Zentralbanken: Treiber und Getriebene

Lange trieben Zentralbanken die Märkte immer weiter, immer höher: "Die Wirkung ihrer Medizin lässt jedoch nach, und die Politik können sie nicht ersetzen", schreibt Deutsche AWM CIO Asoka Wöhrmann im neu erschienenen CIO View August 2015. DWS | 30.07.2015 14:28 Uhr
©  Deutsche AWM
© Deutsche AWM
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Macht und Ohnmacht der Zentralbanken kann man derzeit auf drei Kontinenten beobachten. Fangen wir im bewährten Krisenland Griechenland an. Trotz der beinah im Wochentakt verstreichenden „endgültigen Deadlines“ schaffte nur eine Maßnahme das gewünschte Dringlichkeitsgefühl: Die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Emergency Liquidity Assistance (ELA) für Griechenland nicht zu erhöhen. Im Falle einer kompletten Streichung der ELA-Linien, etwa bei Nichtbedienung der EZB-Schulden, hätte wohl auch kein Bankurlaub mehr das griechische Bankensystem retten können. Gleichwohl muss man von Ohnmacht sprechen, da sich die EZB zwangsläufig zum Erfüllungsgehilfen der Politik machen musste, als sie ihre Entscheidungen nicht mehr autonom und weitgehend regelbasiert treffen konnte.

Im Vergleich zu den wenigen hundert Milliarden Euro, die in Griechenland im Feuer stehen, musste Chinas Zentralbank mit einem viel größeren Monster, dem sieben Billionen Dollar schweren heimischen Aktienmarkt, kämpfen – im Juni waren es noch über zehn Billionen Dollar. Immerhin muss sich die chinesische Zentralbank nicht den Anschein politischer Unabhängigkeit geben. Doch da sie alleine nicht Herr der Lage wurde, lieferte sie nur eine der vielen Waffen, mit denen Peking auf die massiven Kursausschläge der Börse reagierte. Ob gar eine Systemgefährdung vorlag, ist fraglich– das Finanzvermögen der Chinesen enthält nur rund fünf Prozent Aktien und die Inlandsbörsen liegen seit Jahresanfang immer noch zweistellig im Plus. Anders der für Ausländer entscheidende Hongkonger Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI). Er liegt etwa auf Jahresanfangsniveau und könnte unserer Meinung nach aufgrund der Bewertung und der wieder erstarkenden Wirtschaft im zweiten Halbjahr noch Chancen bieten.

Auch die Federal Reserve (Fed) muss sich schon länger mehr den Kapitalmärkten als der Inflation widmen. Selbst wenige Wochen vor dem vermeintlich wahrscheinlichsten Zinserhöhungstermin (September) will oder kann sie sich angesichts der zweideutigen Wirtschaftslage nicht festlegen. Welchen Spielraum hat sie überhaupt? Sie kämpft wieviele große Zentralbanken mit den Nachwirkungen der Krisenbekämpfung: Wie kehrt man zur „Normalität“ zurück, in einem Umfeld mauen Wachstums und einer Verschuldung, die das Vorkrisenniveau noch übertrifft? Denn egal was man von der Politik des leichten Geldes hält, eine negative Nebenwirkung hat sie auf jeden Fall: hoch gehebelte Wirtschaftssubjekte und Kapitalmärkte sind anfälliger für Schwankungen und verstärken diese noch. Vielleicht rührt daher der Drang der Zentralbanken, konjunkturelle Abschwünge schon im Keim mit neuer Liquidität zu ersticken. Langfristig leidet jedoch die Robustheit einer Wirtschaft ohne die bereinigende Wirkung der Konjunkturzyklen.

Asoka Wöhrmann,
Chief Investment Officer,
Deutsche Asset & Wealth Management

Außerdem im CIO View August 2015:

-Fokus: Grenzen der Geldpolitik – die limitierte Macht der Notenbanken
-Das große Bild: Interview mit Asoka Wöhrmann
-Investment-Ampeln: unsere taktische und strategische Sicht auf die Asset-Klassen
-NEU: Anlageklassen-Perspektiven: Joe Benevento und Joern Wasmund, Global Co-Heads of Fixed Income/Cash (Rentenmarkt), und Henning Gebhardt, Global Head of Equities (Aktienmarkt)
-Portfolio: Interview mit Stéphane Junod, Chief Investment Officer für Wealth Management
-Alternative Anlagen: Interview mit Mark G. Roberts, Head of Real Estate Strategy and Research

Den CIO View finden Sie hier als PDF-Dokument: CIO View August 2015

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.