BlackRock: Aktueller Blick auf die Märkte mit Dr. Martin Lück

"Die Börsen bilden einen bemerkenswerten Kontrast zum ökonomischen und politischen Umfeld, mit anderen Worten den fundamentalen Faktoren, die nach der gängigen Kapitalmarktlehre die Preise von Finanzaktiva determinieren", erklärt BlackRocks Kapitalmarktstratege Dr. Martin Lück in seinem neuesten Gastkommentar. BlackRock | 16.08.2016 10:00 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

"In der vergangenen Woche sind die wichtigsten Aktienindizes in den USA mehr oder weniger seitwärts und in Europa nach oben gelaufen, was bedeutet, dass die seit dem Brexit-Tief Ende Juni registrierte Kurserholung sich nicht nur befestigt, sondern zum Teil sogar verstärkt hat. Der DAX notierte im Wochenverlauf auf einem neuen Jahreshoch, amerikanische Indizes erreichten zwischenzeitlich sogar neue Allzeitrekorde. Damit sehen die Börsen nicht nur freundlicher aus als das Sommerwetter hierzulande, sondern bilden auch einen bemerkenswerten Kontrast zum ökonomischen und politischen Umfeld, mit anderen Worten den fundamentalen Faktoren, die nach der gängigen Kapitalmarktlehre die Preise von Finanzaktiva determinieren. 

Die wichtigsten Makrodaten der vergangenen Woche jedenfalls, darunter die schwachen Einzelhandelszahlen in den USA oder müde europäische BIP-Zahlen, nahmen Marktteilnehmer eher schulterzuckend zur Kenntnis. Damit fiel der Blick einmal mehr auf die politischen Unsicherheiten, aber weder die völlig offene Frage nach den Brexit-Folgen noch eine drohende Destabilisierung der Türkei oder die neuerliche Eskalation des Ukraine-Konflikts konnten der Sommerstimmung etwas anhaben. Die Volatilität europäischer Aktien pendelte sich bei sehr ruhigen 18 ein. Allenfalls die für den 8. November auf dem Plan stehende Präsidentschaftswahl in den USA sorgte für hochgezogene Augenbrauen. Der Ausblick auf den Wahlausgang und seine Folgen ist noch recht diffus, aber schon jetzt lässt sich sagen, dass es ein außergewöhnlicher Wahlkampf ist. Wohl noch nie waren beide Kandidaten so unbeliebt, und sicher noch nie hat es einen Kandidaten gegeben, der sich mit so konstanter Bosheit Fehltritte leistet. Hierbei hat sich Donald Trump kontinuierlich gesteigert, was letzte Woche in der angedeuteten Aufforderung an die „second amendmend people“ (also jene, die sich auf das Recht des Waffenbesitzes beziehen) gipfelte, sich um das „Problem Hillary Clinton zu kümmern“. 

Damit hat Trump sich nicht nur eine unglaubliche Entgleisung geleistet, sondern auch den von vielen erhofften „Relaunch“ seiner Kampagne komplett in den Sand gesetzt. Kaum jemand spricht jetzt noch von den erstmals mit ein paar greifbaren Details versehenen Ankündigungen zur Wirtschaftspolitik. Nicht nur Trump-Kritiker wenden sich entsetzt ab, sondern inzwischen auch scharenweise eingefleischte Republikaner. 

Es ist denkbar, dass nun, nach ein paar Tagen schamhaften Schweigens, ein zweiter „Relaunch“ folgt. Nur: Unendlich viele wird es davon nicht geben können. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Trump auch diesen zweiten Neustart vergeigt und dann entweder selbst auf die Kandidatur verzichtet oder aber – was angesichts der Selbstwahrnehmung des Kandidaten naheliegender erscheint – durch die Partei mehr oder weniger nachdrücklich dazu bewegt wird. Denkbar ist eine derartige Last Minute-Auswechslung durchaus, nur müsste sie wohl bis zum Labour Day am 5. September über die Bühne gehen, damit der einspringende Ersatzkandidat überhaupt noch eine Chance hat, Wahlkampf zu machen. 

Für die USA wäre dieses Szenario, das umso wahrscheinlicher wird, je irrer Trump sich gebärdet, eine positive Wendung. Denn so wie die Dinge stehen, hat das Land keine echte Wahl, und das ist Gift für jede Demokratie. Für Hillary Clinton wäre es dagegen gefährlich, denn jeder halbwegs gemäßigte Ersatzkandidat hätte, selbst wenn er oder sie bisher kaum in Erscheinung getreten ist, wohl bessere Chancen, die unbeliebte Kandidatin der Demokraten zu schlagen. Außerdem bestünde im Falle eines anderen Kandidaten zumindest die Chance, dass er oder sie sich den grundlegendsten demokratischen Benimmregeln weniger vollständig verweigert als Donald Trump. Letzterer hat ja angesichts der eigenen Umfragewerte schon damit begonnen, eine etwaige Präsidentin Clinton zu delegitimieren, sozusagen zum sozialen Ungehorsam aufgerufen. Für Amerika wäre es allemal besser, über einen demokratisch besser geerdeten republikanischen Kandidaten abstimmen zu können. 

Was bedeutet das für Anleger? 

Wird dies alles einen Einfluss auf die Finanzmärkte haben? Aber sicher. Zwar ist es keineswegs ausgemacht, dass die guten alten Weisheiten aus der Vergangenheit wieder funktionieren, also etwa die Erwartung, dass US-Aktien zwar einen republikanischen Wahlsieg mehr goutieren, sich ex post aber die Kursentwicklung unter einem demokratischen Präsidenten als besser herausstellen wird. Wohl aber wird die Unsicherheit um den Wahlausgang vermutlich einer skeptischen Wahrnehmung der USA und seiner Wirtschaft Vorschub leisten. Insbesondere dürfte allein die Möglichkeit, dass jemand wie Donald Trump tatsächlich Präsident werden könnte, die Verunsicherung wohl eher hoch halten. 

Insgesamt aber scheinen Anleger zur Zeit bereit zu sein, höhere Bewertungen risikoreicherer Assets für normal zu halten als im langjährigen Durchschnitt. Nun, da die erste Bank in Deutschland negative Einlagezinsen an ihre Kunden weiterreichen will, verschärft sich die Suche nach Alternativen zum Spargroschen. Also muss eine Bewertung zukünftiger Unternehmensgewinne, die uns unter normalen Umständen teuer erschienen wäre, dies im gegenwärtigen anormalen Umfeld keineswegs mehr sein. Früher hieß es immer, sofort zu verkaufen, wenn die neue Realität noch längst nicht abgeschlossen ist." 

Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Österreich und Osteuropa, BlackRock

Tipp: Weitere Informationen bietet der Video-Kommentar von Martin Lück, der online verfügbar ist.

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