In diesem Kontext tritt eine der interessantesten Eigenschaften von Wandelanleihen in Erscheinung: ihre inhärente Optionalität, die zu einer interessanten Asymmetrie mit einer Korrelation in haussierenden Aktienmärkten und Schutz vor Kursverlusten in fallenden Märkten führt, wodurch sie ein bemerkenswertes selbstregulierendes und an die Risiken angepasstes Profil bekommen. Dies ist dank der sogenannten Konvexität der Wandelanleihen möglich.
"Obwohl europäische Wandelanleihen dem allgemeinen Trend „risikoreicher Anlagen“ folgten und einen erheblichen Wertverlust erlitten, überstanden sie die Situation besser als Aktien."
Obwohl europäische Wandelanleihen dem allgemeinen Trend „risikoreicher Anlagen“ folgten und einen erheblichen Wertverlust erlitten, überstanden sie die Situation besser als Aktien. Dank unserer Absicherungsposition und unseres aktiven Deltamanagements vor dem Referendum erzielte unser Generali Investments Sicav (GIS) Absolute Return Convertible Bond Strategie während der Monate Juni und Juli relativ bessere Ergebnisse als der Markt (+0,69 % im Vergleich zu -0,33 % des europäischen Wandelanleihenmarkts und -1,96 % des Euro Stoxx 50). In der Tat haben wir, was unsere Strategie betrifft, versucht, die Marktschwankungen vorauszukalkulieren, die unseres Erachtens jeweils in beiden Fällen eintreten würden. Dank unserer Absolute-Return-Strategie haben wir die Möglichkeit, Absicherungstechniken und Overlay-Strategien, also Techniken, die mehr Flexibilität bieten und die Konvexität der Anlageklassen verbessern, zu nutzen.
e-fundresearch.com: Wie steht es mit der gegenwärtigen Bewertung von Wandelanleihen? Ist der Moment günstig, um sich in diese Anlageklasse einzukaufen, oder sollten Investoren eher auf attraktivere Zeitpunkte warten?
Brice Perin: Nach gegenwärtigen Einschätzungen sind europäische Wandelanleihen günstig. Daher glauben wir, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für Investitionen in europäische Wandelanleihen ist.
"Nach gegenwärtigen Einschätzungen sind europäische Wandelanleihen günstig."
Mit sinkenden Bewertungen, sowohl was die implizite Volatilität (ca -5 % seit Jahresbeginn und bis zu -10 % ab dem höchsten Niveau 2015) als die zugrunde liegenden Ebenen betrifft, bieten Wandelanleihen attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Die implizite Volatilität näherte sich sogar dem historischen Tief von Oktober 2014.
Schließlich liegt das mittlere Delta des Markts bei 30–35 %, was zu einer Optimierung des asymmetrischen Profils und des Verhaltens von Wandelanleihen führt. Parallel dazu hat sich der Primärmarkt als sehr aktiv erwiesen, sowohl 2015 wie 2016, und zwar was die Anzahl der Neuemissionen und die Anzahl der Emittenten betrifft. Diese Marktaktivität hat im Anlageuniversum zu einer diversifizierteren Sektor- und Länderverteilung geführt.
Allerdings würden wir empfehlen, sich auf die liquidesten Titel mit der stärksten Kreditwürdigkeit zu konzentrieren, da die Volatilität wieder in Erscheinung treten kann (und für einen vernünftigen Schutz vor Kursverlusten muss hier der Bondfloor stark/stabil sein).
e-fundresearch.com: Viele Investoren sind sich immer noch nicht sicher, welcher Strategie Wandelanleihen zuzuordnen sind, und daher werfen sie sie in einen Topf mit Aktien, Anleihen oder alternativen Strategien. Wie stehen Sie dazu? Gibt es eine Art „Allzwecklösung“?
Brice Perin: Tatsächlich gehören Wandelanleihen zu einer „Universalanlageklasse“, da sie verschiedene Alpha-Treiber wie Aktien, Anleihen, Credits, FX, implizite Volatilität und Ratchet-/Prospektklauseln kombinieren und von unterschiedlichen Marktzyklen profitieren. Es ist allerdings zu beachten, dass diese Komponenten nicht immer gemeinsam auftreten und daher als Alpha- oder Counterbalance-Generatoren wirken können.
Außerdem werden die Wandelanleihenmärkte – abhängig vom Jahr oder Marktzyklus – stark von einem oder zwei der oben genannten Komponenten beeinflusst. Ein Beispiel: Ende 2015 wurden Wandelanleihen aufgrund ihrer Aktiensensitivität als aktienähnliche Anlagen betrachtet (vergleichbar mit „abgesicherten Aktien“), während sie 2009 als „reine“ Credit Investments betrachtet wurden.
Andererseits verfügen wir im Rahmen unserer Absolute Return Strategie auch über die Möglichkeit, andere Parameter, wie die implizite Volatilität oder ereignisabhängige Klauseln, in einem mehr auf alternativ ausgerichteten Anlageprofil zu isolieren und zu nutzen.
Dank der Einführung eines Absolute Return Ansatzes anstatt einer Langfriststrategie kann ein Investor jetzt nicht nur von direkten Investitionen in Wandelanleihen profitieren, sondern sich auch gegen unerwünschte Risiken absichern (d. h. Risiken im Bereich Aktien, Credit, Zinsen, Volatilität) oder verschiedene Strategien und Alphaquellen weiter isolieren und nutzen. Auf diese Weise verwalten wir aktiv das Delta/ die Aktiensensitivität (und könnten sie potenziell komplett absichern) in einem entsprechenden Fonds. Mit dieser Strategie versuchen wir also ein Produkt zu bieten, das einer großen Anzahl von Anlegerprofilen und -bedürfnissen entspricht und nicht nur einen Ersatz für die Aktienanlage darstellt.