Fidelity Marktausblick 2018: Renditen schon vorweggenommen

Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer für den Aktienbereich von Fidelity International gibt einen Ausblick für das Jahr 2018: Fidelity International | 22.12.2017 08:37 Uhr
Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer Aktienbereich, Fidelity / ©  Fidelity International
Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer Aktienbereich, Fidelity / © Fidelity International
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Für 2017 können die Aktienmärkte weltweit eine sehr gute Bilanz ziehen. Durch die Bank haben die Börsenbarometer gemessen in US-Dollar hohe zweistellige Renditen erzielt. An den Märkten wurde künftiges Gewinnwachstum eingepreist, und der Kurs mancher Aktie hat schwindelnde Höhen erreicht. De facto haben die Märkte einen Großteil der Renditen von 2018 damit bereits vorweggenommen. Daraus lässt sich schließen, dass Aktienanlegern 2018 ein rauerer Wind um die Ohren wehen kann. Aus meiner Sicht werden wir in den nächsten zwölf Monaten nur mit viel Glück positive Aktienrenditen sehen. Was aber nicht heißt, dass ich mit einem Bärenmarkt rechne, denn dafür sind die Rahmenbedingungen noch zu gut. Für wahrscheinlicher halte ich eine anhaltende Konsolidierungsphase oder vielleicht einen leichten Abwärtstrend an den Aktienmärkten. Ganz sicher aber wird 2018 ein Jahr, in dem sich Anleger nicht zu stark von der Marktentwicklung abhängig machen dürfen, sondern ihre Renditen über eine aktive Titelauswahl generieren sollten.

Renditen 2018? Das meiste wurde schon 2017 eingefahren

Ein Großteil des Weges in diesem Bullenmarkt haben wir inzwischen zurückgelegt, und den Faktoren, die ihn antreiben, geht nun langsam die Luft aus. Fehlen die fundamentalen Gründe für einen weiteren Kursanstieg, beginnt die Spekulation. So haben wir in überhitzten Bereichen des US-Aktienmarktes einige erstaunliche Kursbewegungen gesehen, insbesondere im IT-Sektor. Getrieben wurden sie vor allem von der Stimmung und haben mit den Fundamentaldaten nicht mehr viel zu tun (Grafik 1).

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Erlebt man einen Bullenmarkt, der so lange dauert wie dieser und bei dem es sich um den zweitlängsten seit dem Zweiten Weltkrieg handelt, wundert es nicht, dass die Nervosität der Anleger steigt. Bei ihnen trifft dieser Bullenmarkt, der mit der Erholung nach der Finanzkrise 2009 begann, ohnehin auf wenig Gegenliebe. Ungewöhnlich an ihm ist auch, dass man starke und nachhaltige Käufe von Privatanlegern sowie eine allgemeine Euphorie an den Aktienmärkten bislang vergeblich sucht. Das aber ist auch der Grund für meine größere Gelassenheit hinsichtlich einer möglichen scharfen Kurskorrektur.

Mit einem massiven Kurseinbruch an den Aktienmärkten rechne ich jedenfalls nicht. Andernfalls müssten sich die Zinserwartungen schon drastisch korrigieren oder die Wirtschaft in eine Rezession abgleiten. Keines von beiden halte ich für sonderlich wahrscheinlich.

Gewinnerwartungen spiegeln sich bereits in den Kursen wider

Der Ausblick wird allerdings durch den Umstand getrübt, dass die Märkte 2017 die Renditen für 2018 vorweggenommen haben. Und weil sich die hohen Gewinnerwartungen bereits in den Kursen widerspiegeln, werden Aktien in dieser späten Zyklusphase vermutlich den Rückwärtsgang einlegen, wenn Anlegern klar wird, dass die Märkte über ihr Ziel hinausgeschossen sind. Auslöser einer solchen Bewegung dürften Hinweise auf eine allmähliche Normalisierung der Zinsen rund um den Globus sein.

Vor einigen Jahren hatte ich für den S&P 500 Index einen Stand von 2.700 Zählern bis zum Ende des Jahrzehnts prognostiziert. Momentan bewegt sich das Börsenbarometer um die Marke von 2.600. Da ich keine fundamentalen Gründe für eine Änderung meiner Prognose sehe, legt dies ein nominales Aufwärtspotenzial von 3–4 % bis zum Ende des Jahrzehnts nahe. Dazu kommen die Dividenden. Damit diese moderateren Renditen für Anleger attraktiv bleiben, darf sich die relativ geringe Volatilität nicht erhöhen. Steigt sie, bieten die Renditen Anlegern womöglich keine ausreichende Kompensation für das eingegangene Risiko.

Dass die Schwellenländer den Staffelstab in dieser späten Zyklusphase übernehmen, ist kaum zu erwarten. Denn ein Großteil der zuletzt guten Wertentwicklung geht auf Faktoren zurück, bei denen sich die Schwellenländer schon immer gut entwickelt haben: festere Rohstoffpreise, ein schwächerer Dollar und ein niedrigerer Diskontierungssatz.

Ein neues Zinsregime

2018 könnte das Jahr sein, in dem die Zentralbanken das umsetzen werden, was sie im Hinblick auf die Zinsen angekündigt haben. Zu den bemerkenswerten Entwicklungen an den Kapitalmärkten der letzten vier Jahre zählt die Diskrepanz zwischen den eigenen Zinsprognosen der Zentralbanken und den Zinserwartungen der Marktteilnehmer.

Seit geraumer Zeit sind Letztere der Meinung, dass die Zinsen nicht so stark steigen, wie die Prognosen der Zentralbanker bzw. die Erwartungen der einzelnen FOMC-Mitglieder vermuten lassen. Denn völlig zu Recht waren die Märkte davon ausgegangen, dass die Inflation eher sinken als steigen würde.

Das aber könnte sich 2018 ändern. Und dann werden die Zentralbanken womöglich recht behalten und nicht die Märkte. Denn in Sachen Inflation sind anders als in den letzten Jahren sowohl ein Anstieg als auch ein Rückgang nicht ausgeschlossen. Die Zentralbanken wird das ermuntern, die versprochenen Zinserhöhungen umzusetzen. Erstmals seit Längerem sind es die Märkte und Anleger, die auf dem falschen Fuß erwischt werden könnten.

Von den in den letzten 30 Jahren kollabierten Realzinsen ging über Jahre erheblicher Rückenwind für die Gewinne aus, die wir an den Aktien- und Anleihenmärkten gesehen haben. Sollten die Realzinsen wieder anziehen, wird der Rückenwind jedoch in Gegenwind umschlagen.

Mögliche Überraschungen in 2018

Was die Wirtschaft und die politische Großwetterlage anbelangt, werden sich die Sorgen der Anleger wohl auch weiter um die altbekannten Themen drehen. Bislang zeigten sich die Märkte vergleichsweise unbeeindruckt. Aber ihr Gleichmut könnte auf eine harte Probe gestellt werden, wenn die Zinsnormalisierung Fahrt aufnimmt.

Eine mögliche Abkühlung des Wirtschaftswachstums bleibt auf absehbare Zeit die größte Sorge für die Wirtschaft. Aus geopolitischer Sicht wurden die Wahlrisiken in Europa von der Konfrontation mit Nordkorea und zuletzt den zunehmenden Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran in den Hintergrund gedrängt.

Eine ernsthafte Eskalation im Nahen Osten wäre für die Finanzmärkte in der Tat ein möglicher „Schwarzer Schwan“, also ein unvorhergesehenes Ereignis, das der konjunkturellen Entwicklung eine entscheidende Wende gibt. Anleger sollten daher sowohl ihre regionale Ausrichtung als auch ihr Engagement auf Sektorebene genau abwägen.“

Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer Aktienbereich, Fidelity

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