Die Zeichen an den Aktienmärkten stehen auf Umbruch: Die Zuwächse der Unternehmensgewinne werden sichverlangsamen. Gleichzeitig hat die Fed einen Strategiewechsel angekündigt. Sie erklärte ihr Anleihekaufprogramm für abgeschlossen. Somit wird zumindest die amerikanische Geldpolitik mittelfristig nicht mehr die treibende Kraft hinter der Aktienperformance sein können. Zwar bietet die EZB weiterhin geldpolitische Unterstützung an, aber lediglich zur Stabilisierung der Euro-Zone und zur Erreichung des Inflationsziels. Das Ende der überwiegend makro-getriebenen Märkte steht also unmittelbar bevor.
Für Anleger macht das eine Umorientierung hin zu einer aktiven Aktienauswahl notwendig. In den vergangenen Jahren bevorzugten Investoren entweder meist sehr defensive Werte mit hoher Sicherheit oder extrem zyklische Titel. Bemerkenswert war die sehr hohe Korrelation der Aktien untereinander. Diese steigt meistens, wenn sich Investoren nur noch von wirtschafts-und geldpolitischen Entscheidungen leiten lassen.
Angesichts anhaltend desolater Zinsaussichten kommen Anleger also auch im kommenden Jahr nicht um Aktien herum. Da diese Anlageklasse aber in Zukunft nicht mehr maßgeblich von der Geldpolitik gestützt wird und das globale Wachstumsumfeld sich verschlechtert, müssen Anleger für attraktive Überrenditen gezieltes Stockpicking betreiben. Qualitativ hochwertige Wachstumsunternehmen, sogenannte Quality-Growth-Aktien, verfügen über einen Vorteil, da sie durch ihre führende Position ihre Margen deutlich besser schützen können.
Dabei profitieren die meist überdurchschnittlich innovativen Unternehmen von ihrer Preismacht, Einkaufsstärke und Skalenvorteilen in der Produktion sowie im Vertrieb. Finanziell betrachtet zeichnen sie sich gegenüber Wettbewerbern durch ein schnelleres Gewinn- und Cashflow-Wachstum, durch hohe Dividendenausschüttungen und höhere Renditen auf das investierte Kapital aus.
Die Verlangsamung der Wachstumsdynamik stellt historisch betrachtet ein ideales Umfeld für Quality-Growth-Werte dar. Vielversprechend ist dabei, dass dieses Aktiensegment aktuell die attraktivste relative Bewertung seit 22 Jahren aufweist und somit eine gute Einstiegsgelegenheit bietet.
Anko Beldsnijder
Partner und Fondsmanager des avant-garde Stock Fund
Main First Asset Management