Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor E. Frankl hat gesagt: „Mensch sein heißt entscheiden.“ In vielen Bereichen des modernen Lebens scheinen Menschen jedoch Entscheidungen Computern zu überlassen. Kaufempfehlungen beim Online-Shopping. Musikvorschläge auf Streaming-Plattformen. Potenzielle Matches auf Dating-Apps. Sie alle basieren auf Algorithmen.
Auf den ersten Blick könnte es scheinen, als würden wir Entscheidungen lediglich an einen Computer auslagern. In Wirklichkeit verlassen wir uns auf die Technologie, damit sie uns innerhalb bestimmter, von Menschen definierter Parameter, unterstützt. Kernstück jedes einzelnen Beispiels ist ein menschlicher Entscheidungsträger, der den Rahmen für den Algorithmus festgelegt hat. Je geschickter und intuitiver dieser Mensch als Designer ist, desto besser das potenzielle Ergebnis für den Menschen, der es nutzt.
Als Unternehmen mit globalem Hauptsitz im kalifornischen Silicon Valley sind wir uns wohl in besonderem Maß der Macht und der Potentiale von Algorithmen und Technologie für die Vereinfachung und Verbesserung des modernen Lebens bewusst. Wir nehmen das wertvolle Zusammenspiel von Mensch und Technologie zur Kenntnis und orientieren uns daran. Das ist ein Grund dafür, dass wir seit Langem vehement für eine aktive Anlageverwaltung eintreten, obwohl passive, indexbasierte Ansätze immer beliebter werden.
Setzen Sie auf Smart Beta
Smart-Beta-Portfolios reichen von recht einfachen bis zu relativ komplexen Strukturen. Einer der einfachsten Ansätze hält Wertpapiere in gleicher Gewichtung, statt sie nach Marktkapitalisierung zu gewichten. Bei einem quantitativen Ansatz werden die Portfoliobestände im Gegenzug anhand bestimmter Merkmale des Anlagestils, auch Faktoren genannt, systematisch analysiert, ausgewählt, gewichtet und neu gewichtet. Während manche Ansätze sich auf einen Faktor konzentrieren, werden bei anderen mehrere Faktoren in einem Portfolio kombiniert.
Herkömmliche marktkapitalisierungsgewichtete Indizes sind dafür bekannt, dass sie gewissermaßen voreingenommen sind. Sie sind von Natur aus rückwärts gerichtet. Statt auf Aktien mit Potential zu setzen, enthalten diese Indizes Aktien, die sich in der Vergangenheit gut entwickelt haben (Mega-Caps), zu hohen Vielfachen gehandelt wurden oder beliebten Branchen angehören. Die aktive Verwaltung strebt indes stets danach, Potential zu identifizieren und auszuschöpfen.
Die Methode des indexbasierten Anlegens hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, vor allem dank der modernen Ansätze zum Indexaufbau. Smart Beta ist ein solcher Ansatz. Die traditionellen Marktkapitalisierungsindizes stellen einfach ausgedrückt einen praxisnahen Ansatz dar. Sie folgen einem einfachen, generell auf der Marktkapitalisierung basierenden Index. Smart Beta verwendet unterdessen andere Kriterien (oder Faktoren) als die Marktkapitalisierung. Dabei gibt es relativ einfache bis zu hoch komplexe Ansätze. Börsennotierte Fonds (ETFs) sollen diese spezifischen Indizes nachbilden.
Der Faktor: DNA-Marker
Ein Faktor ist ein wichtiges Merkmal einer Anlage, das das Verhalten einer Aktie über lange Zeiträume erklärt. Stellen Sie sich einen Faktor als DNA-Marker einer Anlage vor, der sie veranlasst, auf bestimmte Ereignisse zu reagieren. Er bewirkt, dass sich die Anlage im Laufe der Zeit in einer bestimmten Art und Weise verhält. Aktien können auf Basis ihrer gemeinsamen Hauptfaktoren gruppiert werden. Einige Faktoren haben Anlegern langfristig positive Renditen – eine sogenannte „Renditeprämie“ – verschafft, die über dem Niveau der Marktindizes lag.
Die folgende Liste beschreibt einige der Faktoren, die im Laufe der Zeit eine Renditeprämie beschert haben:
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Qualität – Unternehmen mit stabilem Gewinnwachstum.
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Value – Aktien, die im Verhältnis zur historischen und prognostizierten Bewertung attraktiv bewertet sind und attraktive Dividenden ausgeschüttet haben.
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Momentum – Unternehmen, die in den letzten sechs bis zwölf Monaten eine solide Wertentwicklung erzielt haben.
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Niedrige Volatilität – Aktien, deren Renditen unterdurchschnittliche Schwankungen verzeichnet haben.
In den letzten Jahren haben wir zahlreiche Moden im Investment-Universum kommen und gehen sehen. Einige Kommentatoren sind sicher der Ansicht, dass Smart Beta auch nur eine Mode ist. Wir sind da anderer Meinung.
Wir sehen den Smart Beta ETF als einen Fortschritt in der binären Welt der passiven und aktiven Anlageverwaltung. Nach unserer Meinung stellen Fortschritte bei der Indexerstellung und beim Portfolioaufbau eine Chance für Anleger mit geeigneten Instrumenten und Erfahrung dar, im Laufe der Zeit die risikobereinigte Performance zu steigern. Das dürfte vielen Anlegern gefallen. Wir sehen hier eine Chance, um den Smart Beta-Ansatz weiter zu verbessern. Das beinhaltet die Einbindung von Research-Kompetenzen, Erfahrung und Einblicken aus dem Bereich der aktiven Verwaltung beim strategischen Aufbau komplexer Indizes.
Auf Marktkapitalisierung beruhende Indizes sind als Indikatoren für die allgemeine Marktentwicklung ebenso nützlich wie als Benchmark für die Beurteilung der Performance bei aktiver Verwaltung. Unseres Erachtens bietet jedoch ein regelbasiertes Indexdesign, das die Ausrichtung von Einzeltiteln auf bestimmte Faktoren analysiert, einen fortschrittlicheren, zukunftsweisenderen und nuancierteren Ansatz, um auf konkrete Markterergebnisse abzuzielen. Sogar ein durch Marktgewichtungen bestimmter Index ist Faktoren wie Qualität, Value, Volatilität und Momentum ausgesetzt. Bei Indexfonds hängt die Ausrichtung von den Auf- und Abwärtsbewegungen am Aktienmarkt ab, auf denen die Marktkapitalisierungsindizes basieren.
Nach unserer Auffassung sollten die meisten Anleger, vor allem wenn sie mehr als nur eine bloße Teilnahme an der Marktentwicklung anstreben, es vorziehen, ein Engagement auf bestimmte Faktoren zu planen, statt den Schwankungen am Markt zu unterliegen. Ein systematischer Faktor-Ansatz bietet unseres Erachtens den Vorteil stets genau zu wissen, welche Faktoren die Erträge Ihres Index beflügeln. Dieser Ansatz kombiniert für uns die Attraktivität und die Intuition eines anspruchsvollen passiven Ansatzes – Transparenz, Diversifizierung, eine regelbasierte Methodik und niedrigere Kosten – mit der Sorgfalt und Umsicht eines aktiven Managers, der anhand von Analysen das jeweilige Engagement bestimmt, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. Daher sollte ein auf der Grundlage von Risikofaktoren konzipierter und zusammengestellter Index den Faktor Mensch als den wichtigsten aller Faktoren keinesfalls außer Acht lassen.