EZB-Sitzung: Draghi hält dem Druck der Falken stand

Ein Kommentar von Dr. Frank Engels, Leiter Multi Asset und Mitglied des Union Investment Committee: Union Investment | 01.06.2017 16:42 Uhr
Dr. Frank Engels, Union Investment / ©  Union Investment
Dr. Frank Engels, Union Investment / © Union Investment
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wann wird die Geldpolitik des Euroraums in Richtung Normalität zurückgeführt? Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember vergangenen Jahres die Verringerung ihres Anleiheankaufprogramms von 80 auf 60 Milliarden Euro verkündet hat, warten die Märkte auf den nächsten Schritt. Um es vorwegzunehmen: Auf einen geldpolitischen Paukenschlag wird man nach der EZB-Ratssitzung am kommenden Donnerstag vergeblich warten. Vielmehr wird EZB-Präsident Mario Draghi mit äußerster Behutsamkeit vorgehen.

Wir rechnen für die nächsten Monate konkret mit folgenden Schritten:  
  • In der Juni-Sitzung werden die Notenbanker ihre Kommentierung anpassen, so dass die verbesserten konjunkturellen Rahmenbedingungen stärker betont
  • werden – das ist nicht mehr als ein Fingerzeig für die Märkte.
  • Im September könnten klare Ansagen folgen: Dann dürfte Mario Draghi die weitere Reduzierung der monatlichen Wertpapierkäufe (Tapering) ankündigen.
  • Ab Januar 2018 sollten die Maßnahmen greifen und das monatliche Ankaufvolumen verringert werden. Aber: Dass die Notenbanker am Nullzins rütteln, ist bis auf Weiteres äußerst unwahrscheinlich.

 

Dass die Währungshüter aufs Gaspedal treten und schnell handeln, scheint also kurzfristig ausgeschlossen. Zwar hat das Wirtschaftswachstum der Eurozone zuletzt die Erwartungen übertroffen. Auch die Inflationsraten dürften vor diesem Hintergrund und wegen der erwarteten Preissteigerungen im Rohstoffsektor wieder etwas zulegen. Ob jedoch dadurch das Inflationsziel der Notenbank von knapp unter, aber nahe bei zwei Prozent auch nachhaltig erreicht wird, steht aber auf einem anderen Blatt.

Der EZB-Präsident sieht sich derzeit widerstreitenden Kräften ausgesetzt: Denn der konjunkturelle Trend ist in den einzelnen EU-Staaten unterschiedlich stark. Die Europäer leben in wirtschaftlicher Hinsicht in Parallelwelten, so dass Draghi es kaum allen recht machen kann. Den Falken im geldpolitischen Rat ist der Italiener zu zaghaft. Aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich sind daher laute Rufe nach einer schnellen Straffung zu vernehmen. Aktuell werden zudem Stimmen laut, die den Bundesbankpräsident Jens Weidmann als Nachfolger von Draghi positionieren wollen. Auf der anderen Seite aber stehen die Tauben, die befürchten, dass ein zu schnelles geldpolitisches Handeln das in manchen Ländern noch zarte Pflänzchen Konjunktur wieder abwürgen könnte. Vor allem aber könnte die vorschnelle Rückführung der Anleihekäufe die Schuldentragfähigkeit der Peripherieländer einschränken.

Es liegt auf der Hand, dass Draghi als einstiger italienischer Notenbankchef diese Bedenken sehr ernst nimmt. Er will die Erholung der Eurozone als Wirtschaftsraum keinesfalls dadurch gefährden, dass er sich im entscheidenden Moment unter Druck setzen lässt. Dass er aber den Ausstieg aus den Anleihekäufen weiter vorantreiben muss, ist auch klar. Schließlich dürfte die Notenbank mit dem Programm spätestens 2018 an die Grenze dessen stoßen, was die EZB sich auf der Basis von Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs genehmigt hat.

Für die Kapitalmärkte heißt das: 


Anleihen aus den Kernländern des Währungsraums dürften es vor dem Hintergrund der erwarteten Zinssteigerungen im Umfeld des Taperings schwer haben. Zudem muss man eines festhalten: Durch ihre Kaufprogramme hat die EZB den Anleihemarkt über Jahre hinweg verzerrt, wenn nicht sogar empfindlich beschädigt. In den kommenden Jahren werden wir Zeuge, wie die Märkte zurück zu einer normalen Funktionsweise finden. Ohne Verwerfungen wird das sicherlich nicht gehen.

Dr. Frank Engels, Leiter Multi Asset und Mitglied des Union Investment Committee

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.