Nach leichten Verlusten in 2014, zweistelligen Kurseinbußen in 2015 und einem schwierigen Start in dieses Jahr avancierten Energieaktien zum zweitbesten Sektor nach drei Quartalen. “Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, der wiederholte Aufschub der nächsten Zinserhöhung durch die US-Notenbank sowie die starke Erholung des Rohölpreises und allgemein der Rohstoffpreise unterstützten die Aktienmärkte. In diesem Umfeld erholten sich die bis anhin günstig bewerteten Energieaktien von ihren bis Mitte Februar erlittenen Kursverlusten und entwickelten sich bis Ende April stark positiv. Auf die nachfolgende Konsolidierung im Rohölbereich reagierten die Energieaktien bis Ende September mit weiteren, leichten Gewinnen. So weisen Energieaktien seit Jahresbeginn ein Renditeplus von rund 14 Prozent aus“, so Paolo Zagaria, Manager des Swisscanto (LU) Equity Fund Global Energy.
Erhöhung des Value-/Quality-Fokus im Portfolio
Zur Portfoliozusammenstellung des Swisscanto-Energiefonds sagt Zagaria: “Wir haben seit Jahresanfang den Value-/Quality-Fokus im Portfolio erhöht. Dabei wurde die Positionierung im Bereich der europäischen integrierten Ölfirmen leicht erhöht und innerhalb der Gruppe der Explorations-/Förderunternehmen Umschichtungen zu relativ günstigen Firmen mit höherer Qualität von Bilanzen und/oder Ressourcenportfolios vorgenommen. Unsere favorisierten integrierten Unternehmen sind weiterhin Suncor und Royal Dutch Shell, die beide im Branchenvergleich überdurchschnittlich wachsen. Bei Erdöl-Service-Unternehmen sind wir nur noch leicht untergewichtet. Wir sind der Ansicht, dass diese das Potenzial haben, von einer allmählich an Dynamik gewinnenden Erholung der Industrieinvestitionen überdurchschnittlich zu profitieren.“
Weiter meint der Fondsmanager: “Wir gehen davon aus, dass Energieaktien mittelfristig weiter profitieren dürften, sofern die Normalisierung der Rohölpreise weiter fortschreitet. Der starke Preisanstieg seit Mitte Februar hat allerdings bereits in einem kurzen Zeitraum einen großen Teil der Unterbewertung im Energiebereich korrigiert, vor allem im Explorations- und Fördersegment. Die seit Anfang des Jahres nochmals drastisch reduzierten Kapitalinvestitionen (minus 30 Prozent, bei den US-Explorationsunternehmen gar um die 50 Prozent) haben letztlich zu einer Wende bei der Einschätzung des Erdölpreises geführt. Das Produktionsvolumen wird in erster Linie außerhalb der OPEC nach und nach sinken.“Kursunterstützung durch Zunahme von Übernahmen
Die Nachfrage nach Rohöl hat sich aufgrund des nach wie vor geringen Wirtschaftswachstums abgeschwächt. Der Abbau des Überangebots wird aufgrund der extrem hohen Lagerbestände einige Zeit in Anspruch nehmen. Aufgrund der neuesten Daten dürfte sich der Anpassungsprozess zeitlich nach hinten verschieben und volatil bleiben. Die OPEC hat sich in diesem Umfeld überraschend für eine Strategieänderung entschieden und auf eine Produktionskürzung geeinigt.
“Die Bereitschaft zur Kooperation ist sicherlich positiv zu werten und sollte die Rohölpreise nach unten abstützen. Falls die Produktionskürzung effektiv umgesetzt wird, könnte ein neues Marktgleichgewicht früher erreichen werden. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der volatile Anpassungsprozess beim Rohöl rund zwölf bis 24 Monate andauern wird und mit einer Preiserholung auf das Niveau der marginalen Kosten der Rohölproduktion einhergeht (USD 60-65). Für Erdgas sind wir mittelfristig aufgrund des im Vergleich zum Rohöl stärkeren Nachfragewachstums positiver eingestellt. Kurzfristig rechnen wir jedoch auch hier aufgrund der bereits starken Preiserholung und der zu erwarteten Produktionsstabilisierung mit einer volatilen Seitwärtsbewegung der Preise“, so Zagaria.
Sein Fazit lautet: “Bei Energieaktien sind die besseren Nachrichten teilweise eingepreist worden. Die Bewertungen sind jedoch - sofern es zu einer weiteren Normalisierung der Rohölpreise kommt - weiterhin attraktiv. Wir erwarten eine Unterstützung der Kurse durch eine Zunahme von Übernahmen, da sich die Preise für den Kauf von Ölreserven weiterhin unter den Explorations- und Erschließungskosten für neue Projekte befinden. Dies wird dem Interesse für den Sektor weiter Vorschub leisten.“