Bill Sung, Chief Investment Officer (CIO) Absolute Asia Asset Management
Unser Ausblick bleibt bullish. Asien -ex Japan war 2012 recht erfolgreich, und für die kommenden Monate erwarten wir noch mehr. Die globale Wirtschaft hat tendenziell eine Talsohle erreicht, und die politikgesteuerte Volatilität, die in den letzten zwei Jahren die Märkte dominiert hat, wird sich mit der Erholung der US-Wirtschaft ausgleichen. Die Krise der Euro-Zone muss sich nicht verschärfen und die Aussichten für China werden kontinuierlich besser. Darüber hinaus sehe ich die niedrigen Zinsen und den günstigen Verlauf der Inflation als ein Plus.
Nachdem China letztes Jahr hinter den anderen asiatischen Märkten hinterherhinkte, glauben wir insbesondere an China. 2013 werden einige ernsthafte Probleme, die Investoren in den letzten zwei Jahren irritiert haben, ausgemerzt sein. Das Interesse der Investoren an China ist wieder da. Wir erwarten keine schnelle Beschleunigung des Wachstums, dennoch tragen die kürzlich erfolgten Lockerungsmaßnahmen des Landes, frühe Anzeichen einer Wende am Binnenmarkt, ansprechende Bewertungen sowie der bahnbrechende Führungswechsel im November zu dieser positiven Sichtweise bei.
Das Wachstum in China wird zulegen: China war bis August letzten Jahres etwas langsam. Seitdem sehen die Zahlen deutlich besser aus und ein deutlicher Impuls nach oben ist zu spüren. Dieser Impuls wird unserer Überzeugung nach in der ersten Jahreshälfte anhalten. Zusätzliche Chancen sehen wir in anderen Teilen Asiens, beispielsweise in Hongkong. Hongkong profitiert direkt von der chinesischen Entwicklung. Lang erwartete Reformen werden sich in Indien wahrscheinlich realisieren. Die Volkswirtschaften in Südostasien erfahren derzeit rapides Wachstum, das durch ermutigende Politik, Ausgaben für Infrastruktur und eine aufkeimende Inlandsnachfrage getragen wird. Die Bewertung bleibt hier die Hauptsorge. Malaysia stellt eine Ausnahme dar, hier gibt es aufgrund der anstehenden Wahl politische Risiken. In Nordasien profitieren Korea und Taiwan von der Technologie-Nachfrage, die mit der Erholung der US-Wirtschaft einhergeht. Taiwan wird durch engere Beziehungen zu China profitieren. Die Entwicklung der Wirtschaft in Australien bleibt schleppend, aber die Nachfrage nach australischen Rohstoffen wird mit der guten globalen Situation und der wachsenden Nachfrage in China anziehen. Neuseeland blüht derzeit durch die Wiederaufbau-Maßnahmen nach dem Erdbeben auf, einhergehend mit sinkenden Preisen für Lebensmittel und einem gut laufenden Grundstücksmarkt.
Andres Calderon, Vice President of Research Hansberger Global Investors
Die vielen Veränderungen der letzten Dekade haben Lateinamerika positive Wirtschaftsimpulse gegeben. Die größte Neuerung ist eine deutlich niedrigere Inflation. Damit haben Unternehmen sowie Privatleute eine gute Planungsgrundlage. Eine Mittelschicht hat sich entwickelt - und damit eine neue Investorengruppe. Die Toleranzgrenze hat sich hier deutlich verschoben. Dies hat zur Folge, dass die Führenden aus Wirtschaft und Politik nicht mehr populistisch, sondern eher orthodox agieren werden. Politik wird tendenziell eher wachstumsorientiert als auf regulative Maßnahmen ausgerichtet sein.
Die Korrelation lateinamerikanischer Aktien mit den entwickelten Märkten ist kontinuierlich zurückgegangen. Historisch gesehen gab es durch die höhere Auslandsverschuldung mehr Kapitalfluss aus den entwickelten Märkten in die Region - daher die zunächst höhere Korrelation. Diese ging in den vergangenen Jahren leicht zurück. Es wird kein substantieller Rückgang sein, aber zumindest zeigt der Trend, im Gegensatz zu anderen Regionen der Welt, wo Korrelationen steigen, dass es in Lateinamerika anders ist. Dies ist im Detail auch abhängig vom Land: so ist Mexiko enger an die US-Wirtschaft gebunden und ist daher stärker korreliert. In südlicheren Regionen, wie in Peru und Brasilien, ist die Korrelation aufgrund des niedrigeren Exportaufkommens geringer. Die Assetklassen korrelieren zu 70 Prozent zwischen Lateinamerika und den Märkten der Industrieländer.
Bei den Sektoren stehen Konsumgüter, Finanzdienstleistungen und Infrastruktur an erster Stelle. Im Konsumumfeld gibt es Bereiche wie Gesundheitswesen, Laboratorien, Erziehung, private Universitäten und private Schulen, die gut laufen. Ebenso der gesamte Einzelhandel: Drogerien, Supermärkte, Einkaufszentren, Stromeinzelhandel. Ein weiterer guter und wachsender Sektor ist die Markennahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Im Infrastruktursektor boomen Mautstraßen, Häfen und die entsprechende Zuliefererindustrie.
Der Finanzsektor in der Region ist aufgrund der hohen Inflation insgesamt unterentwickelt. Zusätzlich hatten die Banken bislang nur die Möglichkeit, Staatsanleihen zu kaufen. Es gab wenig geplante Investitionen und wenig Bereitschaft, Kredite aufzunehmen. Die hohe Inflation ging mit einem hohen Zinssatz einher. Für Banken war es daher attraktiver, in Staatsanleihen zu investieren, als Kredite zu vergeben. Mit den jetzt niedrigeren Zinsen und der niedrigeren Inflation erwarten wir in der wachsenden Mittelklasse eine steigende Nachfrage. Kreditkarten sind deshalb ein großer Wachstumsbereich.
Auch Brasilien und Chile bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten. Chile ist die am besten verwaltete Wirtschaft. Es hat die ältesten Institutionen und ist das wohlhabendste Land der Region. Jetzt sind die Bewertungen weit unter den Premium-Bewertungen der Vergangenheit. Mit fünf Prozent Jahreswachstum ist Chile eines der am schnellsten wachsenden Länder Lateinamerikas - bei Bewertungen leicht unter dem Durchschnitt.
In Brasilien betrug das Wachstum im letzten Jahr nur wenig mehr als ein Prozent, was weit unter den Erwartungen lag. Die Situation sieht in diesem Jahr besser aus. Die Banken sind konservativ ausgerichtet und bieten somit hohe Qualität. Mit einem größeren Bruttosozialprodukt in diesem Jahr erwarten wir weiterhin geringes Wachstum, stabilere Zinssätze und weniger Rückstellungen. Die Bewertungen der Banken der Region liegen im unteren Spektrum. Damit sind die Aussichten für brasilianische Banken derzeit positiv.
Hier geht es zum 1. Teil: Schwellenländer vor dem Wiedererwachen?