Wir erkennen auch eine neue Markteinstellung gegenüber den an M&A-Aktivitäten Beteiligten, die ebenfalls dazu beitragen dürfte, dass das Interesse an M&As steigt. Traditionell war es das Übernahmeobjekt – d. h. das Unternehmen, dem ein Übernahmeangebot gemacht wird – das bei M&A-Deals vom höheren Aktienpreis profitierte. Uns scheint, dass der Markt jetzt jedoch zunehmend auch das Potenzial des übernehmenden Unternehmens würdigt.
Das globale Wirtschaftswachstum ist immer noch verhalten. Vor diesem Hintergrund bieten neue Investitionen oder Investitionsausgaben nur wenig Aussicht auf große Gewinne. Der Markt scheint sich deshalb eher vorstellen zu können, dass sich eine gut gedachte M&A, die durch billigeres Eigenkapital und niedrige Zinsen finanziert ist, schnell bezahlt machen könnte.
Einer der Gründe, der am meisten dafür spricht, dass dieser Zyklus noch nicht zu Ende ist, dürfte sein, dass viele Anleger erkennen, dass sich diese Deals sofort auszahlen, und deshalb dazu tendieren, sowohl das übernehmende als auch das übernommene Unternehmen höher zu bewerten.
Die M&A-Welle, die am unteren Ende der Kapitalisierungsskala begann, erreicht jetzt die Spitze. Auch große Deals sind jetzt wieder auf der Tagesordnung. Dieses Jahr wurden weltweit bereits Deals mit einem Volumen von mehr als 10 Milliarden US-Dollar bekannt gegeben.
Bislang sind es zumeist US-Unternehmen, von denen die M&A-Aktivitäten ausgehen. Grund dafür dürfte zum einen die Stärke des US-Dollar und zum anderen die Tatsache sein, dass etliche US-Unternehmen große Mengen Cash im Ausland angesammelt haben, für die M&A die beste Verwendungsmöglichkeit darstellt.
Schätzungen zufolge haben einige der in den USA beheimateten globalen Konzerne bis zu 90% ihrer liquiden Mittel im Ausland.
Steuerliche Konsequenzen, die die Rückführung so großer Beträge zwangsläufig hätte, will man vermeiden. Andererseits lässt es sich mit dem starken US-Dollar gut auf Einkaufstour gehen – mit den wohl überhöhten Aktienpreisen als eine Art „Währung“. Wir rechnen daher damit, dass US-Unternehmen mit großen Cash-Reserven weiter nach Deals Ausschau halten werden. Bei europäischen und japanischen Unternehmen haben wir noch nicht sehr viele M&A-Deals gehen. Europa könnte jedoch aufholen, da das Geschäftsklima besser wird und die Konjunktur sich wieder dem früheren Niveau nähert.
Hinzu kommt, dass sich die weltweite Aktivität der letzten Quartale ziemlich gleichmäßig über die verschiedenen Sektoren verteilt. Im Gesundheitssektor war wohl am meisten los, aber es gab auch Deals im Immobiliensektor, im Verbrauchersektor, in der Industrie und in anderen Bereichen.
Eine Verengung auf ein oder zwei „heiße Sektoren“ ist wirklich nicht absehbar, und der Zeitpunkt, zu dem ein Ende dieser M&A-Welle absehbar wäre, scheint uns noch nicht gekommen.
In vielen Regionen der Welt sehen wir ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren – Unternehmen mit guter Kapitalausstattung, billige Finanzierung und Ungewissheit über das Potenzial organischer Investitionsausgaben – das dafür spricht, dass bislang allenfalls die mittlere Phase dieses M&A-Zyklus erreicht sein dürfte.
Aber auch Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufe dürften sich weiterer Beliebtheit erfreuen, da viele Anleger die Zusatzdividende und die direkte Wertsteigerung schätzen. Natürlich können die Unternehmen ihre Investitionsausgaben nicht ewig aufschieben, und in vielen Entwicklungsländern sind die Industrieanlagen schon recht alt. Das derzeitige Umfeld scheint uns jedoch günstiger für Aktienrückkäufe, Dividenden und M&A als für organische Investitionsausgaben.
Cindy Sweeting, CFA
Director of Portfolio Management
Templeton Global Equity Group