Unternehmen leisten einen wesentlichen Beitrag für das Gesamtwohl der Gesellschaft. Gleichwohl gibt es Aspekte, die zu einer Vielzahl von negativen Auswirkungen auf Menschen, Gemeinden und die Umwelt führen können. Dazu gehören Umweltschäden, Korruption, Kinderarbeit, Insiderhandel, kontaminierte Lebensmittel oder auch Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts – um nur einige zu nennen. Derartige Praktiken können auf die entsprechenden Unternehmen zurückfallen und zu erheblichen Reputations- und anderen Schäden führen, zum Beispiel zu hohen Strafzahlungen. Eine wachsende Zahl von Anlegern ist deshalb bestrebt, ihre Portfolios vor solchen, den Aktienkurs gefährdenden Risiken zu schützen, indem sie Unternehmen übergewichten, die starke Ratings bezüglich der ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung vorweisen können. Unternehmen hingegen, die in diesen Bereichen von Rating-Agenturen wie Ethix, MSCI, Oekom, RepRisk, Sigwatch, Sustainalytics oder TruCost schlecht bewertet sind, werden von einem stetig wachsenden Investorenkreis untergewichtet oder gänzlich ausgeschlossen.
Seit den 1970er Jahren wurden mehr als 2.000 wissenschaftliche Studien über den Zusammenhang zwischen der Einhaltung hoher ESG-Standards sowie der finanziellen Leistungsfähigkeit von Unternehmen durchgeführt. Eine 2015 von Gunnar Friede gemeinsam mit der Universität Hamburg durchgeführte und von der DWS unterstützte Analyse (ESG & Corporate Financial Performance: Mapping the global landscape, Dezember 2015) hat ergeben, dass die meisten dieser Studien einen positiven Zusammenhang zwischen ESG- und finanzieller Performance sehen. Auch große Banken veröffentlichen vermehrt Studien über die finanzielle Bedeutung von ESG-Daten für Investitionsentscheidungen. Laut der Bank of America Merrill Lynch vom Juni 2017 zum Beispiel bietet „ESG ein besseres Signal für künftige Ertragsschwankungen als jede andere Kennzahl“. Vor dem Hintergrund dieser sich verfestigenden Erkenntnis wenden sich Investoren zunehmend auch ESG-Indexfonds zu. Das Anlagevolumen entsprechender ETFs lag Stand Ende 2017 bei 39,2 Milliarden US-Dollar. Verglichen mit dem Gesamtmarkt passiv verwalteter Fonds von 9,0 Billionen US-Dollar ist dies jedoch immer noch ein relativ kleines Vermögen.
Der traditionelle Anlagestil solcher Indizes liegt in Ausschlusskriterien. Dazu gehören zum Beispiel Rüstungsgüter wie Streubomben oder Landminen. Nicht immer ist der Fall so eindeutig. So ist etwa der Ausschluss von Unternehmen, die alkoholische Getränke herstellen, relativ einfach. Schwieriger ist die Abgrenzung bei Unternehmen, die alkoholische Getränke verkaufen, da sie in der Regel auch nicht-alkoholische Getränke anbieten. Der Investmentansatz „Best-in-Class“ konzentriert sich auf Unternehmen, die in der Vergangenheit in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsmaßnahmen besser abgeschnitten haben als ihre Konkurrenten in der eigenen Branche. Entsprechend gewichtete Indizes können sich erheblich von solchen unterscheiden, die eine traditionelle Gewichtung nach Marktkapitalisierung vornehmen. Zudem gibt es thematisch fokussierte Indizes, die in Unternehmen investieren, deren Geschäftsmodell darin besteht, spezifische Umwelt- oder Sozialprobleme zu lösen – etwa mit entsprechender Technologie. Zu den beliebtesten ETFs gehören derzeit solche, die umweltorientierte oder kohlenstoffarme Indizes abbilden. Diese Entwicklung spiegelt das wachsende Interesse wider, sich von Investitionen in fossile Brennstoffe zu trennen, um der Bedrohung durch die globale Erwärmung zu begegnen.
Tomas Packa, Xtrackers Vertriebsspezialist für Österreich und CEE, DWS