Danach haben die Marktteilnehmer wieder Mut gefasst und einige Indices auf Rekord-Höchststände gebracht. Zur Zeit sind viele unschlüssig, wie es weitergeht und auch die Suche nach starken Meinungen geht weiter.
- Im Januar kamen Ängste um die hoch gelobten Schwellenländer hoch. Argentinien musste seine schon seit Jahren schwächelnde Währung abwerten, andere EM-Länder reagierten mit teils extremen Leitzinserhöhungen, um ihre eigenen Währungen vor Verfall zu schützen
- Dann kamen Konjunktursorgen in China auf, und offiziell haben wir den ersten Zahlungsausfall für eine öffentlich notierte Unternehmensanleihe im chinesischen Bondmarkt gesehen
- Danach folgten politische Unruhen in der Türkei, in Thailand, Venezuela und der Krim, gefolgt von Auseinandersetzungen in der Ukraine
- Es folgten unglückliche Statements der neuen Fed-Chefin Janet Yellen
- Die Quartalszahlen waren sowohl von US-Firmen (bedingt durch harten Winter) wie auch von europäischen Firmen (Währungsturbulenzen in EM, erstärkter Euro) nicht berauschend
- Wahlen in Indien, Ukraine und in Europa
- Der Goldpreis feiert sein Comeback
- Der Öl-Preis steigt ebenfalls aufgrund der erneuten Krise in Irak
Zusammengenommen sind das alles Nachrichten, respektive Unsicherheiten, welche Potential für Kurs-Korrekturen auslösen können. Aber nichts dergleichen ist passiert, und so geht es immer weiter und weiter nach oben, ähnlich wie im Lied von Queen: "Don’t stop me now ‘Cause I’m having a good time"
Grund für den hohen Risiko-Appetit sind sicherlich die offenen Geldschleusen der Zentralbanken. Letztes Beispiel gefällig: TLTRO (das sind zielgerichtete, langfristige Refinanzierungsgeschäfte) der EZB. Die Idee der EZB ist sicherlich ehrlich gemeint, denn man will die Banken ermuntern, die Kreditvergabe in (v.a. im peripheren Europa) anzukurbeln. Ob dies gelingen wird ist höchst umstritten, denn bis dato ist auf der Lending-Seite in Europa nichts passiert (Grafik 2).
Selbstverständlich kann es immer wieder Rückschläge geben, aber ich bin der Meinung, dass der Aufwärtstrend für Aktien nach wie vor intakt ist, und die Asset Price Inflation wird weiter gehen, da:
- Die Zinsen (v.a. in Europa) bis auf Weiteres tief bleiben
- bei nicht schockartigem Anstieg der Zinsen bleiben Aktien nach wie vor attraktiv
- Tiefe Inflation
- Attraktive Dividendenrenditen
- Risikoprämie liegt nach wie vor über dem langjährigen Durchschnitt
- Bewertungen sind sicherlich nicht mehr günstig, aber im Vergleich zu anderen Asset-Klassen vertretbar
- Mangel an Alternativen
Zur Zeit sind viele unschlüssig, wie es weitergeht und die Suche nach starken Meinungen geht weiter. An Gewinnmitnahmen ist bekanntlich noch niemand verarmt, aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Risk-on Party weiter gehen wird. Also, geniessen Sie die zweite Halbzeit, denn es muss ja nicht so weit kommen wie im Lied von Queen: "I’m a rocket ship on my way to Mars, On a collision course, I am a satellite I’m out of control, Like an atom bomb about to Oh oh oh oh oh explode"
Jan Peterhans, Leiter Aktien und Senior Portfolio Manager, Swisscanto