DWS Standpunkt: Die Fed als Getriebene - auch von sich selbst

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wird die Zinsen unseres Erachtens am Mittwoch unverändert lassen. Sie könnte allerdings den Weg für eine baldige Zinssenkung ebnen. Die Gründe hierfür würden weniger im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld liegen, als vielmehr im äußeren und inneren Druck, der auf die Fed wirkt. DWS | 18.06.2019 11:52 Uhr
Stefan Kreuzkamp, Chef-Anlagestratege, DWS / © Stefan Gröpper Photography
Stefan Kreuzkamp, Chef-Anlagestratege, DWS / © Stefan Gröpper Photography
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Schaut man auf das duale Mandat der Fed, nämlich Vollbeschäftigung und Preisstabilität sicherzustellen, geht zumindest vom ersten Ziel derzeit kein Handlungsbedarf aus. Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,6 Prozent auf Rekordtief. Die Firmen haben nach wie vor Probleme, offene Stellen zu besetzen. Und auch von den vorlaufenden Zeitarbeitsstellen wurden jüngst wieder mehr geschaffen. Die Einkaufsmanagerindizes fielen zuletzt zwar schwächer aus, doch blieb auch hier die jeweilige Beschäftigungskomponente im expansiven Bereich. 

Bei der Preisstabilität gibt es eine Diskrepanz zwischen aktuellen Zahlen und Erwartungen. Zwar tendierten die US-Inflationszahlen dieses Jahr etwas schwächer, doch pendelt die Kerninflationsrate bereits seit rund drei Jahren zwischen 1,7 und 2,3 Prozent. Allerdings sind die Inflationserwartungen innerhalb der vergangenen zwei Monate um fast einen halben Prozentpunkt zurückgegangen. Sie hängen meist eng an der Entwicklung des Ölpreises, der in dieser Zeit um rund ein Fünftel nachgegeben hat. Für die Fed gewinnt die Ölpreisentwicklung erst an Bedeutung, wenn sie sich in Zweitrunden-Preiseffekten niederschlägt.

Ein anderer Zweitrundeneffekt könnte für die Fed wichtiger sein: Die Reaktion der Anleihemärkte. Diese haben in den vergangenen Wochen klare Signale gesendet, am deutlichsten beim Handel von Terminkontrakten auf kurzfristige US-Zinsen. Sie preisen mittlerweile bis Jahresende zwischen zwei und drei Zinssenkungen ein.  

Genau hier könnte das größte Druckpotenzial für die Fed liegen. Sie hat in den vergangenen Wochen wenig getan, diesen Markterwartungen zu widersprechen. Im Gegenteil, einige Kommentare ihrer Mitglieder haben diese Erwartungen sogar angeheizt. Damit ist das Enttäuschungspotenzial groß, sollte die Fed in dieser oder der nächsten Sitzung kein Senkungspotenzial signalisieren. Dies würde sich wahrscheinlich kurzfristig an den Aktien- und Anleihemärkten bemerkbar machen. Und über diese Kanäle würden sich wiederum die Finanzierungskonditionen der Unternehmen verschlechtern, ein auch für die Fed wichtiger Indikator.

Damit hat sich die Fed vom Markttreiber zum Marktgetriebenen gewandelt. Erschwerend kommen derzeit die expliziten Fed-Kritiken des US-Präsidenten hinzu. Egal, ob die Währungshüter dem Drängen Trumps nach niedrigeren Zinsen folgen oder nicht, ihr Handeln wird nicht frei vom Verdacht sein, politisch motiviert zu sein.  

Die Fed muss sich damit in den kommenden zwei Tagen weniger mit ökonomischen als mit politischen und markttechnischen Überlegungen befassen. Wir denken, sie wird dem Druck zumindest durch eine Umformulierung Tribut zollen: Statt wie bisher "geduldig bleiben" zu wollen, könnte sie nun ankündigen, "angemessen zu reagieren". Viel mehr erwarten die Märkte vorerst auch nicht. Höchstens, dass die EZB dies vielleicht noch auf ihrer Tagung in Sintra mit ähnlich akkommodierenden Worten flankiert.

Stefan Kreuzkamp, CIO, DWS 

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.