Seit einiger Zeit betrachten wir Afrika als wichtiges langfristiges Anlageziel in Schwellen- und Grenzmärkten, weil der Kontinent kräftiges Wirtschaftswachstum bei unserer Ansicht nach attraktiven demografischen Voraussetzungen und immer besserem Marktzugang bietet. Doch da nur wenige Investoren mit afrikanischen Anlagen vertraut sind, werden Unternehmen dort vielfach deutlich niedriger bewertet als anderswo.
Südafrika unterscheidet sich von anderen Märkten Afrikas südlich der Sahara, weil es nicht zu den Grenz-, sondern zu den Schwellenmärkten zählt. Das liegt an fest etablierten, gut regulierten und hoch entwickelten Finanzmärkten, die sich in seiner langen Geschichte als Weltmarktführer in vielen Bereichen der Minenindustrie formiert haben. Unserer Ansicht nach spielt der südafrikanische Markt bei panafrikanischen Anlagen eine unschätzbare Rolle, denn er bietet Liquidität, etliche reizvolle Direktinvestitionsmöglichkeiten und viele Gelegenheiten zu indirektem Engagement in ansonsten unzugänglichen afrikanischen Märkten.
In den letzten Monaten hat Südafrika unter eher bedrückenden Nachrichten gelitten. Die Produktion in den Sektoren Bergbau und Landwirtschaft entwickelte sich gedämpft. Hinzu kam Preisschwäche bei vielen Rohstoffen, die die Wirtschaftswachstumsraten im Inland zusätzlich drückte. Gleichzeitig gab der südafrikanische Rand nach – wie eine ganze Reihe Währungen von Schwellenländern, die auf ausländische Kapitalströme angewiesen sind, um hartnäckige Leistungsbilanzdefizite auszugleichen. Der negative Effekt auf die Einkommen der Verbraucher, die bereits unter hoher Arbeitslosigkeit litten, beeinträchtigte einheimische Unternehmen zusätzlich. Währenddessen wirken die Arbeitsbeziehungen, insbesondere in der Minenindustrie, angespannt. Radikale Stimmen werden in der Regierungspartei African National Congress offenbar lauter.
Wir erachten die schlechten Nachrichten allerdings vielfach als kurzlebig. Signale für einen Konjunkturaufschwung in den Industrieländern sowie bessere Daten aus China haben bereits eine Erholung der Rohstoffmärkte ausgelöst, die unserer Ansicht nach auf die Erträge der Minenbetreiber durchschlagen dürfte. Die Arbeitskämpfe in der Bergbaubranche wirken teilweise gestellt. Rivalisierende Minenarbeitergewerkschaften werben einander mit der Aggressivität ihrer Lohnforderungen Mitglieder ab. Unseres Erachtens wird man sich am Ende auf eine Erhöhung knapp über der Inflationsrate einigen. Der Wertverlust des Rand hat währenddessen positive und negative Auswirkungen. Der Belastung heimischer Unternehmen steht die bessere Lage der Exportwirtschaft gegenüber. Die Produktion profitiert offenbar bereits von der zurückgewonnenen Wettbewerbsfähigkeit. Jüngste Wirtschaftsdaten zeigen anziehende Aktivität an. Außerdem steigert eine billige Währung den ohnehin beträchtlichen Reiz Südafrikas als Touristenziel erheblich.
Unter solchen Umständen lässt unsere bewährte Investmentphilosophie der Ermittlung von Situationen, in denen kurzfristige Stimmungen langfristigen Wert freisetzen, Südafrika für uns ausgesprochen aussichtsreich erscheinen. Hinzu kommt, dass viele südafrikanische Unternehmen nicht nur mit ihrem Inlandsgeschäft punkten, sondern durchaus globale Reichweite haben, wie zum Beispiel Großbrauereien und Bergbaukonzerne. Als Schwellenmarktanleger spricht uns auch eine Gruppe südafrikanischer Unternehmen an, die durch Management- und Technikkompetenz Positionen auf afrikanischen Märkten und in Branchen aufgebaut haben, die ansonsten schwer zugänglich sind. Solchen offensichtlichen Bereich bilden unseres Erachtens in Südafrika ansässige Minenunternehmen, die neue Metall- und Mineralvorkommen erschließen wollen. Damit einher geht eine beträchtliche Zahl von Minendienstleistern wie Geräteverleiher.
Weitere südafrikanische Unternehmen bedienen die wachsende Nachfrage nach Konsumprodukten, denn das Wirtschaftswachstum auf dem ganzen Kontinent steigert die verfügbaren Einkommen der Verbraucher. Südafrikanische Unternehmen sind maßgebliche Akteure auf dem Telekommunikationsmarkt des afrikanischen Kontinents. Auch Einzelhändler haben eifrig florierende Niederlassungen auf anderen afrikanischen Märkten außerhalb Südafrikas gegründet, und Finanzunternehmen ebenso. Wir versuchen zwar nach Möglichkeit, uns direkt auf afrikanischen Grenzmärkten zu engagieren, doch solche indirekten Positionen bieten uns Aufwärtspotenzial durch die frühe Investition auf schnell wachsenden, unterentwickelten Märkten und gleichzeitig Zugang zu einer liquiden und gut regulierten Börse.
Aus diesen Gründen ist Südafrika, die regionale Supermacht des Kontinents, in unseren Augen nicht nur an sich ein reizvolles Anlageziel, sondern auch ein wichtiges Sprungbrett für das Engagement auf dem übrigen Kontinent.
Mark Mobius
Executive Chairman, Portfoliomanager
Templeton Emerging Markets