Klimaabkommen: Trumps Austritt im Gespräch

Wir haben das ESG-Analysten-Team der Erste AM zu Trumps Austrittserklärung aus dem Pariser Klimavertrag in einer Diskussionsrunde befragt. Im Gespräch sind unsere ESG-Analysten: Dominik Benedikt, Alexander Osojnik, Stefanie Schock und Walter Hatak. Erste Asset Management | 02.06.2017 12:55 Uhr
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Was bedeutet der Austritt der USA aus dem Pariser Klimavertrag für den Klimaschutz?

Osojnik: Der Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen ist ein Rückschlag für die globalen Bemühungen, den Klimawandel einzudämmen. Es ist aber nicht das Ende des globalen Engagements in diesem Bereich. Die Europäische Union, China und Indien haben sich klar für eine Fortsetzung der Anstrengungen ausgesprochen. Es ist davon auszugehen, dass der angekündigte Ausstieg der USA zu einer verstärkten Zusammenarbeit der verbliebenen Länder führen wird. Darüber hinaus ist der Ausstieg aus dem Abkommen nicht so sicher wie angenommen. Die USA können frühestens am 4. November 2020 aus dem Vertrag austreten – einen Tag nach der nächsten Präsidentschaftswahl in den USA.

Wie aussichtsreich ist das CO2-Ziel des Vertrages ohne den Beitrag der USA?

Schock: Je schneller gehandelt wird, desto leichter sind die Pariser Klimaziele zu erreichen. Heute abzuwarten würde tiefere Einschnitte für morgen bedeuten. Somit wäre es problematisch, sollten die USA über die nächsten vier Jahre rücksichtlos CO2 in die Atmosphäre ausstoßen. Immerhin verantworten die USA rund ein fünftel der weltweiten CO2 Emissionen. Dem gegenüber stehen China und Indien, die 2016 gemeinsam für mehr als 44 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich waren.

Benedikt: Entgegen Donald Trumps Annahme, dass der Klimaschutz der US-Wirtschaft nur schaden würde, bieten die Zukunftstechnologien auch Chancen. Andere Akteure haben das erkannt und machen sich die aktuelle Situation zu Nutze. So erwarten wir in China und Indien einen noch schnelleren Fortschritt, um die wirtschaftliche und politische Führerschaft in diesen Zukunftsthemen zu übernehmen – dieser könnte den Rücktritt Amerikas zumindest teilweise kompensieren.

Welche Position beziehen große Unternehmen?

Benedikt: Die Entscheidung Trumps wird von der US-Industrie höchst kritisch gesehen. Führende Unternehmen wie Apple, Facebook und Microsoft bis hin zu Peabody Energy, dem größten privaten Kohleminenbetreiber der Welt, haben darauf hingewiesen, dass der Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag ein Schritt in die falsche Richtung ist. Trotz seiner Rekordergebnisse aus dem Geschäft mit Verbrennungsmotoren hat Ford vor wenigen Tagen seinen CEO abgesetzt. Sein Fehler: er hatte keine ausreichende Strategie für Zukunftstechnologien wie die E-Mobilität entwickelt. Selbst ExxonMobil, welcher lange den Klimawandel geleugnet hat, wurde vor wenigen Tagen mit einer überwältigenden Mehrheit seiner Aktionäre dazu bewegt, die Bewältigung des Klimawandels zu einem seiner Unternehmensziele zu machen.

Schock: Der Kampf gegen den Klimawandel bietet enorme wirtschaftliche Chancen. Auf diese möchte die US-Wirtschaft nicht verzichten. Trump will rund 70.000 Arbeitsplätze in der US-Kohleindustrie retten. Dem gegenüber stehen rund 700.000 neue Arbeitsplätze in Zukunftstechnologien, wie den erneuerbaren Energien – alleine in den USA. Wir gehen davon aus, dass die großen US-Unternehmen weiterhin in Klimatechnologien investieren werden – schlicht weil es sich lohnt. Zusätztlich kann sich kein international agierender Konzern erlauben, die Risiken eines unkontrollierten Klimawandels zu tragen. Hierzu gehören z.B. schwankende oder schwindende Wasserreserven.

Hatak: Das Mar-A-Lago Anwesen der Trump Organisation liegt interessanterweise an einem der ersten Küstenstücke Floridas, das dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fallen wird. Vielleicht könnte dies zu einem Umdenken führen?

Welche Rolle Spielen andere große Länder und Regionen bei diesem Thema?

Hatak: Lediglich Syrien und Nicaragua haben das Pariser Klimaabkommen nicht unterschrieben – es verwundert, dass Donald Trump tatsächlich bereit ist, eine solche Außenseiterrolle einzunehmen.

Osojnik: Wie bereits angesprochen gehen wir davon aus, dass jene Staaten wie die EU, China und Indien, die weiterhin ihren Beitrag leisten möchten, Ihre Anstrengungen verstärken werden. Hier erwarten wir interessante Entwicklungen, denn China investiert bereits heute mehr in erneuerbare Energien, als in fossile Energieträger.

Benedikt: Selbst in den USA formiert sich der Widerstand gegen Trumps Positionen: viele große Städte wie New York, Chicago, Los Angeles oder das von Trump zitierte Pittsburgh werden den Kampf gegen den Klimawandel fortsetzen. Auch Kalifornien wird seine Vorreiterrolle im Klima- und Umweltbereich nicht aufgeben.

Wie können Investoren auf diese Entwicklungen reagieren?

Benedikt: Grundsätzlich können auch die Folgen eines unkontrollierten Klimawandels Vorteile für bestimmte Investoren mit sich bringen. Man könnte sich am Wiederaufbau von durch Katastrophen zerstörten Orten beteiligen oder die Monopolisierung von Agrarflächen und Wasser vorantreiben. Wir erachten eine solche „Wette auf den Untergang“ aber sowohl aus ethischer, als auch aus Risiko-Sicht als zutiefst problematisch. Es ist es z.B. einer der firmenweiten Grundsätze der Erste AM, nicht in Nahrungsmittelspekulation zu investieren.

Schock: Gerade nachhaltige Investitionen können helfen den Klimawandel zu bewältigen: wir investieren in jene Unternehmen, die die geringsten Klimarisiken aufweisen oder konkrete Lösungen anbieten. So können wir die CO2-Intensität unserer Fonds um rund 60 Prozent gegenüber dem wichtigsten globalen Referenzaktienindex senken. Ein Beispiel ist unser ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT Fonds: Die Hersteller erneuerbarer Energieträger, in die der Fonds investiert, haben alleine im Jahr 2016 Solar- und Windkraftanlagen produziert, die über ihre Lebensdauer 580 Millionen Tonnen CO2 einsparen werden. Das entspricht in etwa den Emissionen die Frankreich und Spanien zusammen im Jahr 2013 aufwiesen.

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