Die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie von Bangladesch haben internationale Investoren auf den Plan gerufen. Am 24. April war in der Nähe der Hauptstadt Dhaka ein Fabrikdach eingestürzt. Mehr als 1100 Menschen starben. Diesem Unglück folgte ein weltweiter Aufschrei der Empörung. Bangladesch steht stellvertretend für viele Länder der Dritten Welt, die „billige“ menschliche Arbeitskraft beanspruchen, nicht jedoch für humane und menschenrechtskonforme Arbeitsbedingungen gerade stehen. Jetzt sind Investoren nicht mehr gewillt hier tatenlos zuzusehen und beginnen, Druck auf Unternehmen wie H&M, C&A, Aldi, Lidl, Kik, Otto, Inditex oder Esprit auszuüben.
Als eine der ersten Gesellschaften hat die Erste Asset Management das „Bangladesh Memorandum“ des Interfaith Center on Corporate Responsibility (frei übersetzt „Interkonfessionelles Zentrum für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln“) unterzeichnet. Die in den USA beheimatete, von knapp 300 religiösen oder religionsnahen Investoren getragene Institution kritisiert scharf die Zustände in der Textilindustrie Bangladeschs, aber auch deren prominente Kunden aus den Industrienationen.
Seit Start der Initiative Mitte Mai dieses Jahres haben sich bereits 200 internationale Organisationen mit einem Kapitalvolumen von 3,1 Billionen US-Dollar dieser Initiative angeschlossen. Aber auch bei den Unternehmen selbst scheint ein Umdenkprozess in Gang gekommen zu sein. Mehrere Dutzend führender Handelskonzerne der Textilbranche haben bislang das sogenannte Bangladesch-Abkommen unterzeichnet. Es verfolgt das Ziel den Brandschutz und die Sicherheit in den Textilfabriken des Landes mit ihren vier Millionen Beschäftigten zu erhöhen.
Fünf Jahre lang sind die Konzerne an die Verpflichtung gebunden, die unter anderem Kontrollen durch unabhängige Fachleute und für die Mitarbeiter umfassende Trainingsprogramme vorsieht sowie das Recht, bei Verstößen gegen das Abkommen die Arbeit niederlegen zu dürfen. Mehr als tausend Zulieferbetriebe und Zwischenhändler und damit ein Großteil der Textilindustrie in Bangladesch sind auf diese Weise einbezogen.
„In der Textilindustrie sehen wir die schlimmsten Verstöße gegen Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit. Dagegen wollen wir nun als Investoren vorgehen“, betont Wolfgang Pinner, Leiter nachhaltiges Fondsmanagement bei Erste Asset Management. Unternehmen, die sich an die im Bangladesh Memorandum formulierten sozialen und sicherheitsrelevanten Mindeststandards halten, hätten keinen Kostennachteile zu befürchten. Im Gegenteil: „Unternehmen, die ethisch handeln, haben einen Kostenvorteil, wenn solche Regeln dann für alle gelten“.
Link zum „Bangladesh Memorandum“:
http://www.iccr.org/news/press_releases/2013/pr_bangladeshletter051613.php