Ukraine-Krise und Schwellenländerfonds

Einschätzung der aktuellen Lage in der Ukraine. Wie sich die Krise auf die Schwellenländerfonds der Erste Asset Management auswirkt. Erste Asset Management | 04.03.2014 15:44 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Einschätzung der aktuellen Lage

Spannungen in der Ukraine führten zu Anstieg der Risikoaversion auf den Märkten

Am Moskauer Börsenindex MICEX kann man die erhöhte Unsicherheit sehr gut erkennen. Alleine am Montag verlor der Aktienindex 10%. Die internationalen Investoren zogen kurzfristig ihre Mittel ab, nachdem die politischen Spannungen um die Ukraine über das Wochenende an Intensität deutlich zugenommen haben. Der Rubel hat seine Talfahrt fortgesetzt, daran konnte die russische Zentralbank mit der Zinserhöhung um 150 Basispunkte auf 7,0 Prozent vorerst nichts ändern. Seit Jahresbeginn hat der Rubel bereits um 11,0% an Wert zum US$ eingebüßt. Die Spreads (Risikoaufschläge) russischer Anleihen haben sich gegenüber US-Staatsanleihen um ca. 40 Basispunkte ausgeweitet, die Korrektur hält sich in diesem Anlagesegment aber in Grenzen.

Russisches BIP Wachstum wird schwächer ausfallen – Inflation wird ansteigen

Die Krise rund um die Ukraine dürfte sich zumindest während der nächsten drei bis sechs Monate negativ auf das BIP-Wachstum Russlands und nur eingeschränkt auf die Region Zentral- und Osteuropa auswirken. Die politische Unsicherheit und die höheren Zinsen werden die Investitionsquote negativ beeinflussen, das für heuer erwartete höhere Konsumwachstum wird sich nicht einstellen.

Lokale Rubel-Vermögenswerte leiden

Speziell Finanztitel und Telekomunternehmen leiden unter der Krise. Telekomwerte sind deshalb in Mitleiden-schaft gezogen, weil diese Unternehmen einen erheblichen Teil der Umsätze und Erträge in der Ukraine erwirtschaften (bei Mobile TeleSystems sind das ca. 12% der Bruttoerträge EBITDA; bei VimpelCom stammen 7% des Bruttoertrags aus der Ukraine). Auch im Öl- und Gassektor spielt die Ukraine eine wichtige Rolle. Bei Gazprom hängen ca. 8% der Erträge (gemessen am EBITDA) von der Ukraine ab. Alleine 2013 wurden 51% der Umsätze, die Gazprom mit Europa erwirtschaftet, über die Ukraine transportiert (inkl. Pipelines).

Weitere Eskalation unerwünscht
Die Situation in der Ukraine bleibt ungewiss, sowohl was die politischen Entwicklungen im Land selbst betrifft, als auch in Bezug auf mögliche geopolitische Folgen. Offensichtlich gibt es aber ein immanentes Interesse aller Beteiligten, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen:

  • Die neue Regierung der Ukraine muss Feindseligkeiten gegenüber der signifikanten russischen Minder-heit des Landes vermeiden. Ebenso wichtig ist die Lösung der massiven Finanzprobleme des Landes, die nur mit internationaler Beteiligung zu schaffen ist.
  • Der Westen kann kaum von einer harten Konfrontation mit Russland gewinnen, dem ressourcenreichsten Land der Welt und einem ständigen Mitglied des UN-Sicherheitsrates. Darüber hinaus ist unsicher, ob der Westen wirklich bereit ist, alleine die Last einer finanziellen Rettung der Ukraine zu übernehmen, zumal der Finanzbedarf auf über 30 Mrd. US-Dollar geschätzt wird.
  • Russland hat angesichts des Investitions- und Modernisierungsbedarfs der Wirtschaft auch wenig Interesse an einer dauerhaften Verschlechterung der Beziehungen mit dem Westen. Gerade in einer Phase der Wachstumsabschwächung und sich verschlechternder öffentlicher Finanzen wäre eine anhaltende internationale Isolierung des Landes wenig hilfreich.

 

Volatilität bleibt vorerst hoch

Die hohe Volatilität in Russland ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Seit dem Bestehen des MICEX-Index gab es bereits 20 Mal Kursrückgange von mindestens 10%. In 14 Fällen, also zwei Drittel dieser massiven Korrekturen, lag der MICEX-Index allerdings 6 Monate später wieder über dem Wert vor der Korrektur, in acht Fällen hat sich der Index sogar verdoppelt.

Dennoch: Die Situation für Investoren in der Region Zentral- und Osteuropa bleibt herausfordernd. Vor allem russische und ukrainische Anlagen werden volatil und niedrig bewertet bleiben, solange die Krise akut ist. Angesichts der wirtschaftlichen und sonstigen Verflechtungen zwischen Russland und der Ukraine einerseits und mit deren osteuropäischen Nachbarländern andererseits wird die Krise auch Auswirkungen auf die Märkte der gesamten Region haben. Dies ist getrieben durch fundamentale Faktoren ebenso wie durch Investorensentiment.

Die längerfristigen Wirtschaftsaussichten für Russland und Zentral-/Osteuropa haben sich durch die aktuelle Krise unserer Einschätzung nach nicht geändert. Aber in den nächsten Wochen und Monaten – zumindest bis zum geplanten Referendum auf der Krim und den Präsidentschaftswahlen in der Ukraine – werden die Aktien-, Anleihen- und Währungsmärkte kurzfristig unter Druck bleiben.

Wie sich die Krise auf die Schwellenländerfonds der Erste Asset Management auswirkt

Positionierung im ESPA STOCK RUSSIA:
Alexandre Dimitrov, Senior Fondsmanager Osteuropa Aktien
„Wir setzen bei unserer Positionierung auf low-Beta-Aktien, das heißt, wir verlagern den Schwerpunkt weg von Finanzwerten oder Telekom-Aktien mit Ukraine-Anteil zu Konsumwerten und exportorientierten Aktien. Wir halten derzeit keine ukrainische Aktie in diesem Fonds. Ziel ist es, die Schwankungen im Fonds zu reduzieren und mögliche übertriebene Kurskorrekturen zum Kauf zu nutzen.“

Positionierung im ESPA BOND DANUBIA: Anton Hauser, Senior Fondsmanager Osteuropa Anleihen:

„Wir halten derzeit 11,2% in russischen Anleihen in Hartwährung (nur 0,27% in Rubel-Anleihen) und 0,42% in ukrainischen Anleihen und sind damit im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlich untergewichtet. In Russland halte ich vorwiegend Staatsanleihen und Anleihen russischer Blue-Chips (z. B. Gazprom, Lukoil, etc.). Das geopolitische Risiko verbunden mit der schwierigen wirtschaftlichen Situation kann in der Ukraine zu weiteren Kursverlusten führen. Ich gehe davon aus, dass der Druck auf den Rubel sich trotz hohem Ölpreis und der gesetzten Zentralbankmaßnahmen fortsetzen wird.“

Positionierung ESPA BOND EMERGING MARKETS: Felix Dornaus, Senior Fondsmanager Schwellenländer Anleihen

„Die gegenwärtige Situation ist schwer abzuschätzen. Wir haben die Gewichtung der Ukraine im globalen Schwellenländer-Anleihenfonds bereits in der Vorwoche auf 1,8% reduziert. Eine Umschuldung der Verbindlichkeiten der Ukraine ist zwar nicht auszuschließen, die Wahrscheinlichkeit dafür liegt meiner Meinung nach derzeit unter 50%. In russischen Anleihen sind wir mit ca. 4,7% gewichtet – das bedeutet ein leichtes Untergewicht.“

Positionierung im ESPA BOND EMERGING MARKETS CORPORATE: Peter Varga, Senior Fonds-manager Unternehmensanleihen Schwellenländer

„In unserem globalen Unternehmensanleihenfonds halte ich derzeit 14,7% russische Unternehmensanleihen – die Benchmark für den Fonds liegt bei 20,7%. Das bedeutet, wir sind bereits deutlich untergewichtet und halten in Russland primär Finanztitel, Öl- und Gaswerte sowie Unternehmen der Basisindustrie. Lediglich 1% des Fondsvolumens sind in ukrainischen Unternehmensanleihen investiert“.

Kennzahlen-Übersicht

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.