"Wer Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern im Depot hatte, war in den letzten Jahren einigem Gegenwind ausgesetzt. Faktoren wie der starke US-Dollar, die Abkühlung der Konjunktur in China und der Verfall der Rohstoffpreise setzten die Renditen unter Druck. In diesem Jahr sind Anleihen und Währungen von Schwellenländern indessen wieder stärker gefragt, nachdem die genannten Probleme an Bedeutung verloren haben. Die Marktteilnehmer zeigen erneut Interesse an der Anlageklasse, zum Teil getrieben von der Suche nach höheren Renditen. Wir glauben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um wieder in Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern zu investieren.
Erstens sind die Wirtschaftsdaten in diesen Ländern nach wie vor recht günstig. Die Staatsfinanzen sind solide und das Wachstum ist lebhafter als in den Industriestaaten. Das Wachstumsgefälle zwischen Schwellen- und Industrieländern hat sich gefestigt. So war in den letzten Monaten eine wirtschaftliche Stabilisierung in großen Schwellenländern wie China, Brasilien und Russland zu beobachten. Während in China der Umbau der Wirtschaft weitergeht (Dienstleistungen und Konsum sollen künftig eine wichtigere Rolle spielen), steht das Wachstum in dem Land strukturell unter Druck. Davon gehen auch Risiken für die Konjunktur in Asien und einigen weiteren Schwellenländern aus. Wir erwarten allerdings eine „sanfte Landung“ der chinesischen Wirtschaft, unterstützt durch eine expansivere Geld- und Fiskalpolitik.
Zweitens sind Reformen eingeleitet worden. Eine Reihe von Schwellenländern haben mit Reformen und schwierigen Anpassungsprozessen begonnen, mit denen die Weichen für ein höheres zukünftiges Wirtschaftswachstum gestellt werden. Auch für Anleger sollten diese Staaten dadurch interessanter werden. Das politische Klima in Ländern wie Indonesien und Argentinien hat sich nach den letzten Wahlen, die dort abgehalten wurden, verbessert. Eine Folge sind Strukturreformen, die bereits in Angriff genommen wurden. Wir rechnen mit einer Fortdauer der positiven Entwicklung. Angesichts der Sorgen, die viele Anleger mit Blick auf das langfristige Wachstumsmodell der Schwellenländer hegen, dürften diejenigen Staaten, die Strukturreformen durchführen, stärker von Kapitalzuflüssen profitieren als andere.
Drittens bieten Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern attraktivere Renditen als Anleihen aus Industriestaaten, wo immer mehr Papiere negative Renditen abwerfen. Das ist zum Beispiel bei japanischen Staatsanleihen mit Laufzeiten von bis zu 10 Jahren der Fall. Zudem ist die Duration in der Anlageklasse kürzer als in vielen anderen Segmenten des Anleihemarkts, Staatsanleihen aus Industrieländern eingeschlossen. In Staaten wie Mexiko, Brasilien, Indien und Indonesien werden zurzeit sehr attraktive Zinsen geboten.
Zu guter Letzt hat auch das bedächtige Vorgehen der US-Notenbank bei der Normalisierung der Geldpolitik den Schwellenländer-Währungen Auftrieb verschafft. Eine mögliche Zinserhöhung der Federal Reserve im Dezember würde die Schwellenländer-Währungen zwar auf kurze Sicht belasten, doch längerfristig bleiben diese unseres Erachtens attraktiv. Die Stabilisierung der Rohstoffpreise, die das ganze Jahr über zu beobachten war, hat auch die Währungen der Schwellenländer gegenüber den Anleihemärkten in den entwickelten Staaten gestärkt.
Fazit: Angesichts der verbesserten Stimmungslage und der Erholung der Rohstoffpreise meinen wir, dass Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern langfristig denkenden Anlegern immer noch attraktive Renditevorteile gegenüber Anleihen aus Industriestaaten bieten, und das bei geringerer Abhängigkeit von der Zinsentwicklung."