CIO View November 2015: Die Last der Schulden

Die globale Verschuldung ist ab 2007 weiter gewachsen. Droht eine weitere Schuldenkrise? Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee. teilt seine Einschätzungen im aktuellen "CIO View November 2015" DWS | 05.11.2015 12:12 Uhr
Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee  / ©  Deutsche AWM
Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee / © Deutsche AWM
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Die gute Nachricht zuerst: Die Weltwirtschaft befindet sich auf solidem Kurs, das Wachstum dürfte 2016 gegenüber 2015 noch einmal anziehen. Die schlechte Nachricht: Die Konsensprognosen für das Wachstum sind rückläufig. Sorgen bereitet, dass sich das Wachstum in den Schwellenländern abflacht. Und China, das lange als Konjunkturlokomotive für die Weltwirtschaft galt, verliert vorerst weiter an Dampf. Zudem wachsen die Industrieländer zwar stabil, aber nur moderat.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) nannte bei der Vorstellung seines neuen globalen Ausblicks im Oktober 2015 auch gleich fundamentale Gründe für die Wachstumsabschwächung. So brachte der Verfall der Rohstoffpreise die rohstoffexportierenden Länder wie Brasilien und Russland unter Druck. Weitere Länder leiden unter Fehlinvestitionen, die in der Vergangenheit getätigt wurden. Ein Beispiel dafür ist China. Hohe Schulden und Konsolidierungsbemühungen bremsen die Wirtschaft im Reich der Mitte. Dies sorgte auch für einen kräftigen Kursrückgang an Chinas Börsen.

Wachsende Schulden

Das Beispiel zeigt auch, dass bei Anlageentscheidungen ein Blick auf die Schuldensituation in den einzelnen Ländern und Regionen wichtig ist. Eine neue Datenbank der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) über die Verschuldungslage bietet jetzt die Möglichkeit, die Länder unter die Lupe zu nehmen. Erfasst werden derzeit 21 Schwellenländer, die Euroländer und zwölf weitere Industrieländer. In diesen Ländern sind in US-Dollar gerechnet die Schulden der Regierungen, Unternehmen und Privathaushalte von Ende 2007 bis Ende 2014 um immerhin 49,4 Prozent gestiegen. Die Tatsache, dass sich auch das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dieser Länder um rund 31,5 Prozent erhöht hat, sorgt jedoch für eine Relativierung des Schuldenanstiegs.

In den Industrieländern stiegen die Schulden von Ende 2007 bis Ende 2014 um 28,9 und das nominale BIP um 13,5 Prozent. In den Schwellenländern stiegen die Schulden dagegen in dieser Zeitperiode um 200,1 Prozent und das nominale BIP um 92,5 Prozent. Die Differenzierung der Länder nach Entwicklungsgrad zeigt, dass sich in den Industrieländern die Schulden in Relation zum Preisanstieg und zur Leistungskraft der Wirtschaft nur gering erhöht haben. In den Schwellenländern stiegen dagegen die Schulden auch in Relation zum BIP kräftig an. Das könnte ein Gefahrensignal sein.

Tragfähigkeit der Schulden

Doch der Blick auf die Schulden in Relation zum BIP ist ebenfalls nur bedingt aussagekräftig. Wichtig ist, dass die Verschuldungsquote auch in Relation zum BIP pro Kopf gesetzt wird. Der Grund: Liegt der Wert der produzierten Güter pro Kopf in einem Land nur wenig über dem Existenzminimum, ist die Sparquote entsprechend gering. Entsprechend gering ist auch die Schuldenaufnahmefähigkeit des Landes. Unsere Untersuchung1 zeigt, dass in Schwellenländern mit zunehmendem Wohlstand die Schuldenaufnahmefähigkeit enorm zunimmt.

Der Anstieg des Wohlstands wiederum – also des BIP und der Einkommen – beruht in Schwellenländern auf Investitionen, die das Wirtschaftswachstum beflügeln. Mit wachsendem Kapitalstock nimmt der Ertragszuwachs aus den zusätzlichen Investitionen ab. Aufgrund des abnehmenden Grenzertrags aus Investitionen sollten ab einem bestimmten Wohlstandsniveau die Schulden langsamer zunehmen. Auch dies bestätigte sich in unserer Untersuchung.

Der Vergleich von Verschuldungsquote mit dem BIP pro Kopf liefert eine neue Perspektive, in welchen Ländern die Gefahr einer Schuldenkrise höher und in welchen Ländern die Gefahr einer Schuldenkrise niedriger sein könnte. Länder, die sich in Relation zu ihrem Wohlstand höher verschuldet haben, sind Japan und einige Peripherieländer (siehe Chart 1). China ist nach dieser Modellbetrachtung ebenfalls hoch verschuldet. Es gibt aber auch Länder, die basierend auf dieser Analyse noch Spielraum für neue Schulden haben. Nutzen die Länder diesen Kreditspielraum für sinnvolle Investitionen, könnte dies zu einem höheren nationalen und globalen Wachstumstrend führen.

Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee 

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Weitere Themen in der aktuellen Ausgabe:

Asoka Wöhrmanns neun Positionen:

  • Die Konsumentenstimmung in den Industrieländern steigt.
  • Die Geldpolitik bleibt in vielen Ländern locker.
  • Die Weltwirtschaft bleibt daher 2016 auf Wachstumskurs.
  • Trotz des hohen Schuldenniveaus bleibt die Kreditkrise aus.
  • Gewinnwachstum in den USA vor zyklischem Tief.
  • Auf Zwölfmonatssicht schaffen Aktien aus Industrieländern zweistellige Renditen.
  • Software und Internet bleiben unsere Favoriten im IT-Sektor.
  • Deutschlands Immobilienmärkte bieten weiter Chancen.
  • Vermögensaufteilung unseres ausgewogenen Modellportfolios für Kunden in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika:
    Anleihen: 47%, Aktien: 42%, Alternative Anlagen: 10%, Rohstoffe: 1%

Außerdem im CIO View:

  • Letter to investors von Asoka Wöhrmann
  • Fokus: Die Last der Schulden
  • Das große Bild: Asoka Wöhrmann übergibt den Stab an Stefan Kreuzkamp
  • Investment-Ampeln: unsere taktische und strategische Sicht auf die Asset-Klassen
  • Anlageklassen-Perspektiven: Joe Benevento und Joern Wasmund, Global Co-Heads of Fixed Income/Cash (Rentenmarkt), und Henning Gebhardt, Global Head of Equities (Aktienmarkt)
  • Portfolio: Interview mit Stéphane Junod, Chief Investment Officer für Wealth Management in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika
  • Alternative Anlagen: Interview mit Tim Gascoigne, Head of Liquid Alternatives – Hedge Funds

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