Letter … from Philadelphia / USA
Wie bereits erwartet, haben die Republikaner bei den Zwischenwahlen am 2. November die Mehrheit Sitze im US-Repräsentantenhaus gewonnen. Der amerikanische Aktienmarkt hatte diese Machtverschiebung bereits teilweise eingepreist. In der Vergangenheit bedeutete die republikanische Kontrolle beider Kongresshäuser während einer demokratischen Administration jedoch oft politischen Stillstand. Das wiederum hat sich positiv auf Aktienpreise ausgewirkt, denn Marktteilnehmer bevorzugen, wenn während einer Legislaturperiode keine umfangreichen Änderungen im politischen und regulatorischen Umfeld stattfinden. Das Gesundheitswesen wird diese politischen Wechsel am meisten zu spüren bekommen: viele Republikaner waren absolut gegen die massiven Gesundheitsreformen Obamas und haben ihre Wahlkampagnen unter dem Versprechen geführt, die Reform aufzuheben. Das scheint jedoch einfach gesagt als getan, denn die Demokraten halten nach wie vor die Mehrheit im Senat, und der Präsident hat ein Veto-Recht gegenüber möglichen Aufhebungsgesetzen. Es wird bis zu zehn Jahren dauern, bis die Reformen für das Mammut-Gesundheitsprogramm umgesetzt sind. Die wirklichen Kosten und das Ausmaß sind auch jetzt noch schwer vorhersagbar. Schon heute gehört das Gesundheitssystem der Amerikaner zu den teuersten der Welt. Trotzdem kann sich das Ganze unterschiedlich auf Unternehmen und Organisationen im Gesundheitssektor auswirken und nicht unbedingt nur negativ: Viele amerikanische Krankenhäuser sind beispielsweise private, gemeinnützige Organisationen, die von der Reform profitieren werden. Oft wurden offene Rechnungen von Patienten nicht beglichen. Das ändert sich mit dem neuen Gesundheitsprogramm, da mehr Amerikaner krankenversichert sein werden. Auch werden neue Dienstleistungen und Produkte für die Branche entwickelt; das würde die neue Verbrauchssteuer für Unternehmen ausbalancieren. Gute Chancen haben hier beispielsweise Diagnostik-Unternehmen wie etwa Quest Diagnostics oder auch Hersteller von Gesundheitszubehör wie etwa Hill-Rom Holdings und St. Jude Medical.