Autor: Dieter Kerschbaum, Communications Specialist Österreich, Erste Asset Management
Die Europäische Wirtschaft hat in den letzten Monaten an Fahrt aufgenommen. Jüngste Prognosen zeigen, dass sich das Wachstum heuer deutlich beschleunigen wird. Selbst in den „Problemländern“ wie z. B. Italien, Spanien und Portugal zieht die Wirtschaft an. Möglicherweise ein guter Zeitpunkt, um in Aktien europäischer Unternehmen zu investieren. Wir sprachen mit Markus Jandrisevits, seit 2001 Fondsmanager des mit 4 Morningstar-Sternen ausgezeichneten europäischen Aktien-Dachfonds, über Anlagechancen an den europäischen Börsen.
Wie erklärt sich der Aufschwung in Europa?
Jandrisevits: In den letzten Jahren war die wirtschaftliche Erholung vor allem von den USA und den Schwellenländern getragen. Jetzt sehen wir steigende Wachstumsraten in Europa selbst, die Binnennachfrage zieht an. Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognose für die Eurozone kürzlich auf 1,9% (2017) und 1,7% (2018) angehoben. Der Aufwärtstrend könnte also stärker und nachhaltiger ausfallen, als wir noch zu Jahresbeginn gedacht hatten. Europa ist nicht gleich Europa. Viele europäische Unternehmen sind global aufgestellt und profitieren vom Aufschwung der Schwellenländer, vor allem jener in Asien.
Wie bewerten Sie die Attraktivität europäischer Unternehmen? Ist der Brexit eine Gefahr?
Jandrisevits: Das übergeordnete Bild an den Finanzmärkten bestimmt natürlich auch das Geschehen an den europäischen Börsen. Das heißt, die niedrigen Zinsen führen dazu, dass europäische Aktien für Investoren attraktiv sind. Ein Ende der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank – Stichwort Anleihen-Ankaufprogramm – ist noch nicht abzusehen. Und selbst wenn es einmal soweit ist, muss dies nicht zwingend zu einer Abkehr vom Aktienmarkt führen. Der Austritt Großbritanniens aus dem gemeinsamen Wirtschaftsraum („Brexit“) führt zu einem Aufschwung in Kontinentaleuropa.
Was spricht für europäische Aktien? Welche Aktien bevorzugen sie und aus welchen Gründen?
Jandrisevits: In dem nun doch schon seit dem Jahr 2009 anhaltenden Aktienzyklus sehen wir für europäische Aktien noch Aufholpotenzial zu US- und Schwellenländeraktien. Die Gewinnsituation der Unternehmen rechtfertigt die Kursanstiege an den Börsen und bietet Raum für weitere Kurszuwächse. Wir sehen uns aber genau an, was wir kaufen. In solchen Phasen kann sich aktives Management lohnen. Im BEST OF EUROPE bevorzugen wir derzeit Aktien bzw. Fonds mit Schwerpunkt auf Industrieunternehmen, den IT- und zyklischen Konsumgütersektor. Darunter fallen zB die großen Auto-Hersteller oder auch Markenartikler. Was die Unternehmensgröße betrifft, sehen wir gute Investmentopportunitäten bei kleinen und mittelgroßkapitalisierten Unternehmen. Im Gegensatz zu US-Unternehmen haben europäische „Kleine“ viel mehr internationale Verflechtungen, die die Ertragssituation positiv beeinflussen.
Wie erfolgt die Allokation im ESPA BEST OF EUROPE?
Jandrisevits: Der ESPA BEST OF EUROPE ist ein Dachfonds und investiert in europäische Aktienfonds. Dadurch streut der Fonds das Risiko sehr breit. Als Großanleger können wir die Fonds kostengünstig kaufen und verkaufen, wovon auch unsere Anleger profitieren.
Welche Arten von Subfonds kommen in Frage?
Jandrisevits: Je nach Börsenzyklus oder Markteinschätzung setzen wir auf unterschiedliche Strategien. In späten Zyklen holen kleinere Unternehmen auf, da gilt es dann in sogenannte Small-Caps zu investieren. Small-Caps hinken in Aufwärtsphasen den großen Titeln hinterher und holen erst später in der Kursentwicklung auf.
Wir investieren einerseits mit Hilfe von sogenannten ETF’s (Exchange Traded Funds) in Strategien, die nur einen bestimmten Index nachbilden. Daneben halten wir auch Anteile an aktiv gemanagten Aktienfonds renommierter Fondshäuser. Hier kennt der Fondsmanager jeden einzelnen Titel in- und auswendig und befindet sich in direktem Austausch mit dem Management des jeweiligen Unternehmens.
Worauf achten Sie besonders bei der Auswahl der Fonds und der Fondsmanager?
Jandrisevits: Für uns ist wichtig, dass das Fondsmanagement einen konsistenten Ansatz verfolgt, der verständlich ist und auch konsequent durchgezogen wird. Idealerweise lernen wir das Fondsmanagement persönlich kennen. Wir verwenden bei der Auswahl eigene Kennzahlen, mit denen wir den Erfolg der jeweiligen Strategie messen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Tipp: Dieser und weitere Expertenbeiträge sind auch direkt im Blog der Erste Asset Management verfügbar.