Laut Zahlen des Internationalen Währungsfonds wird sich die Wachstumsdifferenz zwischen Schwellenländern- und Industrienationen bis 2021 von 2,5 auf 3,3 Prozent ausweiten. Für Schwellenländer-Unternehmen sei laut der Expertin im laufenden Jahr sogar mit Gewinnsteigerungsraten von etwa 15 Prozent zu rechnen.
Rückenwind durch stabilere Währungen und Rohstoffkurse
Spekulationen über die Abschwächung der Wirtschaft in China, der Verfall der Rohstoffpreise und der immer stärker werdende US-Dollar hätten die Entwicklung der Schwellenländer-Börsen in den vergangenen Jahren ins Stocken gebracht. Noch immer seien die Schwellenländer günstig bewertet, was ein Blick auf die Titel im MSCI Emerging Markets Index zeige.
Laut Tinti haben sich insbesondere die Währungskurse der Schwellenländer wieder stabilisiert. Davon ausgenommen seien der Mexikanische Peso, die Türkische Lira oder der Südafrikanische Rand, die im direkten Vergleich zum US-Dollar weiter gefallen sind. Die steigenden Rohstoffpreise begünstigen die Rohstoffexporteure. So werde für Russland und Brasilien im laufenden Jahr sogar wieder mit einem positiven Wirtschaftswachstum gerechnet. „Und das oft prophezeite ‚hard landing‘ in China wird auch in naher Zukunft nicht stattfinden“, so Tinti. „Das Land versucht sein Wachstumsmodell von einer investitionsgetriebenen Exportwirtschaft auf eine konsum- und dienstleistungsorientierte Volkswirtschaft umzustellen. Dafür werden bei staatsnahen Unternehmen notwendige Reformen vorsichtig umgesetzt.“
Langfristig fundamental gut aufgestellt
Eine niedrige Inflation in den Schwellenländern böte diesen genug Spielraum um die Zinsen zu senken und somit notwendige Wirtschaftsimpulse zu setzen: „Seit 2011 steigt die Produktivität der Schwellenländer-Unternehmen stärker an als die Reallöhne dieser Länder“, so Tinti. Seit der Jahrtausendwende habe sich das durchschnittlich annualisierte Wachstum in den Schwellenländern verdreifacht. Dies sei nicht nur auf bessere Ressourcen zurückzuführen, sondern auch auf gesündere Staatshaushalte und eine jüngere Bevölkerung. „Mit dem wachsenden Wohlstand entsteht in den Schwellenländern eine Mittelklasse und eine neue Generation aus wohlhabenden Konsumenten“, berichtet Tinti. „Die zunehmende Urbanisierung facht darüber hinaus die Infrastrukturnachfrage an“. Zusätzlich lägen die Investitionen in Forschung und Entwicklung – anteilig gemessen am Bruttoinlandsprodukt – bereits heute auf durchschnittlichem Niveau der EU-Staaten. Die Bevölkerung in den Schwellenländern erhalte einen immer besseren Zugang zu Bildung. Gleichzeitig würden Arbeitskräfte und Unternehmen aus diesen Ländern immer konkurrenzfähiger. „Immerhin haben einige Innovationen aus den Schwellenländern bereits Weltmarktführer hervorgebracht“, schließt die Expertin.