„Nachdem die Gewinne im vergangenen Jahr gefallen sind, rechne ich in Polen und Ungarn in diesem Jahr mit einem Turnaround bei den Gewinnen und einem beschleunigten Gewinnwachstum im Jahr 2015“, sagt Peter Szopo, Senior Specialist für Emerging Europe Equities von der Erste Asset Management. Selbst in Tschechien, wo im vergangenen Jahr die Gewinne stark eingebrochen waren, zeigten die Gewinnschätzungen für einzelne Unternehmen des PX, des wichtigsten tschechischen Aktienindex, für 2014 und 2015 wieder nach oben.
Bereits in der ersten Jahreshälfte 2013 hätten diese drei östlichen EU-Staaten den wirtschaftlichen Turnaround geschafft – getragen zum einen von der stärkeren europäischen Konjunktur und zum anderen von der kräftigeren Binnennachfrage, erklärt Szopo. Die Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr haben sich seit dem dritten Quartal 2013 für Polen auf 2,9 Prozent und für Ungarn auf 2,0 Prozent erhöht. Zuletzt wurde auch die Prognose für Tschechien auf 2,0 Prozent angehoben. Inwiefern der weitere Verlauf der Krim-Krise diese Entwicklung beeinflusst, müsse genau beobachtet werden. Sollte es jedoch beim gegenwärtigen Stand der Sanktionen gegenüber Russland bleiben und keine weitere Trübung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen EU und Russland erfolgen, wird sich Erholung in Zentral- und Osteuropa fortsetzen. Für eine Revision der Wirtschaftsprognosen und Gewinnerwartungen gäbe es momentan keinen Anlass.
Doch trotz der deutlichen Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung in den drei östlichen EU-Staaten war die abgelaufene Berichtsaison in weiten Teilen wenig beeindruckend: „Die einzigen Branchen, die positiv überraschen konnten, waren der polnische Banken- und der Versorger-Sektor“, sagt Szopo. So lieferten nahezu alle polnische Banken sowie die Versorger PGE, Taurus und Enea bessere Ergebnisse ab als erwartet. In Ungarn und Tschechien konnten die Standardwerte die Erwartungen nicht übertreffen.
Unternehmen, die die Erwartungen nicht erfüllen, müssen mit schlechteren Analysteneinschätzungen rechnen. Wurden enttäuschende Ergebnisse publiziert, senkten Analysten die Gewinnerwartungen im laufenden Jahr für diese Unternehmen im Schnitt um 7 Prozent und die Kursziele um 4 Prozent. Stichtag für diese Auswertung war der 21. März. Interessanterweise fielen die Rücknahmen der Schätzungen nach der Vorlage schwacher Zahlen stärker aus als das Anheben der Schätzungen für Unternehmen, die gute Zahlen vorgelegt haben. „Sell-Side-Analysten und Investoren mögen keine negativen Überraschungen“, kommentiert Szopo diese Entwicklung.
In dieser Situation betont der Aktienexperte die Bedeutung des Stockpicking-Ansatzes: „Die korrekte Analyse der publizierten Unternehmensergebnisse ist immer heikel“, sagt Szopo. Neben subjektiven Faktoren gibt es eine Reihe weiterer Gründe, die bei der Analyse von Unternehmensergebnissen eine wichtige Rolle spielen.
Viele Firmen tauschten sich regelmäßig mit Analysten und Investoren aus, so dass dann bei der Quartalsberichterstattung keine bösen Überraschungen mehr drohten. Schlechte Zahlen würden in diesem Fall fälschlich als neutral bewertet, weil schon im Vorfeld der Veröffentlichung die Erwartungen gedämpft worden seien.
Häufig fallen die veröffentlichten Zahlen auch gemischt aus: Während eine Kennzahl überzeuge, enttäusche die andere. Deshalb sei nicht immer klar, wie das Gesamtergebnis zu bewerten sei – da bleibe mancher Marktteilnehmer verwirrt zurück. Besonders wichtig: Firmen verknüpften häufig die Veröffentlichung ihrer Zahlen mit einem Ausblick für das laufende Jahr, der ein anderes Signal in den Markt sendete als die Daten der Vergangenheit.
In diesem Zusammenhang reagiere der Markt gelegentlich anders als erwartet. So beispielsweise im Fall des polnischen Einzelhändlers Eurocash: Obwohl das Unternehmen im vierten Quartal 2013 die Erwartungen deutlich verfehlte, und daraufhin das Kursziel um 8 Prozent zurückgenommen wurde, zeigte die Aktie nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen eine deutliche Outperformance gegenüber dem breiten Markt. Für Investoren kann es deshalb sinnvoll sein, über aktiv verwaltete Investmentstrategien und Stockpicking in diese Märkte zu investieren, um individuelle Chancen, die der Markt bietet, sinnvoll nutzen zu können.
Die Erste Asset Management ist seit vielen Jahren in Zentral- und Osteuropa aktiv. So legte sie bereits im Jahr 1990 den ESPA Stock Europe Emerging auf, und mit dem ESPA Stock Russia und ESPA Stock Istanbul bietet der Asset Manager auch entsprechende Länderfonds auf. Auch auf der Rentenseite verfügt die Erste Asset Management über eine große Fondspalette, die untere anderem auch auf den Anleihemärkten in Zentral- und Osteuropa aktiv ist, wie zum Beispiel den 1997 aufgelegten ESPA Bond Danubia, der rund 485 Millionen Euro Assets under Management umfasst.