Debatte über potenzielle Zinserhöhungen in den USA

Während die US-Wirtschaft wieder Stärke gewinnt, bestehen auf dem US-Arbeitsmarkt nach wie vor Widerstände und die Inflation bleibt niedrig. Die stimmberechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) tendieren daher immer noch eher zu einer lockeren Geldpolitik. Details im aktuellen Marktkommentar der Franklin Templeton Fixed Income Group. Franklin Templeton | 05.11.2014 13:24 Uhr
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Die US-Wirtschaft legt immer mehr zu. Trotz der bisweilen enttäuschenden Datenlage gilt die Wachstumsdynamik in den USA im dritten Quartal des Jahres 2014, nachdem das auf das Jahr gerechnete Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das zweite Quartal auf 4,6% nach oben korrigiert wurde, immer noch als solide. Die Beschäftigtenzahlen ohne Landwirtschaft für September waren besonders gut und die Daten für Juli und August wurden recht erheblich nach oben korrigiert. Die Gesamtzahlen für Produktion und Beschäftigung haben nun die Höchststände von vor der Rezession überschritten. Insbesondere der Rückgang der Arbeitslosigkeit in den USA auf 5,9% im September - das erste Mal seit Juli 2008, dass sie unter 6% fiel - aufgrund eines Schubs bei den Löhnen im Privatsektor führt wieder einmal zu Debatten über den Zeitpunkt einer geldpolitischen Straffung durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). 

Doch während die US-Wirtschaft wieder Stärke gewinnt, bestehen auf dem US-Arbeitsmarkt nach wie vor Widerstände und die Inflation bleibt niedrig. Die stimmberechtigten Mitgliederdes Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) tendieren daher immer noch eher zu einer lockeren Geldpolitik. Eine Erklärung der Fed vom 17. September wies einmal mehr darauf hin, die Leitzinsen müssten noch „längere Zeit“ bei oder in der Nähe von Null bleiben. Sie erwähnte weiter die „erheblichen, ungenutzten Ressourcen im Arbeitsmarkt“. Was diesen Faktor betrifft, kann die Fed auf die beharrlich hohe Zahl an Arbeitskräften verweisen, die zwar in Teilzeit beschäftigt, aber auf der Suche nach einer Vollzeitbeschäftigung sind: 7,1 Millionen im September laut dem US Bureau of Labor Statistics (BLS). Außerdem fiel die Erwerbsquote im September auf einen Tiefstand von 62,7%, einen Wert, der seit Ende der 1970er Jahre nicht mehr erreicht worden ist und deutlich unter dem Jahresdurchschnitt von 67,1% Ende der 1990er Jahre liegt. Die Erwerbsquote im Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer im Haupterwerbsalter (laut Definition: 25 bis 54) ging ebenfalls zurück.

Die niedrige Inflation half auch, den Druck auf die Fed, die Zinsen zu erhöhen, zu mildern. Sowohl Kerninflation, als auch Gesamtteuerung bleiben weit unter dem inoffiziellen Ziel der Fed von 2%. Die Kernrate der persönlichen Ausgaben (PCE), ein Preisindikator, auf den die Fed sich regelmäßig bezieht, lag im August bei auf das Jahr gerechnet 1,5%. Trotz der allgemeinen Verbesserung bei den Beschäftigtenzahlen ohne Landwirtschaft lässt die Inflation bei den Löhnen und Gehältern noch auf sich warten Der Standpunkt der Fed über die träge Lohnentwicklung im Arbeitsmarkt wurde durch einen Rückgang der durchschnittlichen Stundenlöhne im September unterstrichen. Laut BLS Statistiken lagen sie nur weniger als 2% über dem Vorjahresstand. Der starke US-Dollar in Verbindung mit fallenden Rohstoffpreisen und Disinflation, die aus anderen Teilen der Welt importiert wurde, leistete einen weiteren Beitrag zum schwachen Preiswachstum. So unterstrich das veröffentlichte Protokoll des FOMC Treffens im September wie sehr die Fed-Vertreter über die Stärke des Dollars und das schwache Wachstum außerhalb der USA besorgt sind.

Und doch glauben wir, die Stärke der Arbeitsplatzschaffung in den USA und die fallende Arbeitslosigkeit werden die Fed insgesamt veranlassen, die Gangart zu ändern. Wir erwarten daher deutlichere Hinweise von Seiten der Fed im Zusammenhang mit der Straffung der Geldpolitik. In der Tat haben die generell positiven Wachstumsdaten zu einem leichten Anstieg der Renditen kurzfristiger Anleihen in den letzten Wochen geführt (obwohl die Zugewinne nicht linear waren). Gleichzeitig bewegten sich die als Referenz dienenden Renditen zehnjähriger Anleihen Mitte Oktober um die 2,30% Marke, also deutlich unter dem 3,0% Niveau, das sie im letzten Dezember erreicht hatten. Selbst die noch niedrigeren Renditen japanischer und europäischer Staatsanleihen sorgen nach wie vor für Nachfrage nach Staatsanleihen, wie auch ein Rückgang des US-Defizits (was das Angebot reduzierte) und die Befürchtungen über das globale Wachstum. Ergebnis eines Anstiegs kurzfristiger und eines Rückgangs langfristiger Zinsen ist eine Verflachung der Renditekurve, denn Anleger fordern einen niedrigeren Zuschlag für das Halten langfristiger Anleihen gegenüber kurzfristigeren Emissionen. Im Allgemeinen spiegelt diese Verflachung die Erwartung der Fed einer Konjunkturabschwächung zum Einen und eines langsameren langfristigen Wachstums zum Anderen wider. Das scheint vernünftig. Wir glauben aber, der Aktivismus der Fed im längeren Bereich der Schatzanleihenkurve verzerrt die Aussagekraft der Abflachung als Indikator für die Marktstimmung.

Ebenso interessant ist die hartnäckige Differenz zwischen den Finanzmärkten und der Fed was die Zinserwartungen betrifft. Median FOMC Prognosen für Leitzinsen für den Zeitraum bis Ende 2015 sind in diesem Jahr fortwährend gestiegen. Der jüngste von der Fed Mitte September veröffentlichte „Punkte- Chart“ wies eine Median FOMC Prognose für den Leitzins von 1,375% zum Jahresende 2015 aus (ein Anstieg von der vorherigen Prognose 1,125%) und von 2,875% Ende 2016 (ein Anstieg von der vorherigen Prognose von 2,500%). Und doch hatten die Fed Funds Futures (Barometer für Zinsentwicklung) bis Anfang Oktober kaum zugelegt und blieben weit unter den FOMC Prognosen. Das deutet darauf hin, dass der Markt sogar noch defensiver ist als die Fed und nicht an die Nachhaltigkeit des aktuellen Wachstums in den USA glaubt. Sofern die Fed sich nicht irrt, wird der Markt sich mit dem riskanten Prozess einer Adjustierung seiner Erwartungen auseinander setzen müssen, um sich der Geldpolitik der Fed anzupassen, wenn die Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden.

Weitere Themen im Marktkommentar "Globale Märkte im Fokus" (PDF) von Franklin Templeton:

-) Weltwirtschaft hat mit „Neuer Mittelmäßigkeit" zu kämpfen

-) Die weiteren Aussichten für Europa

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