Debatte um Spielwarenproduktion: "Es muss wohl erst eine Katastrophe geschehen"

Im direkten Vergleich beispielsweise zur Textilindustrie wird den Arbeitsbedingungen bei Spielzeugherstellern kaum Beachtung geschenkt. Woran liegt das? „Im Gespräch“ mit Dominik Benedikt, Senior-Research Analyst, Erste Asset Management: Erste Asset Management | 12.12.2016 07:03 Uhr
Dominik Benedikt, Senior-Research Analyst, Erste Asset Management / ©  Erste AM
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Der Einzelhandel erzielt rund 25 Prozent seines gesamten Jahresumsatzes allein im Weihnachtsgeschäft. Einen großen Teil davon dürften Spielwaren ausmachen – immerhin gehören sie zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Zwar nimmt auch in diesem Segment die Nachfrage nach ökologisch und sozial fair produzierten Produkten zu. Bislang bleiben diese aber eine mitunter kostspielige Nische. Insbesondere der Aufstieg Chinas zur globalen Spielwarenfabrik bringt starke Nachhaltigkeitsdefizite mit sich. Aber auch die fünf marktführenden Produzenten Hasbro, Mattel, Bandai Namco, Jakks Pacific und Lego weisen beim Thema Nachhaltigkeit teils erhebliche Defizite auf. 

Herr Benedikt, im direkten Vergleich beispielsweise zur Textilindustrie wird den Arbeitsbedingungen bei Spielzeugherstellern kaum Beachtung geschenkt. Woran liegt das?

Benedikt: Zumindest nicht an besseren Arbeitsbedingungen. Diese sind gerade in Asien oftmals katastrophal, vor allem bei den Zulieferern. Zwangspraktika von Schülern sind an der Tagesordnung – und das bei Einsatz von toxischen Substanzen. Den Arbeitskräften ergeht es teilweise sogar noch schlechter als in anderen Branchen. Während in der Elektroindustrie die Industriestandards jährlich verbessert werden, geschah dies in der Spielzeugindustrie zuletzt im Jahr 2010. Dass über die Missstände wenig gesprochen wird, liegt vor allem an zwei Punkten. Erstens sind viele Spielzeugfirmen nicht börsenotiert. Das führt dazu, dass es schwierig ist, sie als Investor per Engagement aktiv zu beeinflussen. Und zweitens gibt es eine hohe Unternehmenskonzentration und damit relativ wenig Konkurrenz, die Unternehmen unter Zugzwang setzten würde. Für eine öffentliche Debatte rund um diese Probleme muss wohl erst eine Katastrophe geschehen. 

Ist also bis dato keine Besserung in Sicht?

Benedikt: Doch, natürlich gibt es auch wichtige Fortschritte. Viele kleine Hersteller produzieren mittlerweile nach hohen ökologischen und sozialen Standards. Das hat auch große Produzenten wie Hasbro und Mattel angespornt für höhere Arbeits- und Sozialstandards einzutreten. Die Erfolge sind allerdings überschaubar: So gab es zum Beispiel bei Hasbro Vorwürfe bezüglich schlechter Arbeitsplatzbedingungen bei Zulieferern in China. 

Und wie sieht es beim Thema Nachhaltigkeit aus?

Benedikt: Mit immer mehr Elektronik in Spielwaren steigt die Umweltbelastung enorm an. Lediglich Hasbro bietet die Option, ausrangiertes Spielzeug wiederzuverwerten. Auch finden sich immer wieder Schadstoffe im Spielzeug. Die Umweltbelastung bleibt hoch. Positiv ist immerhin, dass regulative Vorgaben in Japan, der EU oder den Vereinigten Staaten Hersteller dazu zwingen, Schadstoffe in der Produktion zu vermeiden, auch wenn diese noch nicht durch ausreichende Kontrollen untermauert werden. 

Welche weiteren ESG-Probleme gibt es bei Spielwaren?

Benedikt: Beim Thema Sozialverträglichkeit spielt der Datenschutz bei vernetztem Spielzeug eine große Rolle. Gerade Kinder sind diesbezüglich schutzbedürftiger als Erwachsene. Es ist extrem wichtig, ihre Daten verstärkt zu schützen und unbewusste Käufe zu verhindern. Obwohl das der Gesetzgeber fordert, geschieht es in der Praxis nicht. Es mangelt vor allem an verantwortungsvollem Marketing. Lediglich Disney und Hasbro stellen positive Ausnahmen dar. 

Die aktuelle Ausgabe des ESG-Letters der Erste Asset Management finden Sie unter folgendem Link: http://www.esg-letter.at/

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