Franklin Templeton: Gegenläufige Strömungen in Europa

"Abgesehen von der institutionellen Krise durch Griechenlands Schuldenprobleme wirkt der Ausblick für die Eurozone in diesem Jahr bislang einigermaßen freundlich", erklären die Experten der Franklin Templeton Fixed Income Group in ihrem neuesten Researchbericht "Globale Märkte im Fokus". Franklin Templeton | 05.11.2015 11:00 Uhr
©  Denys Rudyi - Fotolia
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Ultralockere Geldpolitik drückte den Euro und steigerte den Export. Niedrige Zinsen beflügelten das Kreditgeschäft. Die Unternehmensrentabilität steigt. Der Einbruch der Ölpreise erhöht die Realeinkommen und heizt den Konsum an. An der politischen Front verliert die populistische Welle offenbar an Dynamik. Angesichts der harten wirtschaftlichen Realität zeigt sich die in Griechenland Ende Januar gewählte linksradikale Syriza-Partei geläutert und entwickelt sich zu einer linksorientierten Volkspartei. Bei den Wahlen in Portugal Anfang Oktober konnten die Populisten nicht punkten, obwohl das Land nach einer internationalen Rettungsaktion 2011 weitreichende Einschnitte vornehmen musste.

Eurozone: Inflation kommt nicht in Gang


Viele der Katalysatoren, die Europa stabilisieren, sind intakt, doch andere bilden sich allmählich zurück. So haben sich die Ölpreise seit Ende August gefangen. Außerdem meldete die Eurozone Anfang Oktober enttäuschende Daten. Mit Spanien wies ein Musterschüler der Eurozone im August einen Rückgang der Industrieproduktion von 1,4% gegenüber dem Vormonat aus – noch mehr als die aus Deutschland gemeldeten 1,2%. In Deutschland gingen auch die Fabrikaufträge im Juli und im August zurück.

Nach einem Wachstumsschub, der der Eurozone im zweiten Quartal ein Wachstum von 1,5% gegenüber dem Vorjahr ermöglichte, sprechen diese Daten erneut für Widerstände in manchen der großen Volkswirtschaften des Währungsraums. Die jüngste Abschwächung der globalen Konjunktur erfasst Europa offenbar genau in dem Moment, in dem sich die Region aus mehrjähriger Rezession und Starre lösen will. Insbesondere die deutsche Wirtschaft ist stark von China abhängig, ihrem viertgrößten Exportmarkt. Wenig hilfreich ist auch die relative Stärke des Euros. Dieser hat in den letzten sechs Monaten bei besserer Stimmung für die Eurozone und einem Abflauen der letzten Griechenlandkrise gegenüber einer Reihe von Währungen zugelegt, den US-Dollar eingeschlossen.

Doch auch hartnäckig niedrige Inflation trübt Europas Aussichten. Laut Eurostat rutschte die Gesamtinflation im September wieder ins Minus. Die Preise waren 0,1% niedriger als im Vorjahr. Ein wichtiges Barometer für die langfristigen Inflationserwartungen des Marktes, die fünfjährige TerminBreakeven-Inflationsrate in fünf Jahren, die die Erwartungen der Anleger zur Inflationsentwicklung auf lange Sicht angibt, fiel Ende September unter 1,6%. So niedrige Inflationsraten und - erwartungen liegen trotz des im März eingeleiteten quantitativen Lockerungsprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) vor. Mit diesem verpflichtete sich die Zentralbank, für 60 Mrd. Euro im Monat Anlagen (auch Staatsanleihen) zu kaufen, um die Inflation wieder auf ihren Zielwert von knapp unter 2% einzunorden. Zumindest bis vor Kurzem waren viele Beobachter noch zuversichtlich, dass die Eurozone einen Zyklus mit beständig fallenden Preisen vermeiden kann.

Dass die Inflation in Europa zurückgeht, ist niedrigeren Energiekosten geschuldet. Die Inflation ohne Energie erreichte im September einen Jahreswert von 0,9% (was noch deutlich unter dem EZB-Ziel liegt). Die aus Asien importierte Deflation bleibt eine Gefahr. Der nominale Zuwachs der Stundenlöhne in der Eurozone lag im zweiten Quartal im Jahresvergleich bei mickrigen 1,6%.

Die Arbeitslosenquote blieb im August unverändert bei 11%. Das bedeutet, Lohninflation gibt es nur auf bestimmten Lokalmärkten. Der plötzliche Zustrom an Migranten aus außereuropäischen Ländern in diesem Jahr – insbesondere nach Deutschland, wo Arbeitskräfte gebraucht werden – spricht weiterhin für schwachen Lohndruck.

Daher könnte die EZB gezwungen sein, ihr quantitatives Lockerungsprogramm (QE) auszuweiten – vor allem, wenn die Abschwächung in den Schwellenländern die Exporte in der Eurozone weiter so belastet und der Aufwärtsdruck auf den Euro anhält. Es gibt zwar kaum schlüssige Belege aus Japan, Großbritannien und den USA, dass QE-Programme die Inflation auf ihr Zielniveau anheben, doch vielleicht fühlt sich die EZB unter Zugzwang, zu handeln, bevor rückläufige Inflationserwartungen zu rauerem Geschäftsklima führen.

Eine EZB-Sitzung Ende Oktober ergab keine Kursänderung, doch EZB-Präsident Mario Draghi machte deutlich, dass die Bank „einsatzbereit“ sei, wenn der Aufschwung in der Eurozone weiter enttäuschend verlaufe, und dass „der Grad der geldpolitischen Lockerung auf unserer geldpolitischen Sitzung im Dezember neu zu prüfen ist“. Falls, und das erscheint durchaus möglich, die eigenen Wachstums- und Inflationsprojektionen der EZB im Dezember herabgesetzt werden, sind die Voraussetzungen für eine Palette neuer Maßnahmen gegeben: etwa eine Ausweitung des QE-Programms der EZB über sein Verfallsdatum im September 2016 hinaus, aber auch ein höheres Kaufvolumen für Anleihen (derzeit rund 60 Mrd. Euro im Monat), eine breiteres Spektrum an QE-geeigneten Anlagen neben Staatsanleihen und bestimmten Bankdarlehen sowie weitere Senkungen der bereits negativen Einlagenzinsen, die für bei der Zentralbank gehaltenen Bankreserven erhoben werden. Zweifellos radikale Zeiten für die Geldpolitik.

Franklin Templeton Fixed Income Group

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