Mark Mobius zur Entwicklung der EM

Die Kurse von Schwellenländeraktien haben sich von ihrem Tief Anfang März 2009 bis heute mehr als verdoppelt. Auf lange Sicht rechnet Mark Mobius mit einer Fortsetzung dieses Trends, die allerdings nicht ohne Korrekturen verlaufen dürfte. Franklin Templeton | 20.04.2010 09:24 Uhr
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Emerging Markets

Überblick

Die Aktienmärkte brachen zu Beginn des Quartals ein, als Sorgen um den Entzug von Anreizen, die Überhitzung in China und Haushaltsungleichgewichte in Griechenland den Anlegern nach der starken Performance von 2009 einen Vorwand zur Gewinnmitnahme lieferten. Im Februar hielten sich die meisten Märkte in einer engen Spanne, da die Investoren auf mehr Klarheit in Bezug auf diese Variablen warteten, die sich im März prompt einstellte. Infolgedessen machten die Aktienkurse im Quartal Verluste gut. Kommentare aus den USA und China signalisierten die Beibehaltung der Anreizmaßnahmen und der expansiven Politik. Der Markterfolg griechischer Anleihen führte in Verbindung mit Anzeichen für robuste Konjunktur in den meisten Schwellenländern und niedrigen Zinsen zu einer Wiederherstellung des Anlegervertrauens. Im Ergebnis beschloss der MSCI Emerging Markets Index das Quartal mit einem US-Dollar-Ertrag von 2,54%. Erwähnenswert ist, dass sich die Kurse von Schwellenländeraktien von ihrem Anfang März 2009 verzeichneten Tief aus mehr als verdoppelt haben. Diesem Kurssprung hatte der rasche Liquiditätsanstieg durch die expansive Währungspolitik und die umfangreichen Anreizpakete Vorschub geleistet, die von Regierungen und Zentralbanken weltweit umgesetzt wurden, um ihre Volkswirtschaften aus der Rezession zu holen und wieder nachhaltiges Wachstum zu erwirtschaften. Höhere Rohstoffpreise und stärkere Schwellenmarktwährungen haben die Märkte ebenfalls gestützt. Längerfristig rechnen wir mit einer Fortsetzung dieses Trends, die allerdings nicht ohne diverse Korrekturen verlaufen dürfte.

Aktuelles aus den Regionen

In China wuchs die Wirtschaft 2009 im Jahresvergleich um 8,7% und übertraf damit das Regierungsziel von 8%. Wachstumstreiber waren Investitionen, Konsum und Industrie. Im März hielt China den Nationalen Volkskongress 2010 ab, auf dem Premier Wen äußerte, dass die Aussetzung der im letzten Jahr eingeführten wirtschaftlichen Anreize in China „sehr behutsam und flexibel“ erfolgen werde, um den starken Aufschwung im Land nicht aus der Bahn zu werfen. Proaktive Fiskalpolitik und mäßig lockere Währungspolitik dürften eine nachhaltige Erholung weiterhin gewährleisten.

Diese Maßnahmen waren zwar erfolgreich, haben aber auch potenzielle Risiken in Form von Inflationsdruck und Überhitzung in bestimmten Sektoren mit sich gebracht, mit denen sich die Regierung in diesem Jahr nach und nach auseinandersetzt. Zweimal im Quartal hob die People’s Bank of China (PBOC) die für die Banken geltenden Mindestreserveanforderungen an: Für die größten Banken des Landes setzte die PBOC den Reservesatz um 100 Basispunkte (1,0%) auf 16,5% herauf und für kleinere Institute auf 14,5%. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die exzessive Bankkreditvergabe einzuschränken. Die Verbraucherpreise legten im Februar mit 2,7% im Jahresvergleich – gegenüber 1,5% im Januar – so stark zu wie seit über einem Jahr nicht mehr. Premier Wen bekräftigte ferner, dass China an seiner auf einen stabilen Yen ausgerichteten Politik festhalten werde und seine Währung nicht für unterbewertet halte – trotz des wiederholten Drucks aus den USA auf eine Neubewertung.

In Südkorea verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum im 4. Quartal 2009, weil Exporte und Staats- und Konsumausgaben im Berichtszeitraum zurückgegangen waren. Die Investitionen steigerten das BIP-Wachstum dagegen. Die Bruttoanlageinvestitionen erhöhten sich im Quartalsvergleich um 1,7%. Das BIP kletterte gegenüber dem Vorquartal um 0,2%. Im 3. Quartal waren es noch 3,2% gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr war das BIP jedoch um 6,0% gewachsen, was zum Teil einer niedrigen Vergleichsbasis aus dem letzten Quartal 2008 zuzuschreiben war. Im ganzen Jahr legte das BIP im Jahresvergleich 0,2% zu – so wenig wie zuletzt in der Asienkrise, als die Wirtschaft 1998 gegenüber dem Vorjahr um 5,7% schrumpfte. Die Zentralbank prognostiziert für 2010 ein BIP-Wachstum von 4,6% im Jahresvergleich. Ihren Leitzins hielt die Bank auf einem Rekordtief von 2%, um die Binnenwirtschaft weiter zu stützen. Die Regierung sollte 2010 auch an ihrer expansiven makroökonomischen Politik festhalten, da eine langsame Erholung von Konsum, Investitionen und Beschäftigung Besorgnis erregen. Die Arbeitslosigkeit stieg 2009 im Jahresvergleich auf 3,7% gegenüber 3,2% im Vorjahr. Die Verbraucherpreise lagen 2009 um 2,8% über dem Vorjahresniveau – also nicht so stark wie 2008 mit 4,7%. Für die drei Jahre von 2010 bis 2012 setzte die Zentralbank ihr Inflationsziel auf 2% bis 4% herauf.

Während Indiens BIP-Wachstum im letzten Quartal 2009 im Vergleich zum 3. Quartal nachließ, wuchs die Wirtschaft im Jahresvergleich immer noch um respektable 6,0% – gegenüber 7,9% im Jahresvergleich im vorausgehenden Dreimonatszeitraum. Investitionen, Produktion und der Dienstleistungssektor waren die wesentlichen Wachstumstreiber. Dadurch erhöhte sich das Wachstum für die ersten neun Monate des laufenden Haushaltsjahrs 2009/10 (April bis März) im Jahresvergleich auf 6,7%. Die Wachstumsprognosen für das BIP im aktuellen Haushaltsjahr betragen 7,2%. Staatliche Anreize, niedrige Zinsen und gestiegene Inlandsnachfrage dürften das Wachstum von Industrieproduktion, Investitionen und Exporten ankurbeln. Die Reserve Bank of India zog die währungspolitischen Zügel mit der Erhöhung des Reservesatzes um 75 Basispunkte (0,75%) auf 5,75% an, um dem System überschüssige Liquidität zu entziehen und so für Preisstabilität zu sorgen und anziehenden Inflationsdruck zu bekämpfen. Anschließend hob die Bank erstmals seit über einem Jahr im März die Zinsen an. Die Zinsen für echte und umgekehrte Repo-Geschäfte wurden um 25 Basispunkte (0,25%) auf jeweils 5,0% bzw. 3,5% angehoben. Die Regierung legte ihren Haushalt für das Haushaltsjahr 2010/11 vor. Das Defizit beläuft sich auf 5,5% des BIP und liegt damit unter den für das laufende Haushaltsjahr angestrebten 6,9% bzw. 7,8% für das Vorjahr.

Das BIP-Wachstum in Brasilien legte im 4. Quartal 2009 im Quartalsvergleich auf 2,0% zu. Im 3. Quartal 2009 hatte es im Vergleich 1,3% betragen. Im Jahresvergleich wuchs das BIP um 4,3%, während es im Vorquartal um 1,4% gefallen war. Gestützt wurde das Wachstum durch privaten Konsum, Investitionen und Staatsausgaben. Für das ganze Jahr schrumpfte die Wirtschaft mit 0,2% im Jahresvergleich minimal. Angesichts der besseren Liquiditätslage hob die Zentralbank die Mindestreserveanforderungen für Geschäftsbanken um rund 39 Mrd. US-Dollar an. Brasilien gehörte 2009 erneut zu den attraktivsten ausländischen Anlagezielen in der Schwellenländerkategorie. Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) infolge von Fusionen und Übernahmen beliefen sich im gleichen Jahr auf insgesamt 9,7 Mrd. US-Dollar und machten rund 60% der auf Lateinamerika entfallenden Gesamtströme aus. In der Politik präsentierte Brasiliens Regierungspartei Partido dos Trabalhadores (PT) Dilma Rousseff als ihre Präsidentschaftskandidatin für die im Oktober 2010 anstehende Wahl. Dass Präsident Lulas zivile Stabschefin Rousseff seine Nachfolgerin werden würde, war weithin erwartet worden. Sollte sie gewählt werden, dürfte Rousseff die gegenwärtige makroökonomische Politik der Regierung fortführen.

Das südafrikanische BIP-Wachstum beschleunigte sich im Jahresvergleich im letzten Quartal 2009 von 0,9% im 3. Quartal auf 3,2%. Größere Nachfrage nach Rohstoffen und eine Erholung der Binnennachfrage sollten die Wirtschaft weiter stützen. Der Produktionssektor, einer der Hauptfaktoren für das Wirtschaftswachstum, konnte sich weiter verbessern: Der wertschöpfende Output legte im Jahresvergleich im 4. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum 10,1 % zu. Im 3. Quartal waren es noch 7,6% gewesen. Die Einzelhandelsumsätze fielen zwar niedriger aus als im Jahr zuvor, gingen aber langsamer zurück. Sie verringerten sich im Jahresvergleich im Januar um 1,7% gegenüber 3,7% bzw. 6,6% im Dezember und November. Der Konsum sollte infolge niedriger Zinsen und der Fußball-WM im Sommer dieses Jahres weiter anziehen. Die Inflation lag über dem Zielband der Zentralbank von 3% bis 6%. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar gegenüber dem Vorjahr um 6,2% und damit nicht ganz so stark wie im Dezember mit einem Anstieg um 6,3% im Jahresvergleich. Um die Wirtschaft zu unterstützen, kündigte die Regierung Verbesserungen im Gesundheitswesen, bei der Arbeitsbeschaffung und Verbrechensbekämpfung als Prioritäten für die nächsten fünf Jahre an.

Die russische Wirtschaft ging 2009 gegenüber dem Vorjahr um 7,9% zurück. Die Regierungsprognosen hatten sogar 8,5% betragen. 2008 war sie im Jahresvergleich noch um 5,6% gewachsen. Der BIP-Rückgang war die Folge niedrigerer Investitionen, Konsumausgaben und Ölexporte. Während die amtliche BIP-Wachstumsprognose der Regierung bei 3% bis 3,5% liegt, rechnet der stellvertretende Minister für Wirtschaftsentwicklung Andrej Klepach mit einem Wirtschaftswachstum von 4% bis 4,5%, da sich die globale makroökonomische Lage bessert. Der Inflationsdruck ließ weiter nach. Die russischen Verbraucherpreise waren im Januar im Jahresvergleich um 8,0% und im Februar um 7,2% gestiegen. Dies gestattete der Zentralbank die Fortsetzung ihrer lockeren Geldpolitik, mit der sie ihren Beitrag zur Ankurbelung der Binnenkonjunktur zu leisten versucht. Die Bank senkte ihren Leitzins um 25 Basispunkte (0,25%) auf 8,5%. Zur Intensivierung der bilateralen Beziehungen besuchte Premierminister Wladimir Putin im März Indien, wo eine Reihe von Verträgen unterzeichnet wurden – unter anderem im High-Tech-Bereich.

Die Türkei entschied sich gegen die Unterzeichnung einer neuen Standby-Kredit-Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Die letzte 3-jährige Vereinbarung lief im Mai 2008 aus und das Land hatte mit dem IWF über die Möglichkeit eines neuen Bereitschaftskredits verhandelt. Der IWF wird die wirtschaftliche Entwicklung in der Türkei jedoch weiterhin verfolgen und dürfte im Mai 2010 Beratungsgespräche aufnehmen. Die internationale Rating-Agentur Standard & Poor’s setzte das Credit-Rating der Türkei im Februar herauf.

Wegen der besseren Wirtschaftspolitik der Türkei wurden die Ratings für die langfristigen Fremd- und Inlandswährungsanleihen des Landes auf BB bzw. BB+ angehoben. Das türkische Haushaltsdefizit dürfte 2011 von rund 5,5% des BIP im Jahr 2009 auf 4% zurückgehen. 2009 machte das Privatisierungsprogramm der Regierung weitere Fortschritte. Transaktionen über 2,3 Mrd. US-Dollar kamen in dem Jahr zum Abschluss. Das staatliche Haushaltsdefizit erhöhte sich 2009 von 11,6 Mrd. US-Dollar im Vorjahr auf 34,8 Mrd. US-Dollar, blieb damit aber noch unter den Prognosen des mittelfristigen Wirtschaftsprogramms. Finanzminister Mehmet Simsek stellte ferner fest, dass die Monatswerte gegen Jahresende unerwartet gut ausfielen.

Ausblick

Die Schwellenländer haben im letzten Jahr kräftig angezogen. Manche Investoren werden vielleicht in die Versuchung kommen, Kasse zu machen. Das könnte kurzfristige Marktkorrekturen auslösen. Wir rechnen in Schwellenländern allerdings mit solchen Rücksetzern, doch statt verstärkt darauf zu achten, wann diese eintreten, konzentrieren wir uns auf den Neu- und Zukauf solcher Anlagen, die unseres Erachtens aufgrund dieser Korrekturen unwiderstehlich bewertet sind. Insgesamt betrachten wir die Schwellenländer auf lange Sicht nach wie vor optimistisch.

Unser Optimismus stützt sich weiterhin auf: (1) wach-sendes Vertrauen der Anleger in Aktien – allgemein und schwellenländerspezifisch, (2) kräftige Kapitalzuflüsse in die Schwellenmärkte, (3) das Streben nach höheren Renditen angesichts niedriger Bankzinsen, (4) im Vergleich höheres BIP-Wachstum in Schwellenländern, (5) die Anhäufung von Devisenreserven, die Schwellenländervolkswirtschaften in die Lage versetzen, externe Schocks deutlich besser zu verkraften, (6) die im Verhältnis geringere Verschuldung von Schwellenländern und (7) das hohe Geldmengenwachstum weltweit. All diese Faktoren machen die Schwellenmärkte für Investoren aus aller Welt attraktiv.

Dr. Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Asset Management Ltd

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