"Die Märkte blicken derzeit gespannt auf die EZB und die amerikanische Federal Reserve. Den Startschuss gibt Mario Draghi am 3. Dezember. Er wird Klarheit schaffen, auf welche Art und Weise die EZB gegen die nach wie vor zu niedrige Inflation und die geringe Kreditnachfrage aus dem Unternehmenssektor bzw. die niedrige Kreditvergabe der Banken vorgehen möchte,“ erklärt Hans Köck, Investmentstratege bei Pioneer Investments. Die Märkte preisen mittlerweile ein, dass die Geldmarktzinsen (gemessen am 3-Monats-EURIBOR) bis in den Sommer 2018 hinein negativ bleiben werden. Der Einlagensatz für die Banken, die derzeit 170 Mrd. Euro bei der EZB horten, könnte von -0,2% auf -0,3% oder sogar -0,4% gesenkt werden. Damit soll endlich die Liquidität den Weg in die Wirtschaft finden.
Kurz danach könnte die US-Notenbank Fed bei ihrer Dezember-Sitzung (16. 12.) ihren Zinserhöhungszyklus starten. „Im September und Oktober hat die Fed aufgrund der Sommerkorrektur an den Börsen und aufgrund der extremen Volatilität zugewartet. Die Märkte hatten zu weniger als 30 Prozent mit einer Zinserhöhung gerechnet, ein erster Zinsschritt wäre daher eine sehr negative Überraschung gewesen. Jetzt preist der Markt zu ca. 75 Prozent ein, dass Janet Yellen eine Zinserhöhung bekanntgeben wird. Das wäre also keine Überraschung mehr,“ ergänzt Köck. Der Dollar setzte u. a. als Reaktion auf diese Erwartungen seinen Höhenflug fort und stieg gegenüber dem Euro allein im November um +4,2% und seit Jahresbeginn um +12,7%.
Die Wirtschaftsdaten in Europa deuten auf ein Wachstum von ca. 1,6% für 2015 hin, für 2016 erwarten wir bis zu 2% Wachstum. „Die viel zitierten Faktoren – niedriger Euro, niedrige Energiepreise, niedrige Zinsen, leichte Verbesserungen am Arbeitsmarkt, Fortsetzung der Reformen, weniger staatliche Einsparungen und damit weniger Belastung für das Wachstum sowie die Verbesserung des Kreditumfelds – sprechen für eine Fortsetzung der positiven Tendenz und damit auch weiterhin für europäische Aktien,“ erläutert Köck.
Euro-Staatsanleihen stiegen im Verlauf des Jahres 2015 um +2,7%. Italien war mit +6% deutlicher Outperformer, Deutschland stieg seit Jahresbeginn um +1,5%. Deutliche Outperformer waren 2015 auch Emerging Markets-Hartwährungen in USD und EUR, die auf Eurobasis um +17,6% stiegen. Emerging Markets Corporates mit High Yield-Rating stiegen auf Eurobasis sogar um +20,3%, Emerging Markets-Lokalwährungsanleihen verloren auf Eurobasis allerdings -0,3% und waren damit deutliche Underperformer.
Wir bleiben positiv für die von den Notenbanken unterstützten Aktienmärkte der Eurozone und Japan. Emerging Markets-Aktien sind zwar billig, aber noch gibt es Gegenwind von der konjunkturellen Seite, vor allem für die Rohstoffexporteure. Hier ist ein sehr selektiver Ansatz, sowohl in Bezug auf Länder als auch Sektoren, notwendig. Wir bleiben bei Emerging Markets-Aktien neutral gewichtet mit Fokus auf einzelne Länder – wie etwa nach wie vor Indien, das mittlerweile stärker wächst als China.
Im Staatsanleihen-Segment sieht Pioneer Investments wenig Value bei Staatsanleihen, Corporates werden neutral eingeschätzt, Emerging Markets- und High Yield-Anleihen bieten selektiv Chancen.
„Wir erwarten auch für 2016 tendenziell höhere Volatilitäten. Der notwendige Schuldenabbau von Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten verhindert höhere Wachstumsraten. Der starke Dollar wird sich auf die Gewinne der US-Unternehmen tendenziell negativ auswirken.“ Politisches Risiko (Stichwort Flüchtlinge, Wahlzyklus, Terrorismus), mögliche Probleme bei der Umsetzung von Reformen (v. a. in China) und mögliche politische Fehler im Rahmen der Fiskal- oder Geldpolitik sind nur einige Risiken, die man für 2016 berücksichtigen muss. „Das spricht für den Aufbau von ‚Alternativen Szenarien‘, mit denen man sich auseinandersetzen muss und gegen die man sich absichern sollte. Gemischte Fonds mit flexiblem Management und ausgezeichnetem Risikomanagement werden auch 2016 im Fokus des Anlegerinteresses stehen,“ ist Köck überzeugt.