GAM-Fondsmanager analysieren: So wirkt sich der Faktor "China" auf das Portfolio aus

Chinas aufblühende Mittelschicht sorgt für ein enormes Konsumwachstum in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel bei den Luxusgütern. Dies macht sich nicht nur in der Binnenwirtschaft, sondern auch auf den globalen Märkten bemerkbar. Investmentmanager von GAM Investments erklären, welchen Einfluss China auf ihre jeweiligen Bereiche hat. GAM | 10.07.2018 11:35 Uhr
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Wandel zu einem vom Konsum getragenen Wachstum

Trotz des konzertierten Schuldenabbaus ist die chinesische Wirtschaft 2018 solide gewachsen.

Das Land benötigt den Wandel von einem export- und investitionslastigen zu einem vom Konsum getragenen Wachstum. Der durchschnittliche prozentuale Beitrag des Konsums zum BIP weist reichlich Spielraum für eine Steigerung auf. Die Technologie spielt dabei eine wichtige Rolle. Die alternde Bevölkerungsstruktur Chinas hat zu einem starken Anstieg der Löhne geführt, sodass der Anteil der Löhne am BIP jetzt genauso hoch ist wie in den USA. Dies ist ein weiterer Treiber für diesen Wandel.

Der Immobiliensektor befindet sich unterdessen in einer schwierigen Lage und wird von politischen Maßnahmen beeinflusst: Einerseits wirkt sich der Wohlstandseffekt aus Immobilien auf das Verhalten der Konsumenten aus, andererseits sind nachgelagerte Bereiche wie die Bauwirtschaft und Rohstoffe nach wie vor für die Regierung wichtig. Darüber hinaus sind die Erlöse aus Grundstücksverkäufen eine bedeutende Einnahmequelle für die lokalen Verwaltungen.

Der Kreditmarkt hat sich aufgrund der verschärften geopolitischen Situation und des hohen Angebots abgeschwächt. In unseren Anleihenportfolios investieren wir in China in einzelne starke Staatsunternehmen, ausgewählte Immobilienwerte und vorrangige Step-up-Anleihen mit Investment-Grade. Das Wachstum in China dürfte bestimmten ausländischen Exporteuren zugutekommen: Diesen regionalen Effekt nutzen wir über japanische Wandelanleihen.

Tim Haywood, Investment Director für Absolute Return Fixed Income Strategien, GAM 

China ist ein riesiges Land mit reichlich Potenzial für ein weiteres hohes Wirtschafts- und Einkommenswachstum. Das Land weist sehr günstige soziodemografische Trends auf. Schätzungen zufolge werden die einkommensstärkeren Konsumenten auf 35% der Bevölkerung anwachsen. Diese Verlagerung der Kräfteverhältnisse in der Wirtschaft kommt dem Konsum zugute und sorgt für viele neue Luxuskonsumenten. Die Millennials in China spielen vor allem im Hinblick auf ihre Ausgabegewohnheiten beim digitalen und Online-Shopping eine äußerst wichtige Rolle.

Chinesische Touristen geben weltweit am meisten Geld aus. Sie kaufen nicht nur typische Luxusprodukte wie Taschen und Uhren, sondern auch Kosmetik, Spirituosen sowie Sport- und Freizeitmode. Die Chinesen hatten schon immer eine besondere Vorliebe für Tradition und tendieren deshalb zu westlichen Marken – vor allem zu langjährigen Traditionsmarken, deren Wurzeln in Europa liegen.

Scilla Huang Sun, Portfoliomanagerin für Luxus-Aktien, GAM 

Ausgewählte europäische Aktien profitieren von langfristigen konjunkturunabhängigen Wachstumstrends. Ein Teil dieses strukturellen Wachstums beruht auf dem steigenden Konsum der Mittelschicht in Schwellenländern in Bereichen wie Luxusgütern, Spirituosen und im Bereich Healthcare. China hat einen besonders großen Einfluss auf die Weltwirtschaft. So hat eines unserer Teammitglieder kürzlich Unternehmen in Shenzhen besucht, obwohl wir uns eigentlich auf europäische Aktien konzentrieren. Schätzungen zufolge werden 80% des in den nächsten zehn Jahren weltweit in der Mittelschicht erzielten Haushaltswachstums aus Asien kommen – der Großteil davon aus China.

Wir interessieren uns vor allem für Unternehmen, die von diesen steigenden Konsumausgaben der chinesischen Mittelschicht profitieren. Und die gute Nachricht für uns lautet, dass einige der am besten aufgestellten Unternehmen in Europa zu finden sind. Dazu gehören unter anderem LVMH mit der Marke Louis Vuitton sowie einigen Cognac- und Champagnermarken, Richemont mit Cartier und anderen Uhrenmarken, aber auch Unternehmen wie Pernod Ricard. Der Aufzughersteller Schindler ist ebenfalls interessant. Derzeit werden weltweit zwei Drittel aller neuen Aufzüge in China eingebaut. Zusammen mit der Urbanisierung, der zunehmenden Wohndichte in den Städten und dem Wunsch nach einer höheren Wohnqualität treibt dieses Wachstum der Haushalte mit mittleren Einkommen in diesem Bereich ein starkes und langfristig nachhaltiges Wachstum an.

Niall Gallagher, Investment Director für europäische Aktien, GAM 

Für chinesische Unternehmen ist die internationale Expansion definitiv eine langfristige Zielsetzung. Kurzfristig konzentrieren sich aber immer noch viele auf den Binnenmarkt, der sehr groß ist und weiterhin wächst. Chinesische Unternehmen haben nicht viel Erfahrung an den internationalen Märkten. Vor allem Hersteller von Verbrauchsgütern und Basiskonsumgütern brauchen in puncto Marketing und Branding ein gutes Know-how und viel Erfahrung. Wir haben beobachtet, wie Gesundheits- und Automobilunternehmen versuchen, im Ausland Fuß zu fassen. Eine andere Strategie besteht darin, Übernahmeziele in Europa oder den USA ins Auge zu fassen, um Unternehmen mit höherer technischer Kompetenz zu kaufen. Ein Beispiel dafür ist der Kauf von Volvo durch den Automobilkonzern Zhejiang Geely.

Insgesamt werden chinesische Konsumenten zur treibenden Kraft für das Wirtschaftswachstum, insbesondere in Sektoren wie Kosmetik, Mode, Reisen, Unterhaltung und Autos. Derzeit gibt es über 400 Millionen Millennials in China. Seit die ersten von ihnen in den Achtzigerjahren zur Welt kamen, ist das chinesische BIP um mehr als das Zwanzigfache gewachsen. Deshalb sind sie zuversichtlich und rechnen mit einem weiteren Aufschwung. Sie geben viel mehr Geld aus als die Generation ihrer Eltern, und wir erkennen unterschiedliche Ausgabenmuster: Sie zahlen mehr für Qualitätsmarken, die Einzigartigkeit bieten, und vor allem für Dinge wie eine hübsche Verpackung und witzige Markennamen. Ein familienorientiertes Marketing kommt bei ihnen allerdings häufig ebenfalls gut an.

Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt (die sich laut einiger Kennzahlen bald zur größten Volkswirtschaft entwickeln dürfte) hat der Aufschwung Chinas Auswirkungen auf viele Sektoren, vor allem jedoch auf die Rohstoffpreise. Das rasante Wachstum, der hohe Energieverbrauch je Einheit des BIP und die rapide Urbanisierung haben die Energie- und Industriemetallpreise gut unterstützt. Deshalb hatte die veränderte Einschätzung des chinesischen Wachstums eine erhöhte Volatilität dieser Rohstoffe zur Folge. Die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen stärkte wiederum die sogenannten Rohstoffwährungen wie den australischen Dollar, den Neuseeland-Dollar oder den chilenischen Peso.

In den Jahren unmittelbar nach der globalen Finanzkrise nahm der Beitrag Chinas zum globalen BIP-Wachstum erheblich zu. Damit wurde China zu einem wichtigen Barometer für Risikobereitschaft oder Risikoaversion, beispielsweise im Sommer 2015 oder im ersten Quartal 2016.

Anfang der 2000er Jahre war China aufgrund seines hohen Leistungsbilanzüberschusses gezwungen, dem Rest der Welt massiv Geld zu leihen – damals hauptsächlich in Form der Ansammlung von Devisenreserven mit einem überproportionalen Anteil an US-Treasuries. Die daraus resultierende „globale Sparflut“ hatte zur Folge, dass die Zinssätze in den USA und anderen Ländern über den Niveaus verharrten, die für eine Marktbereinigung nötig gewesen wären. Dies trug wiederum zu den Exzessen an den Immobilienmärkten in den USA und Europa bei, die in der globalen Finanzkrise gipfelten. Heute ist der chinesische Außenhandelsüberschuss zwar erheblich geringer, doch die Anleger verfolgen angespannt alle Meldungen über eine mögliche Verlagerung der chinesischen Rücklagen. In der letzten Zeit lag der Schwerpunkt auf ausländischen Direktinvestitionen einschließlich Private-Equity-Investitionen in Industrieländern.

Während China die Beschränkungen für seine Kapitalbilanz reduziert, eröffnen sich Anlagechancen für ausländische Anleger. Im Vergleich zur Größe der Wirtschaft ist das Chancenspektrum aber immer noch relativ klein. Viele Anleger ziehen es außerdem vor, über Rohstoffe oder Zweitnotierungen wie ADRs (American Depositary Receipts) auf China zu setzen.

Larry Hatheway, Group Head of GAM Investment Solutions und Chefökonom, GAM 

Die Reisebranche ist ein anschauliches Beispiel für die zunehmend bedeutendere Rolle chinesischer Millennials und ihrer Ausgabegewohnheiten. 2018 ist das Jahr des chinesischen EU-Tourismus, nachdem sich die Zahl der Nächte, die Touristen aus China in der EU verbringen, in den letzten zehn Jahren bereits verdreifacht hat. Morgan Stanley schätzt, dass die Zahl der chinesischen Auslandsreisenden bis zum Jahr 2020 auf über 400 Millionen steigen könnte. Chinas Wandel zu einer einkommensstärkeren Wirtschaft wird zu einer größeren Mobilität führen und dafür sorgen, dass sich mehr Chinesen eine Auslandsreise leisten können. Dies kommt weltweit vielen Volkswirtschaften zugute.

Fluggesellschaften und Hotels, aber auch Betreiber von Touristenattraktionen sind die offensichtlichen Nutznießer dieses Trends. Luxusgüterunternehmen und Duty-free-Shops dürften ebenfalls von chinesischen Konsumenten profitieren, die schätzungsweise 70 Prozent zum aktuellen Wachstum der Luxusbranche beitragen. Nach einem beeindruckenden Anstieg ihrer Ausgaben in den letzten zwei Jahrzehnten sind Chinesen weltweit die größten Käufer von Luxusgütern.

Investments in Schweizer Aktien können am langfristigen Wachstum der Schwellenländer, einschließlich Chinas, partizipieren, das für viele Unternehmen eine wichtige Rolle spielt. Schweizer Unternehmen sind in der Regel aus geografischer Sicht sehr breit positioniert. Der Schweizer Binnenmarkt ist sehr klein. Deshalb müssen die Unternehmen ihr Geschäft international ausrichten. Die meisten Unternehmen sind weltweit aktiv und setzten schon sehr früh auf die Schwellenmärkte. Die meisten davon haben eine starke Position in China, sofern ihr Marktsegment dort entwickelt ist. Healthcare-Unternehmen sind dafür ein gutes Beispiel.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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