Fidelity: Rückfall der Eurozone in die Deflation nicht ausgeschlossen

"Ein Rückfall in die Deflation ist nicht ausgeschlossen. Konkrete Anzeichen einer Abkühlung gibt es bisher nicht. Doch ohne zusätzliche Unterstützung seitens der Politik könnte der Erholung Anfang 2016 die Luft ausgehen", schreibt Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment, in ihrem aktuellen Makro-Kommentar. Fidelity International | 31.08.2015 10:00 Uhr
Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment / ©  niyazz - Fotolia
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Globales Wachstum: Industrieländer bleiben wichtigster Wachstumsmotor

„Die Weltwirtschaft ist zuletzt stärker gewachsen, dieser Trend dürfte sich für den Rest des Jahres fortsetzen. Die kräftig gefallenen Rohstoffpreise könnten dem Konsum weltweit Auftrieb geben. Auf der anderen Seite werden sie aber auch die Schere zwischen Rohstoffexporteuren und-importeuren weiter aufgehen lassen. Vorerst werden die Industrieländer nach meiner Einschätzung der wichtigste Motor des Weltwirtschaftswachstums bleiben. Insgesamt wird das Wachstum jedoch eher moderat ausfallen. Verantwortlich dafür ist unter anderem die geringe Inflation. Da die Teuerungsrate wohl frühestens Ende des Jahres spürbar anziehen wird, werden die Notenbanken vorerst an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Unsicherheit geht von China aus: Unzureichende bzw. unangemessene Stimulusmaßnahmen könnten die Talfahrt beschleunigen und dem Welthandel einen weiteren Schlag versetzen. Das wiederum dürfte die Nervosität an den Finanzmärkten anfachen.

USA: Starker Dienstleistungssektor und Aktivitäten am Wohnungsmarkt stützen Wachstum

Bis zum Jahresende dürfte sich das Wachstum in den USA leicht beschleunigen. Die Lage am Arbeitsmarkt bessert sich stetig, wenn auch etwas langsamer. Auch der starke Dienstleistungssektor und die erhöhte Aktivität am Wohnungsmarkt stützen das Wachstum. Ebenso sollte der Konsum wieder Fahrt aufnehmen. Negativ schlägt der anhaltende Gegenwind in Form des starken US-Dollars und der schwachen Auslandsnachfrage zu Buche. Der neue Tiefstand bei den Ölpreisen wird die Energiebranche belasten. Nach wie vor ist in den kommenden Monaten nicht mit einer wesentlichen Lohn- und Preisinflation zu rechnen. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Fed die Zinsen erhöhen wird, bevor Lohnwachstum und Inflation stärker ins Plus gedreht haben. Damit könnte das Inflationsziel in weitere Ferne rücken. Eine sofortige Zinserhöhung machen die aktuellen Rahmenbedingungen meines Erachtens nicht zwingend erforderlich. Deshalb halte ich eine Zinsstraffung im Dezember weiterhin für das wahrscheinlichste Szenario.

Eurozone: Aufwärtsdruck auf die Inflation dürfte nachlassen

Die Eurozone bleibt insgesamt auf Erholungskurs, wobei sich die Wirtschaft in den Peripherieländern schneller erholt als in den Kernländern. Mit einer zwischenzeitlichen Lösung der Griechenlandkrise vor Augen sollte sich das Wachstum für den Rest des Jahres moderat beleben. Allerdings verlieren einige Faktoren, die die Erholung begünstigt haben, nun allmählich an Zugkraft. Darunter der Euro, der ausgehend von seinem Tief im April in den vergangenen Monaten um rund 5 Prozent aufgewertet hat. Zusammen mit der unverändert schwachen Auslandsnachfrage könnte das der Erholung im Export in den nächsten Wochen das Wasser abgraben. Der mit dem schwächeren Euro verbundene Aufwärtsdruck auf die Teuerungsrate wird wohl langsam nachlassen. Sollten sich die niedrigen Rohstoffpreise durchsetzen, wird dies die Inflation länger im Zaum halten. Ein Rückfall in die Deflation ist damit nicht ausgeschlossen. Konkrete Anzeichen einer Abkühlung gibt es bisher nicht. Doch ohne zusätzliche Unterstützung seitens der Politik könnte der Erholung Anfang 2016 die Luft ausgehen. Meines Erachtens wird die Europäische Zentralbank EZB deshalb ohne Wenn und Aber an ihrer quantitativen Lockerung festhalten – zumindest bis September 2016. Möglicherweise wird sie ihre Unterstützung für die Märkte sogar verstärken bzw. über diesen Zeitpunkt hinaus fortsetzen müssen, vor allem weil die Risiken ausgehend von Griechenland nächstes Jahr wohl wieder an die Oberfläche drängen werden.

Japan: Schleppende Auslandsnachfrage belastet die Aktivitäten in der verarbeitenden Industrie

Im zweiten Quartal scheint die Konjunktur an Schwung verloren zu haben, und das dritte Quartal begann verhalten. Trotz der Yen-Schwäche haben sich die Exporte nicht wesentlich erholt. Das ist auf strukturelle Gründe zurückzuführen, die Japans Wirtschaft seit Jahren lähmen. Verantwortlich ist aber auch die schleppende Auslandsnachfrage, die die Außenwirtschaft hemmt und damit auch die Aktivität in der verarbeitenden Industrie. Die nur langsam ansteigenden Löhne werden den Konsum wohl weiterhin belasten. Die Messlatte für weitere geldpolitische Maßnahmen hat die Bank of Japan recht hochgelegt, zumindest was die Inflation anbelangt. Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass die Bank of Japan vorerst an der Zinsschraube dreht, sondern erst einmal abwartet, wie sich die etwas höheren Löhne und niedrigeren Energiepreise auswirken.

China: Stärkere Abwertung des Renminbi nötig, um Exporte anzukurbeln

In China haben sich die Finanzierungskonditionen für Unternehmen zuletzt verschlechtert, vor allem nach dem Anstieg des Renminbi im Vorfeld der Abwertung am 11. August und – in geringerem Maße – nach dem Ausverkauf am Aktienmarkt. Mit Blick auf die Finanzierungsbedingungen könnte die Abwertung daher durchaus hilfreich sein. Um sich spürbar in den Exporten niederzuschlagen, müsste sie jedoch stärker ausfallen, vermutlich in einer Größenordnung von 20 Prozent. Weitere Hilfe für die Wirtschaft von der fiskalischen Seite wird vermutlich auch künftig über die Förderbanken China Development Bank und Agricultural Development Bank of China erfolgen. Auf diese Weise begrenzt man den Schuldenaufbau bei Geschäftsbanken und anderen Finanzinstituten. Die Stimulusmaßnahmen scheinen Ausdruck des Bestrebens Pekings zu sein, den Reformkurs fortzusetzen und ein nachhaltigeres Wachstum zu erzielen. Für das Reich der Mitte sind das gute Nachrichten. Es macht die Wachstumsstory auf der anderen Seite aber auch anfälliger für Fehler der Politik. Als ein solcher könnte sich die weitergehende Abwertung des Renminbi erweisen. Das allerdings bleibt abzuwarten und wird letztlich von den Entwicklungen in den nächsten Tagen und Wochen abhängen. Nach wie vor überwiegen die Risiken. Überkapazitäten, Kapitalabflüsse, die sinkende Wettbewerbsfähigkeit, die Antikorruptionskampagne und andere Reformbestrebungen bremsen das Wachstum nachhaltig.

Schwellenländer: Niedrige Rohstoffpreise, steigende Zinsen und Konjunkturabkühlung in China belasten die Konjunktur

Die Erholung in den Schwellenländern kommt nur schleppend voran. Für Gegenwind sorgen die niedrigeren Rohstoffpreise, die steigenden Realzinsen und die Konjunkturabkühlung in China. In Brasilien und Russland hat sich die Rezession vertieft. Eine gewisse Stabilisierung in China und bei den Rohstoffpreisen sowie ein etwas beschleunigtes Wachstum in den Industrieländern dürften helfen, die Weichen für eine Erholung in den Schwellenländern zu stellen. Allerdings dürften die ersten beiden Faktoren auf sich warten lassen, und der dritte möglicherweise zu schwach ausfallen. Die zentrale Frage lautet, ob der Aufschwung in den Schwellenländern Fuß fassen kann, bevor die Fed die Zinswende einläutet. Gelingt das, könnten sich die negativen Auswirkungen in Grenzen halten. Fraglich bleibt, ob sich die anfälligsten Länder wie die Türkei, Südafrika und Brasilien in den nächsten Monaten hinreichend gegen steigende Zinsen wappnen und damit die Zinswende der Fed weitgehend unbeschadet überstehen können.“ Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment
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