Die Nachhaltigkeitsfonds der Swisscanto - Dezember 2012

Dr. Gerhard Wagner, Leiter nachhaltige Anlagen, gibt Auskunft zur aktuellen Ausrichtung der Investmentstrategie und analysiert Kernthemen im Bereich der nachhaltiger Anlagen. Swisscanto Invest | 21.12.2012 10:05 Uhr
Dr. Gerhard Wagner, Leiter nachhaltige Anlagen, Swisscanto
Dr. Gerhard Wagner, Leiter nachhaltige Anlagen, Swisscanto
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Herr Dr. Wagner, in den vergangenen zwei, drei Jahren entwickelte sich ein Teil der nachhaltigen Fonds nicht so gut wie erwartet. Mit welchen Problemen hatte das Fondsmanagement zu kämpfen?

Gerhard Wagner: Es ist richtig, dass der breit investierende Aktienfonds, der Mischfonds mit hälftiger Aktienquote und der Klimaschutzfonds unter verschiedenen Faktoren gelitten haben.

Die wichtigsten Gründe führe ich nachfolgend aus:

Erneuerbare Energien kämpfen mit Problemen
Seit geraumer Zeit haben die Kurse von sehr vielen Solarund Windunternehmen enorm nachgegeben – und der Bereich erneuerbare Energien war aufgrund der nachhaltigen Faktoren ein Portfolioschwerpunkt.

Die Unternehmen kämpfen mit der geringer werdenden Unterstützung durch staatliche Förderprogramme und einer abgeschwächten Nachfrage, die zu einer erheblichen Überkapazität führte. Diese in den letzten zwei bis drei Jahren aufgebauten Überkapazitäten sind das zentrale Problem der Solarbranche. Denn die Überkapazitäten haben unweigerlich zu einem massiven Preisverfall im Modul-, Zell-, Wafer- und Siliziumbereich geführt, der sich negativ auf die Gewinne der Unternehmen ausgewirkt hat.  

Dazu kommen der "Stromspotpreis" in Zentraleuropa, der seit dem Höchststand 2008 einen Preisverfall erlitt, und einstarker Verfall der Gas- und CO2-Preise.

Outperformance umweltbelastender Sektoren
Sektoren mit enorm negativen Auswirkungen auf die Umwelt legten im vergangenen Jahrzehnt eine hohe Outperformance im Vergleich aller Sektoren hin. Doch diese Sektoren, genannt seien beispielhaft die Förderung fossiler Energieträger und der Bergbau, sind aufgrund unserer strengen Ausschlusskriterien nicht im Portfolio der nachhaltigen Fonds vertreten. Als Ersatz investierten wir in Unternehmen außerhalb des Index MSCI World, die aus unserer Sicht aktiv zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Dazu gehörten Branchen wie die oben erwähnten erneuerbaren Energien, Energieeffizienz, aber auch Ressourcenschonung durch Recycling. Ein Teil dieser Firmen weist eine mittelgroße bis kleine Marktkapitalisierung auf. Im Zuge der sich verschärfenden Wirtschaftskrise litt die Kursentwicklung solcher Unternehmen unter der zunehmenden Risikoaversion der Anleger. Daher litt die Performance im Vergleich zum Index MSCI World unweigerlich.

Aufgrund unserer Ausschlusskriterien und im Sinne tatsächlich nachhaltiger Fondsprodukte schließen wir rund 24 Prozent der Unternehmen unseres Vergleichsindex MSCI World aus unserem Anlageuniversum aus. Damit ist nur eine eingeschränkte Vergleichbarkeit gegeben; das sollte stets berücksichtigt werden.

Silberstreifen am Horizont der nachhaltigen Entwicklung

Nach Katastrophen wie der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko und dem Atomunfall in Fukushima hatten wir uns eine verstärkte Nachfrage für nachhaltige Anlagen erhofft. Die blieb bisher aus. Nachhaltigkeit gewinnt zwar an Bedeutung, aber aufgrund der Euroschuldenkrise ist das Thema an den Finanzmärkten ins Hintertreffen geraten. Doch gerade in

Deutschland ist in den kommenden Jahren durch die Energiewende und die dazu benötigte Infrastruktur, zum Beispiel den Stromnetzausbau, mit attraktiven Renditen zu rechnen.

Mit welchen Maßnahmen hat das Fondsmanagement auf diese Entwicklungen reagiert?

Gerhard Wagner: Es ist eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt worden, um die unbefriedigende Entwicklung zu stoppen. Gern erläutere ich unsere Entscheidungen anhand des breit investierenden Equity-Green-Invest-Aktienfonds:

Vermeidung bestimmter Sektoren
Wir meiden Geschäftsbereiche, die von China strategisch für die Exportindustrie besetzt werden, da hier weiterhin mit Überkapazitäten und Preiskämpfen zu rechnen ist. Folgerichtig befinden sich keine Solarmodulhersteller sowie Windturbinenhersteller mehr im Portfolio. Ebenso wird die LED-Branche stark von diesen Faktoren beeinflusst. Hier finden immer mehr asiatische Anbieter einen Markt und drücken so auf die Marge. Attraktiv bleibt weiterhin der Wasserbereich, der von amerikanischen Anbietern dominiert wird. Asiatische Firmen finden dort nahezu keinen Anschluss an die Branchenleader aus Amerika und Europa.

Optimale Risikodiversifikation
Weiter reduzierten wir extreme Sektor- sowie Regionengewichtungen. Zur optimalen Risikodiversifikation gehört eine ausgewogene Gewichtung der Titel. Aktien von Unternehmen mit einem aktiven Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung werden dabei etwas stärker gewichtet. Der Innovatorenanteil wurde in diesem Jahr leicht verringert. Daneben fand eine Forcierung der Analyse von Nachhaltigkeitsleadern aus den Schwellenländern statt, um von den zu erwartenden positiven Entwicklungen in den Schwellenländern zu profitieren.

Fokussierung auf Nischen
Es findet eine Fokussierung auf erfolgversprechende Nischen wie zum Beispiel klimaschonende Mobilität und Transportwesen, Energieeffizienz, Ressourceneffizienz sowie ökologische und sozialverträgliche Nahrungsmittelherstellung und -produkte statt.

Drei Kernthemen einer tragfähigen Entwicklung
Unser Hauptaugenmerk liegt auf Unternehmen, die einen Beitrag zu den drei Kernthemen Entkoppelung Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch, Klimaschutz und sozialer Zusammenhalt leisten. Beim Kernthema "Entkoppelung" liegt der Fokus auf der Ressourceneffizienz. Unternehmen mit Schlüsseltechnologien verfügen über gute Wachstumsaussichten. Treiber sind beispielsweise die Rohstoffpreisentwicklungen. Und im Bereich sozialer Zusammenhalt ist die Gesundheitsversorgung einer der Schwerpunkte. Unternehmen, die einen Beitrag zur bezahlbaren medizinischen Versorgung leisten, werden von den demografischen Veränderungen profitieren. Bei allen Maßnahmen bleiben wir unseren Ausschluss- kriterien treu. Der strikte Nachhaltigkeitsansatz wird nicht aufgeweicht – auch wenn dann der eine oder andere gewinnbringende Sektor außen vor bleibt. Dafür identifizieren wir – wie erwähnt – Opportunitäten in den drei Kernthemen außerhalb des Vergleichsindex. Unser Ziel ist es, den Investoren einen glaubhaften Nachhaltigkeitsfonds anbieten zu können. Erwähnt sei hier auch die personelle Erweiterung des Teams mit Thomas Zbinden. Er besitzt eine langjährige Erfahrung im Risikomanagement von globalen Aktienportfolios und umfassende Kenntnisse der Aktienmärkte in Asien und Nordamerika.

Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten der nachhaltigen Fonds?

Gerhard Wagner: Ich bin vom Bereich Nachhaltigkeit als wichtigem und gewinnbringendem Investmentthema nach wie vor überzeugt. Denn Nachhaltigkeit erhält vermehrt Einzug auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Natürlich möchten Investoren mit einem nachhaltigen Aktienfonds nicht nur Gutes tun, sondern auch eine adäquate Rendite erzielen. Und mit nachhaltigen Fonds ist das auch weiterhin möglich, auch wenn die vergangenen zwei, drei Jahre von der Aktienseite her sehr durchwachsen waren. Doch bereits in diesem Jahr sehen wir Zuwächse bei allen Fonds, vom Renten- über Misch- bis zu den Aktien- und Branchenfonds. Besonders erfreulich entwickelt sich unser Wasserfonds, der dieses Jahr per ultimo November fast 20 Prozent Zuwachs erzielen konnte. Und im Bereich der nachhaltigen Anleihen sind wir mit den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit zufrieden, auch weil wir frühzeitig auf Anleihen aus den problematischen Euroländern verzichtet haben. Besonderes Potenzial sehen wir im Investmentthema Wasser. Dieses Jahrhundert dürfte im Zeichen der Ressource Wasser stehen. Denn der lebenswichtige Rohstoff gewinnt an Bedeutung und wird wichtiger als Öl oder Gold – denn zum Überleben der stark wachsenden Weltbevölkerung ist Wasser der entscheidende Faktor. Zudem müssen wir an die Menschen appellieren: Wenn wir so weitermachen wie bisher, benötigen wir etwa 2,5 Erden, um unsere Bedürfnisse zu stillen. Um mehr Effizienz kommt infolgedessen niemand herum, denn wir haben nur diese eine Erde. Und wer diese bewahren möchte, muss nachhaltiges Investieren favorisieren.

Was raten Sie bereits länger investierenden Anlegern?

Gerhard Wagner: Das ist in erster Linie immer abhängig von der persönlichen Situation und den individuellen Sparzielen. Generell sollten schwebende Verluste in einem Fonds nicht realisiert werden, wenn der Glaube an das Produkt intakt ist und kein Verkaufsdruck aufgrund einer Anschaffung oder Ähnlichem besteht. Eine Reaktionsmöglichkeit ist das monatliche Sparen, um langfristig Erträge aus der Fondsanlage zu erwirtschaften und um eventuell entstandene Kursverluste aufzuholen. Investoren sollten zudem bei der Fondsanlage idealerweise einen Zeithorizont von weit über fünf Jahren im Blick haben.

Anbei das gesamte Interview und ein Überblick über die nachhaltigen Fonds der Swisscanto zum Download im PDF-Format.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.