Mobius: Ausblick für die Emerging Markets

Im Folgenden stellt Ihnen Franklin Templeton den aktuellen Newsletter von Mark Mobius und seinem Emerging Markets Research Team zum Thema Emerging Markets zur Verfügung. Franklin Templeton | 10.09.2010 11:04 Uhr
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  • China überholte Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft
  • Indiens Zentralbank hob ihre BIP-Wachstumsprognosen für 2010/11 auf 8,5% im Jahresvergleich an
  • In Brasilien zog die Inlandsnachfrage infolge höherer verfügbarer Einkommen und kräftigen Kreditwachstums weiter an (mit 200 Millionen Einwohnern das fünftbevölkerungsreichste Land der Welt)
  • In Russland dürften die vielen Brände im Hochsommer das BIP-Wachstum im 3. Quartal nur minimal und kurzfristig beeinträchtigen

Kommentar zu den Emerging Markets

Überblick

Nach starker Performance im Juli korrigierten die Aktienmärkte der Schwellenländer im August. Eine Abschwächung des weltwirtschaftlichen Wachstums erregte Besorgnis in Bezug auf Tempo und Nachhaltigkeit des globalen Aufschwungs. Der MSCI Emerging Markets Index gab in US-Dollar 1,9% ab. Die asiatischen Märkte zeigten jedoch weiter Stärke, da zunehmende Inlandsnachfrage die Konjunktur in der Region stützte. Die südostasiatischen Märkte schnitten besser ab als andere Märkte der Region. Thailand, Malaysia und die Philippinen beschlossen den August im Plus. In Lateinamerika kam es in Brasilien und Mexiko zu einer Korrektur, während die Nachbarländer Argentinien, Chile, Kolumbien und Peru Gewinne verbuchten. Sorgen um Überhitzung und Ungewissheit in Bezug auf anstehende Wahlen bewirkten, dass brasilianische Aktien einen Teil ihrer hohen Gewinne vom Juli wieder abgaben. Am schwächsten rentierten im August die osteuropäischen Märkte, was zum Teil auf den Rückgang der Lokalwährungen gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen war.

Aktuelles aus den Regionen

China überholte Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und bekräftigte damit seine wachsende politische und wirtschaftliche Bedeutung. Sollten sich die aktuellen Wachstumstrends fortsetzen, könnte China schon 2030 den USA den Rang als größte Volkswirtschaft der Welt ablaufen. Im Handelssektor erreichten die Exporte im Juli eine Rekordhöhe von 145,5 Mrd. US-Dollar und nahmen damit im Jahresvergleich um 38,1% zu. Die Importe steigerten sich gegenüber dem Vorjahr um 22,7%. Daraus ergab sich ein Handelsüberschuss von 28,7 Mrd. USDollar – das höchste Niveau seit über einem Jahr. Ein Anstieg der Nahrungsmittelpreise erhöhte im Juli den Inflationsdruck. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli um 3,3% gegenüber dem Vorjahr. Im Juni waren es im Jahresvergleich 2,9% gewesen. Die Erzeugerpreisinflation (PPI) ließ dagegen weiter nach und ging im Juli von 6,4% im Juni auf 4,8% zurück – jeweils im Jahresvergleich.

Aus Sorge um den schwachen Immobiliensektor führte die südkoreanische Regierung eine Reihe von Maßnahmen zur Belebung der Nachfrage ein. Dazu gehörten eine Verlängerung der steuerlichen Entlastung zur Förderung von Immobilienkäufen und eine Lockerung der Regelungen zur Vergabe von Hypothekenkrediten. Die Inflation hielt sich im Zielbereich der Zentralbank, die die Zinsen im Juli infolgedessen unverändert bei 2,25% belassen konnte. Im Juni hatte sie sie erstmals seit der globalen Finanzkrise von 2008 um 25 Basispunkte (0,25%) angehoben. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli um 2,6% gegenüber dem Vorjahr, was in etwa dem Anstieg vom Juni entsprach. Die Steigerung der Industrieproduktion ließ im Juli nach, doch das Wachstum blieb zweistellig. Der Output stieg (gegenüber 17,0% im Juni) im Juli um 15,5% (jeweils im Vorjahresvergleich).

In Indien beschleunigte sich das BIP-Wachstum im 2. Quartal 2010 gegenüber dem Vorjahr auf 8,8%, nachdem es im 1. Quartal 8,6% betragen hatte. Treibende Faktoren waren unter anderem Produktion, Dienstleistungsgewerbe und Landwirtschaft. Die Zentralbank hob ihre BIP-Wachstumsprognosen für 2010/11 auf 8,5% im Jahresvergleich an. Der Handelssektor blieb solide. Exporte wie Importe verzeichneten im Juni zweistellige Zuwächse. Die Exporte nahmen im Jahresvergleich um 30,4% zu – auf 17,7 Mrd. US-Dollar –, die Importe dagegen um 23,0%. Die Industrieproduktion stieg währenddessen im Juni nur mehr um 7,1% gegenüber dem Vorjahr, nachdem sie seit Ende 2009 zweistellig gewachsen war. Das war auf nachlassendes Wachstum in der Produktion und im Maschinen- und Anlagenbau zurückzuführen.

Die Inlandsnachfrage in Brasilien zog infolge höherer verfügbarer Einkommen und kräftigen Kreditwachstums weiter an. Für Brasilien, mit über 200 Millionen Einwohnern das fünftbevölkerungsreichste Land der Welt, wird weiterhin mit steigendem Konsum gerechnet, der wesentlich zur globalen Nachfrage und zum Welthandel beitragen dürfte. Die Einzelhandelsumsätze nahmen von 10,2% im Juni auf 11,3% im Juli zu (jeweils im Vorjahresvergleich). In Bezug auf den Handel zogen die Importe im Juli sprunghaft an – gegenüber dem Vorjahr um 45,3% auf 16,3 Mrd. US-Dollar. Auch die Exporte verzeichneten zweistellige Zuwächse, die allerdings mit 25% im Jahresvergleich etwas niedriger ausfielen. Der Handelsüberschuss verringerte sich dadurch im Juli gegenüber 3,7 Mrd. US-Dollar vom Juni auf 1,4 Mrd. US-Dollar.

Das südafrikanische BIP nahm im 2. Quartal 2010 im Quartalsvergleich um 3,2% zu. Im 1. Quartal hatte das Wachstum noch 4,6% betragen. Wichtige Wachstumstreiber waren unter anderem Produktion und tertiärer Sektor. Im 2. Quartal steigerte sich der Produktionszuwachs um 8,5% gegenüber dem Vorjahr. Im Vorquartal hatte er bei 4,4% gelegen. Im 1. Quartal hatte der Output im Bergbausektor mit einem Plus von 15,4% einen wesentlichen Wachstumsbeitrag geleistet, ging aber im 2. Quartal um 20,9% zurück (jeweils im Quartalsvergleich). Auf dem Arbeitsmarkt verringerte sich der Stellenabbau im 2. Quartal von 171.000 in den ersten drei Monaten des Jahres auf 61.000.

Die russische Wirtschaft setzte ihren Aufschwung 2010 fort. Das BIP-Wachstum erhöhte sich im 2. Quartal von 2,9% im ersten im Jahresvergleich auf 5,2%. Die Hitzewelle und die Flächenbrände im Sommer dürften das BIP-Wachstum im 3. Quartal nur minimal und kurzfristig beeinträchtigen. Auf den am schlimmsten betroffenen Landwirtschaftssektor entfällt lediglich ein geringer Teil der Wirtschaftsleistung des Landes und die Auswirkungen auf Bereiche wie Industrie oder Dienstleistungen sollten kurzlebig sein. Die Zentralbank beließ die Leitzinsen unangetastet auf ihrem Rekordtief von 7,75%, da sich der jüngste Ausschlag bei den Nahrungsmittelpreisen nicht wesentlich auf die langfristigen Inflationsziele der Bank auswirken dürfte.

In der Türkei ließ die Zentralbank die Leitzinsen angesichts nachlassenden Inflationsdrucks und anhaltender Bemühungen um die Stützung der heimischen Wirtschaft ebenfalls unverändert auf einem Rekordtief von 7,0%. Die Verbraucherpreisinflation erreichte im Juli ein Siebenmonatstief von 7,6% gegenüber dem Vorjahr. Im Juni hatte der Anstieg im Jahresvergleich noch 8,4% betragen. Der Zuwachs der Industrieproduktion ging gegenüber 15,5% vom Mai im Juni im Jahresvergleich auf 10,1% zurück. Ein Aufleben der Nachfrage im Aus- und Inland könnte den Sektor künftig stützen.

Thema des Monats: Fragen und Antworten zu Schwellenländern

In welchem Stadium des Konjunkturzyklus befindet sich der Weltmarkt Ihrer Ansicht nach zurzeit? Aus welchem Grund?

Global betrachtet stehen wir noch am Anfang einer Aufschwungphase. Wir müssen jedoch jedes Land individuell einstufen, da nicht alle Volkswirtschaften im gleichen Stadium sind. Während manche Industrieländer noch hinterherhinken, haben sich etliche Schwellenmärkte bereits erholt. In manchen Teilen der Welt gab es gar keine Rezession. Daher muss man jedes Land für sich betrachten. So ist die brasilianische Wirtschaft in hohem Tempo weitergewachsen, während sich auch der Lebensstandard erhöht hat. Das galt ebenso für China.

Warum rechnen Sie nicht mit einem weltwirtschaftlichen „Double-Dip-Szenario”?

Ein Szenario mit zwei Tiefpunkten („Double Dip”) halten wir derzeit für unwahrscheinlich, weil die Geldmenge nachhaltig wächst. Die US-Regierung hat sich bereits auf ein zweites quantitatives Lockerungsprogramm eingestellt, das beim ersten Anzeichen für ein Stocken der Konjunktur eingeleitet werden soll.

Erwarten Sie aus Zehnjahresperspektive eine Phase mit hoher Inflation infolge der enormen Geldmenge in der Weltwirtschaft?

Diesbezüglich wird viel von der Bereitschaft der Regierungen in aller Welt abhängen, Liquidität zu entziehen, wenn Inflation einsetzt. In der Vergangenheit haben diese eher langsam reagiert, sodass für die nächsten zehn Jahre von der aktuell niedrigen Ausgangsbasis aus mit steigenden Inflationsraten zu rechnen ist.

Wie dürfte sich die Liste der zehn reichsten Länder der Welt nach Ihrem Dafürhalten in den nächsten 20 bis 30 Jahren verändern?

Sicherlich ist zu erwarten, dass der Anteil der heutigen Schwellenländer zunimmt. Viele der wachstumsstarken Schwellenmärkte wie China und Indien könnten weiter vorpreschen und sehr reich werden. Daher werden wir unsere Fonds weiterhin so aufstellen, dass sie die interessantesten Anlagechancen in allen Schwellenländern nutzen.

Kommt es zur „Entkoppelung” der Märkte?

Heute sind alle Länder durch Handel und Kommunikation auf die eine oder andere Weise unentwirrbar miteinander verflochten. Es ist daher unrealistisch, zu behaupten, dass sich ein Land oder eine Ländergruppe von anderen abkoppelt. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich immer alle gleichzeitig oder im gleichen Tempo in die gleiche Richtung entwickeln.

Werden Schwellenmärkte auch weiterhin hohe Volatilität aufweisen?

Sämtliche Märkte, die Schwellenmärkte eingeschlossen, werden weiterhin hohe Volatilität zeigen. Durch Leerverkäufe, ungedeckte Leerverkäufe, zunehmende Derivate und die globale Expansion der Märkte wird uns die Volatilität noch einige Zeit erhalten bleiben. Der Gesamtwert der Derivate beträgt zum Beispiel inzwischen über 600 Bio. US-Dollar – mehr als das Zehnfache des gesamten globalen BIP.

Manche Analysten meinen, angesichts großer Ungewissheit auf dem Markt sei Gold der einzig sichere Hafen. Sie auch? Warum?

In der Vergangenheit war Gold kein guter Wertspeicher. Angesichts unserer höchst unsicheren Zeiten fühlen sich die Investoren jedoch im Allgemeinen sicherer, wenn sie Gold halten anstelle liquider Mittel. Sollte die Geldmenge in dem Tempo der letzten Jahre weiterwachsen, dürfte Gold seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Aber auch andere Rohstoffe wie Palladium, Platin und Silber sollten dann überlegen abschneiden. In Zeiten großer Ungewissheit sollten wir aber auch Aktien nicht übersehen. Die Geschichte belegt, dass sich der Kauf von Aktien in Zeiten, in denen der Pessimismus am größten ist, oft besonders auszahlt, wenn wieder Stabilität einsetzt.

Glauben Sie, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für die Anlage in Aktien ist? Wenn ja, auf welche Bereiche sollte man bevorzugt setzen? Und mit welchen Erträgen ist zu rechnen?

Es gibt keine guten oder schlechten Zeiten zum Investieren. Auf den Aktienmärkten sind immer Schnäppchen zu finden. Die Voraussetzung dafür ist natürlich detailliertes Research, um diese Schnäppchen ausfindig zu machen, und ihr Kauf mit langfristigem Horizont. Unseres Erachtens bieten die Schwellenmärkte Anlegern nach wie vor unwiderstehliche Chancen. Die Erträge eines diversifizierten Aktienportfolios können wir unmöglich vorhersagen. Rückblickend haben die Schwellenmärkte die Industrieländer jedoch in den letzten zehn Jahren im Schnitt deutlich übertroffen.

Warum sollten Anleger Schwellenländeraktien in ein breit gestreutes Portfolio aufnehmen?

Die Schwellenmärkte bieten reizvolle Investmentgelegenheiten, weil sie (1) im Verhältnis höheres BIP-Wachstum aufweisen, (2) Devisenreserven angehäuft haben, die ihre Volkswirtschaften weit besser gegen externe Schocks wappnen, (3) im Verhältnis geringer verschuldet sind, (4) wachsendes Anlegervertrauen genießen, (5) hohe Kapitalzuflüsse verzeichnen, weil (6) angesichts niedriger Bankzinsen höhere Renditen gefragt sind und vor allem, weil (7) die Bewertungen unspektakulär sind.

Hinzu kommt, dass 2009 im Durchschnitt rund 3 bis 8 Prozent der Portfolios institutioneller Investoren in Schwellenmärkten investiert waren, die etwa 30% der globalen Marktkapitalisierung ausmachen. Diese Diskrepanz lässt uns annehmen, dass die potenzielle Nachfrage nach Schwellenländeranlagen erheblich sein dürfte. In Zukunft könnte mehr Kapital auf diese Märkte gelenkt werden, wenn die Investoren erkennen, dass sie dort im Vergleich zu den Industrieländern zu vernünftigen Preisen bei im Verhältnis niedrigen Risiken werthaltige Titel erwerben können.

Dr. Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Asset Management Ltd

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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