Unsere Sicht auf US-Zinsen, Inflation und China

Nachdem die US-Notenbank (Fed) bei ihrer geldpolitischen Sitzung im Januar beschlossen hat, ihre Zinsen unverändert zu belassen, scheint der Markt nun davon auszugehen, dass die Fed ihre Zinsanhebungen über einen längeren Zeitraum hinweg aussetzen könnte. Ein längerer Shutdown der US-Regierung hat die Bedenken verschärft, die Wirtschaft könne sich an einem Wendepunkt befinden. Sonal Desai, CIO der Franklin Templeton Fixed Income Group, ist jedoch der Ansicht, dass die Vorstellung, die Fed werde ihre Zinsen in diesem Jahr überhaupt nicht anheben, „fehl am Platz ist“. Franklin Templeton | 11.02.2019 11:30 Uhr
Sonal Desai, CIO Franklin Templeton Fixed Income Group, Franklin Templeton / © Franklin Templeton
Sonal Desai, CIO Franklin Templeton Fixed Income Group, Franklin Templeton / © Franklin Templeton
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Meiner Meinung nach sind die Erwartungen, der US-Konjunkturzyklus nähere sich seinem Ende, derzeit stark übertrieben. Die Fundamentaldaten der US-Wirtschaft sind nach wie vor ziemlich stark. Die Stilllegung der Regierung wird das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal etwas abschwächen, die fehlenden Beträge werden sich jedoch größtenteils – wenn nicht sogar gänzlich – einfach auf das zweite Quartal verlagern, in dem nun mit einem stärkeren Wachstum zu rechnen sein dürfte. Ich erwarte in diesem Jahr schon eine leichte Abschwächung gegenüber dem 2018 verzeichneten Wachstum von 3 %. Allerdings dürfte sich die Wirtschaft immer noch auf einem Niveau bewegen, das über dem Potenzial liegt. Es ist sehr wichtig, dies hervorzuheben.

Vor ein paar Monaten dachten wir, die US-Notenbank würde ihre Zinsen in diesem Jahr womöglich viermal anheben. In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen hat die Fed durchblicken lassen, dass sie beabsichtigt, einen vorsichtigeren und geduldigeren Kurs einzuschlagen. Sie will sich Zeit nehmen, um Anzeichen auf eine mögliche Abschwächung des weltweiten Wachstums abzuschätzen und sowohl das Ausmaß als auch die Auswirkungen der Volatilität an den Finanzmärkten, insbesondere an den Aktienmärkten, zu beurteilen.

Bei der Januarsitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) war in der Tat eine deutliche Veränderung im Tonfall der Fed herauszuhören, die auf eine stärker gemäßigte Haltung schließen lässt. Dennoch gehe ich davon aus, dass sie in diesem Jahr noch mindestens zwei weitere Zinserhöhungen durchführen wird. Ich halte die Annahme des Markts, dass die Fed ihre Zinsen in diesem Jahr überhaupt nicht anheben wird, für absolut fehl am Platz.

Inflationsrisiko

Ich denke, die Inflationsrisiken richten sich eindeutig eher nach oben. Dies mag sonderbar klingen, da es so scheint, als würde die ganze Welt über eine Rezession in den USA nachdenken, aber nicht über Inflation. Aber sofern es nicht zu einem bedeutenden externen Schock kommt, halte ich die Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden Rezession für gering. Der US-amerikanische Arbeitsmarkt ist sehr stark, was allmählich Aufwärtsdruck auf die Löhne ausübt. Gleichzeitig stützt ein robuster Konsum die Preismacht der Unternehmen.

Dies deutet auf einen leichten Anstieg der Inflation hin. Dieser dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allzu hoch ausfallen, aber die Entwicklung sollte nichtsdestotrotz nach oben tendieren.

Darüber hinaus sei darauf hingewiesen, dass wir für einen Anstieg der Treasury-Renditen am langen Ende der Kurve in Wirklichkeit keine zusätzliche Inflation benötigen. Ich denke, höhere langfristige Zinsen werden sich fast von alleine einstellen, da die Wirtschaft sehr stark ist und eine fortgesetzte Normalisierung der Geldpolitik unterstützt, so dass mit höheren Leitzinsen und einer fortgesetzten quantitativen Straffung zu rechnen ist.

Ich gehe davon aus, dass die Fed ihre Geldpolitik weiter normalisieren wird, da die US-Wirtschaft bereits bewiesen hat, dass sie gegenüber dem aktuellen Niveau höhere Zinsen aushalten kann. Als im vergangenen Jahr die Renditen auf zehnjährige US-Staatsanleihen über die Marke von 3 % stiegen, kam ein wenig Panik auf, die kurzfristige Turbulenzen zur Folge hatte. Danach stabilisierten sich die Finanzmärkte jedoch wieder, und die Wirtschaft setzte ihr robustes Wachstum fort. Somit sollten steigende Zinsen für Anleger unserer Einschätzung nach kein Grund zur Panik sein.

Wir werden im kommenden Jahr immer wieder erhöhte Volatilität erleben. Aktive Manager können sich diese Phasen jedoch zunutze machen, um nach potenziellen Chancen Ausschau zu halten.

Abkühlung in China

Auf globaler Ebene ist die Volkswirtschaft der USA nicht die einzige, die auf eine Abschwächung des Wachstums zusteuert. 2018 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt Chinas um 6,6 %, was dem schwächsten Wachstum seit mehr als zwei Jahrzehnten entspricht. Unsere Einschätzung für China ist nun etwas pessimistischer als in der Vergangenheit.

Wir rechnen zwar nicht mit einem rapiden Abschwung (d.h. einer harten Landung), unserer Einschätzung nach dürften die Wachstumsschätzungen für dieses Jahr jedoch wohl bei ungefähr 6 % liegen. Das ist für eine so große Wirtschaft wie die chinesische sicherlich ein gesundes Wachstum – insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass sie ihre Neuausrichtung fortsetzt, um nicht mehr übermäßig stark auf Investitionen angewiesen zu sein und gleichzeitig die Verschuldungsquoten unter Kontrolle zu halten.

Allerdings haben die Abwärtsrisiken für das Wachstum Chinas meiner Meinung nach zugenommen: Ich halte die Anzahl der Pfeile, die China noch im Köcher hat, für drastisch geringer als zu jeder anderen Zeit während des letzten Jahrzehnts. Das Land hat weniger Spielraum, um die Kreditvergabe anzukurbeln, und sieht sich gleichzeitig einem aggressiveren internationalen Handelsumfeld ausgesetzt. Das ist etwas, das uns allen Sorge bereiten sollte.

Meiner Meinung nach ist der globale Ausblick durch China derzeit etwas stärker gefährdet als noch vor zwei oder drei Jahren. Dies ist eine Entwicklung, die wir ganz genau im Auge behalten werden.

Sonal Desai, CIO Franklin Templeton Fixed Income Group, Franklin Templeton

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