Negativzinsen: Überlegungen im Rahmen von Anleihenportfolios

In dieser ersten Frage- und Antwortrunde erläutern Phil Apel, Head of Fixed Income, und Mitul Patel, Head of Interest Rates (beide Henderson Global Investors), wie sie die Entscheidung einiger Zentralbanken beurteilen, Strafzinsen für Einlagen von Geschäftsbanken einzuführen. Während sich die Negativzinsen ihnen zufolge positiv auf die Kurse von Staatsanleihen auswirken, bleibt abzuwarten, welche allgemeinen Auswirkungen sie haben werden und wohin diese Politik führen wird. Janus Henderson Investors | 23.02.2016 10:08 Uhr
Mitul Patel, Head of Interest Rates, Henderson Global Investors / ©  Henderson Global Investors
Mitul Patel, Head of Interest Rates, Henderson Global Investors / © Henderson Global Investors
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Warum überhaupt Negativzinsen?

Aktuell treibt die Zentralbanken die Sorge um, dass sie ihr Inflationsziel auf mittlere Sicht nicht erreichen. Unter den verschiedenen Instrumentarien zum Ankurbeln der Inflation haben sie bis vor Kurzem quantitativen Lockerungen (QE) den Vorzug gegeben. In letzter Zeit wachsen jedoch die Zweifel an deren Wirksamkeit und stoßen die Maßnahmen (in ihrer jetzigen Form) zunehmend an ihre technischen Grenzen, denn inzwischen ist das Angebot an zulässigen Anleihen im Rahmen der QE-Programme spürbar geschrumpft. Die Kaufprogramme könnten zwar auf Unternehmensanleihen und Aktien ausgedehnt werden. Aber in Europa gilt das als zu riskant. Auch rechtliche Bedenken könnten dem entgegenstehen. Aus diesem Grund experimentieren die Zentralbanken in Europa und Japan nun mit Negativzinsen.

Werden sich Strafzinsen als geldpolitisches Instrument durchsetzen?

In früheren Zyklen senkten die Zentralbanken ihre Leitzinsen, wenn die Wirtschaft in der Rezession steckte. Im aktuellen Zyklus haben die Zinsen aber bereits ein sehr niedriges Niveau erreicht und auch der Spielraum für Zinsanhebungen ist begrenzt. Negativzinsen sind daher eine elegante Lösung und werden sich nach unserer Einschätzung als geldpolitisches Instrumentarium etablieren. Natürlich lassen sich die potenziellen Auswirkungen in ihrer ganzen Tragweite kaum vorhersehen. Aus unserer Sicht bringen Strafzinsen aber weniger Marktverzerrungen mit sich als die fortgesetzte Ausweitung der Zentralbankbilanzen und die daraus entstehenden Vermögensblasen.

Wirken die Negativzinsen wie erwartet?


Nach Meinung einiger Kommentatoren sind Negativzinsen die nächste „Eskalationsstufe“ in einem verdeckten Währungskrieg. Das ist zwar nicht völlig von der Hand zu weisen, und zweifellos kann eine schwächere Währung ein Segen für eine Volkswirtschaft sein. Aus unserer Sicht ist das aber nicht das vorrangige Ziel, das die Zentralbanken mit ihnen verfolgen. Tatsächlich haben Währungsabwertungen das Wachstum in den letzten Jahren allenfalls geringfügig beflügelt, und einiges deutet darauf hin, dass die Wirkung verblasst, je stärker die Politik auf dieses Mittel setzt. Auf die unlängst eingeführten Strafzinsen in Europa und Japan haben Euro und Yen jedenfalls kaum reagiert. Letzterer hat sogar aufgewertet, seit die Bank von Japan (BoJ) von Geschäftsbanken Zinsen für das Parken von Einlagen verlangt.

Mit am stärksten machen sich Negativzinsen als geldpolitisches Instrumentarium bei den Bewertungen bemerkbar. So verschieben sie den „fairen Wert“ der meisten Vermögenswerte und dürften die Nachfrage nach Staatsanleihen anfachen, nun, da die „Nullgrenze“ kein Hinderungsgrund mehr ist. Tatsächlich fielen nach der Ankündigung der BoJ die Renditen zehnjähriger japanischer Staatsanleihen in negatives Terrain. Das war zwar nur von kurzer Dauer, aber hiermit wurde ein Präzedenzfall für Staatsanleihen im Allgemeinen geschaffen.

Negativzinsen haben auf längere Sicht den Vorteil, dass die Sorgen über die Kosten einer hohen Staatsverschuldung schwinden und damit einer zusätzlichen Neuverschuldung Vorschub leisten. Dass die Politik wegen nachvollziehbarer Scheu vor einer weiteren Staatsverschuldung mit ihren zögerlichen Stimulusmaßnahmen nicht angemessen auf die Finanzkrise 2008 reagiert habe, ist eine häufig geäußerte Kritik. Befreit von diesem Hemmnis hätte die Politik im Kampf gegen den nächsten Abschwung eine wirksame Waffe im Rahmen ihrer expansiven Geldpolitik zur Hand.

Welche Folgen hat das für Anleger?

Wie eingangs erwähnt, wirken sich Negativzinsen günstig auf die Anleiherenditen aus, die – unter sonst gleichen Bedingungen – unverzüglich den Rückzug antreten, während die Kurse steigen. Aber welche weiteren Auswirkungen mit ihnen verbunden sind, hängt vor allem von der gesamtwirtschaftlichen Lage ab und davon, wie weit die Zentralbanken die Zinsen in negatives Terrain zurückführen können.

Zudem ist die Strategie nicht ohne Risiko, denn manch einer könnte in Negativzinsen eine verkappte Steuer sehen. Banken könnten sie vor Finanzierungsprobleme stellen und sie dazu veranlassen, ihre Kreditvergabe einzuschränken. Und da immer weniger risikoarme Vermögenswerte eine annehmbare Rendite abwerfen, müssen Sparer immer mehr zurücklegen (z.B. für die Rente) – mit negativen Folgen für den Konsum.

Anders als die Zentralbanken in Europa und Japan hat die US-Notenbank (Fed) im Dezember die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt angehoben. Wegen der seitdem veröffentlichten durchwachseneren Wirtschaftsdaten schwindet die Erwartung einer zweiten Zinserhöhung und wird am Markt die nächste Zinsstraffung nicht vor 2018 eingepreist. Auch die Fed sieht Strafzinsen zwar als legitimes geldpolitisches Mittel. Sie lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass ihr Zinskurs nach oben gerichtet bleibt, denn Notenbankchefin Janet Yellen schätzt den Ausblick für die amerikanische Wirtschaft zwar verhalten, aber nach wie vor positiv ein.

Haben Sie als Reaktion auf die Einführung von Negativzinsen Änderungen an Ihren Portfolios vorgenommen?

Bei unseren sektorübergreifenden Anleihenstrategien haben wir unlängst die Duration (Sensitivität gegenüber Zinsänderungen) der Portfolios erhöht, was jedoch nicht nur auf die Negativzinsen zurückzuführen ist. Konkret haben wir das Engagement bei inflationsgeschützten Staatsanleihen verstärkt. Unser Zinsteam hat seine Portfolios aktuell in Erwartung steilerer Renditekurven positioniert, d.h. wir rechnen mit einer Outperformance von Kurzläufern gegenüber solchen mit längeren Laufzeiten. Wir werden die Entwicklung auch weiter genau beobachten und unsere Portfolios der Marktlage anpassen.

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