fed auf eine gemäßigte Geldpolitik um.

Diese scharfe Kritik enthält mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Fed keine weitere Zinserhöhung durchführen wird.

Die Fed hat sich für eine Verschnaufpause entschieden, weil sie dies für umsichtig hält – und weil sie es sich leisten kann. Die Inflation ist nach wie vor unter Kontrolle, und gleiches gilt – so argumentiert die Notenbank – auch für die finanzielle Stabilität. Daher birgt eine Verlangsamung oder gar eine Aussetzung der Normalisierung der Geldpolitik keinerlei Risiken – die Fed kann es sich leisten, abzuwarten.

Auch ich bin der Meinung, dass die finanziellen Risiken weitgehend unter Kontrolle sind. Dies deutet meiner Meinung nach jedoch auf weitere Zinserhöhungen und nicht auf Zinssenkungen hin. Lassen Sie mich erklären, wie ich das meine.

Die US-Verbraucher befinden sich in einer besseren finanziellen Verfassung als bisher angenommen. Vor allem zeigen unsere Analysen, dass sie Schwankungen des Aktienmarkts gegenüber sehr viel weniger anfällig sind als dies früher der Fall war.

Die finanzielle Verfassung der Verbraucher ist sehr viel stärker als ursprünglich angenommen. Die US-Sparquote ist weiterhin hoch. 

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Gründe: Korrigierte Daten der National Income and Product Accounts (NIPA) zeigen, dass die Sparquote der Haushalte während der letzten fünf bis sechs Jahre (bei robusten [6 %]) weitgehend konstant geblieben ist. Gleichzeitig ist das Nettovermögen der Haushalte auf einen neuen Rekordstand gestiegen: 700 % des verfügbaren Einkommens. Zum Vergleich: als das Vermögen der Haushalte im Vorfeld der globalen Finanzkrise stark zunahm, ging die Sparquote von 6 % auf lediglich 2 % zurück.

Die historische Korrelation zwischen dem Nettovermögen der Haushalte und persönlichen Ersparnissen ist im Nachgang der Finanzkrise zusammengebrochen. Mit anderen Worten: Der Vermögenseffekt ist nicht mehr so stark wie früher. Ein Vermögensanstieg hat also nicht mehr zur Folge, dass der Haushaltssektor seinen Konsum deutlich erhöht.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die zunehmende Vermögensungleichheit: Die größere Ungleichheit bedeutet, dass reichere Haushalte unverhältnismäßig stark vom jüngsten Anstieg des Nettovermögens profitiert haben – insbesondere, da er durch eine Wertzunahme bei finanziellen Vermögenswerten getragen wird. Reichere Haushalte tendieren weniger dazu, ihre Ausgaben bei einer Zunahme ihres Vermögens zu erhöhen. Die Immobilienblase des Jahres 2006 hingegen war sehr viel egalitärer und kam einem breiten Spektrum von Haushalten zugute, die daraufhin Ersparnisse auflösten und ihren Konsum erhöhten.

Angesichts dieser fehlenden Abhängigkeit vom Vermögenseffekt steht der Haushaltskonsum auf einer äußerst nachhaltigen Basis, die durch steigende Einkommensniveaus gestützt wird und weniger stark durch die Schwankungen der Aktienmärkte beeinflusst wird.

Die US-Verbraucher sind zudem einer deutlich geringeren Schuldenlast ausgesetzt als im Vorfeld der Finanzkrise: die Haushaltsverschuldung liegt rund ein Drittel unter dem Spitzenwert des Jahres 2008, sowohl als Anteil des BIP (Bruttoinlandsprodukts) als auch im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen. Die Haushaltsverschuldung und die Hypothekenschuldendienste sind auf ein Rekordtief gesunken, und die Ausfallraten der Verbraucher im Verhältnis zum Gesamtvolumen der Bankkredite sind weniger als halb so hoch wie im Jahr 2009 (2,3 % ggü. 4,9 %).

Ist der Vermögenseffekt verschwunden? Seit Ende der großen Rezession ist die Beziehung zwischen Vermögen und Ersparnissen in den USA zusammengebrochen.

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Diese Daten vermitteln eine klare Botschaft: Für die Fed gibt es kaum Gründe, zu befürchten, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik den Konsum der Haushalte bremsen wird. Verbraucher profitieren auch weiterhin von einem hohen Nettovermögen sowie von hohen Spar- und niedrigen Schuldendienstquoten, und ihre Konsumentscheidungen scheinen nicht sonderlich stark auf Veränderungen ihres Nettovermögens zu reagieren – insbesondere, wenn diese auf Aktienkursbewegungen zurückzuführen sind. Die Fed kann ihre Zinsen weiter anheben, und Verbraucher werden dies relativ gelassen hinnehmen, selbst wenn es an den Aktienmärkten zu Korrekturen kommt.

Die Notenbank hat erklärt, umsichtig vorgehen und das inländische Wachstum, die Entwicklung der Weltwirtschaft und die finanziellen Bedingungen in den USA genau im Auge behalten zu wollen. Betrachtet man die robuste finanzielle Lage der US-Haushalte in Kombination mit einem überhitzten Arbeitsmarkt, der robuste Lohnzuwächse nach sich zieht, ergibt sich ein äußerst belastbarer Ausblick für den privaten Konsum – den wichtigsten inländischen Wachstumsmotor. Das weltweite Wachstum hat sich ein wenig abgeschwächt, die europäische Wirtschaft legt jedoch auch weiterhin oberhalb ihres Potenzials zu, während China ein respektables Wachstum von 6 % vorweisen kann. Sofern es nicht zu erheblichen Schocks kommt, dürfte uns kein abrupter Abschwung, sondern vielmehr eine äußerst moderate Abkühlung des globalen Wachstums bevorstehen. Was die inländischen Finanzbedingungen anbelangt, so war deren Straffung in erster Linie auf die Kursstürze an den Aktienmärkten zurückzuführen, die sich inzwischen wieder erholt haben. Zudem waren die Auswirkungen auf den Konsum beschränkt, wie oben zu erkennen ist.

Ich gehe davon aus, dass sich der Ausblick für die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten als belastbarer als von den Märkten derzeit erwartet erweisen wird, so dass Aktienanleger weniger Grund haben dürften, in Panik zu verfallen. Ich bin davon überzeugt, dass die Fed dann zwei weitere Zinserhöhungen durchführen wird – da dies eine vernünftige Entscheidung wäre. Und weil sie genügend Spielraum dafür hat.

Wenn Sie glauben, dass Powell gerade versprochen hat, von weiteren Zinsschritten abzusehen, sollten Sie Folgendes berücksichtigen: Bill Dudley, bis zum vergangenen Jahr Vorsitzender der New York Fed, hat erklärt, dass „…die Ankündigungen der vergangenen Woche keine wesentlichen Konsequenzen für den Zinsausblick haben.“

Letzten Endes werden es die wirtschaftlichen Fundamentaldaten sein, die die Entwicklung bestimmen. Und genau diese sollten wir im Auge behalten.

Sonal Desai, CIO Franklin Templeton Fixed Income Group, Franklin Templeton

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