Europas Wirtschaft erholt sich allmählich

Die Konjunktur in Europa gewinnt wieder an Fahrt, wenn auch eher schleppend und mit gewissen Risiken behaftet. Nachfolgend erläutern drei Experten von Natixis Global Asset Management, wo und aus welchen Gründen sie in Europa derzeit Investmentchancen ausmachen. Natixis Investment Managers | 07.10.2015 11:00 Uhr
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Jörg Knaf, Executive Managing Director, DACH Countries

Natixis Global Asset Management

“Buy low, sell high” ist eine alte Börsenweisheit. Fakt ist, dass der EuroStoxx 50 über 15% unter seinem Jahreshoch liegt und gerade mal 1.2% seit Jahresbeginn zugelegt hat. Nur wie es mit der Achterbahnfahrt an den Börsen weiter geht, kann keiner voraussagen. Gemessen an anderen Märkten und mit Blick auf die Konjunktur steht Europa aber besser da als andere Regionen. Egal wo Anleger investieren, sie müssen starke Nerven haben oder ein standfestes Portfolio, gespickt mit nicht korrelierenden alternativen Anlagen. Gerade europäische Hochzinsanleihen zeigen sich als gute Beimischung in bestehende Portfolios. Mit einer Korrelation von nur 69% zu den MSCI Europe passen sie hervorragend zu europäischen Aktiendepots. Und mit dem zwar schwachen, aber immerhin erwarteten Aufschwung in Europa, sollte es auch an der Zahlungsfähigkeit dieser Kreditnehmer nicht mangeln.

Igor de Maack, Portfoliomanager

DNCA Investments

Die Anlageregion Europa ist momentan aus verschiedenen Gründen attraktiver als andere – und zwar insbesondere als die USA. Dies ist hauptsächlich auf die niedrigen Zinsen und die sehr lockere Geldmarktpolitik, den schwachen Euro sowie die niedrigen Ölpreise zurückzuführen.

Obwohl das Wirtschaftswachstum in der Eurozone durch den Konjunkturabschwung in China oder die Turbulenzen in den Schwellenländern beeinträchtigt werden könnte, zieht die europäische Wirtschaft allmählich wieder an. Gleichzeitig befindet sich die US-Wirtschaft zwar nicht in der Krise, könnte den Zenit ihres Konjunkturzyklus jedoch bereits überschritten haben. Der robuste US-Dollar ist in diesem Zusammenhang auch nicht gerade von Vorteil. Dies gilt insbesondere für die Gewinne, die im Ausland erzielt und dann in US-Dollar umgerechnet werden. Die Beendigung der Nullzinspolitik muss von der US-Notenbank sowie den Anlegern ebenfalls aufmerksam beobachtet werden. Trotz der oben genannten Faktoren weist dieser Markt aufgrund der „technologischen Führerschaft“ der amerikanischen Wirtschaft mit den sogenannten „GAFA-Unternehmen“ (Google, Apple, Facebook und Amazon) aber ein natürliches Aufgeld auf. Dieser Aufschlag könnte momentan allerdings übertrieben hoch sein.

Gewinne europäischer Unternehmen

Betrachtet man jenen Teil der Gewinne, den europäische Firmen an den Binnenmärkten erwirtschaften, so ist dieser zurzeit attraktiv. Dies gilt jedoch nicht für die auf internationaler Ebene – insbesondere in den Schwellenländern – generierten Gewinne. Deshalb werden wir es mit zwei in entgegengesetzte Richtungen wirkenden Faktoren zu tun haben: einer positiven Tendenz bei den in Europa erzielten Gewinnen sowie einer negativen Entwicklung bei den in den Schwellenländern erwirtschafteten Gewinnen. Unter dem Strich könnte das EPS-Wachstum aber auch in diesem Jahr enttäuschend ausfallen. Schließlich waren die Anleger zu Beginn des Jahres noch von einer ausgeprägten Korrektur der in Europa generierten Gewinne ausgegangen. Nichtsdestotrotz wird das EPS-Wachstum in Europa aber robuster ausfallen als in den USA oder in China.

Marktsegmente im Fokus

Wir konzentrieren uns derzeit auf den Telekommunikationssektor sowie auf Aktien kleinerer und mittelgroßer Unternehmen. Darüber hinaus richten wir unser Augenmerk auch auf vernünftig bewertete europäische Wachstumswerte. Jene Branchen, die durch die Abwertung des Yuan in Mitleidenschaft gezogen worden sind – wie beispielsweise die Segmente Automobil und Luxusgüter – sind für uns aktuell nicht attraktiv. Das große Thema „Konsum in den Schwellenländern“ ist für die Anleger inzwischen ebenfalls kein „sicherer Hafen“ mehr. Innerhalb Europas schenken wir dem südlichen Teil des Kontinents zwar nach wie vor große Aufmerksamkeit, hüten uns dabei aber vor Firmen mit Vermögensbeständen in Südamerika – vor allem in Brasilien, das momentan sowohl in politischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr schwere Zeiten durchlebt.

Potenzielle Störfaktoren für die Erholungstendenz in Europa

Der Umstand, dass sich die chinesische Wirtschaft abschwächt, lässt sich mittlerweile nicht mehr leugnen und könnte europäische Exportunternehmen belasten. Derweil sollte Griechenland für Europa zukünftig kein Problem mehr darstellen, nachdem das dritte Rettungspaket kürzlich vom dortigen Parlament verabschiedet worden ist. Entgegen seiner hochtrabenden Versprechungen hat Alexis Tsipras dem griechischen Volk zuliebe letztlich seine politische Macht an Europa abgetreten. Auch die Wahlen in Spanien sollte man auf jeden Fall aufmerksam verfolgen, weil die radikalen Parteien dort derzeit bestrebt sind, ihren politischen Einfluss auszuweiten. Zu guter Letzt bleibt das bevorstehende Referendum Großbritanniens über den Verbleib in Europa ein Unsicherheitsfaktor, allerdings mehr für die britischen Unternehmen als für die europäischen Gesellschaften. Russland wiederum ist, wie es ist: kalt, instabil, mächtig, reich, aber ohne effektive Staatsführung. Doch unabhängig davon, ob dieses Land gerade schwach oder stark ist – man kann dieses politische Schwergewicht nicht einfach außer Acht lassen.

Philippe Berthelot, Head of Credit – Fixed Income Investments

Natixis Asset Management

Während der US-Markt für Hochzinsanleihen mit Blick auf den Unternehmenszyklus bereits als „reif“ zu bezeichnen ist, steht sein europäisches Pendant noch ganz am Anfang einer Erholungsphase. Deshalb identifizieren wir bei europäischen Hochzinspapieren momentan attraktivere Anlagechancen als am US-Markt. Dies obwohl die „Yield-to-worst“, also die niedrigste Rendite, die eine Anleihe überhaupt bieten kann, ohne dass der Emittent einen Zahlungsausfall erleidet dort Ende August kaum höher war als in den USA. Dies lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen:

- Der Energiesektor repräsentiert rund 15% des US-Index, während er in Europa kaum eine Rolle spielt.

- Im US-Index sind mehr Papiere mit CCC-Rating, der niedrigsten Bonitätsqualität vertreten als im europäischen Index.

- Bei den Kernzinsen zwischen den USA und Europa gibt es eine Differenz.

- Seit Jahresbeginn hat der US-Markt für Hochzinsanleihen beträchtliche Mittelabflüsse verzeichnet. Die Ursachen dafür waren Gewinnmitnahmen sowie ein Anstieg der Risikoscheu seitens der Anleger.

Inmitten all der Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten kamen im August zwar auch die Aktivitäten am europäischen Markt für Hochzinsanleihen zum Erliegen, massive Mittelabflüsse blieben dabei jedoch aus. Darüber hinaus sind die Fundamentaldaten von US-Firmen zurzeit ungünstiger als in Europa, da das Risiko von Unternehmensübernahmen und -fusionen in den USA zuletzt deutlich angestiegen ist.

Noch im Spätsommer lagen die Zinsdifferenzen europäischer Hochzinsanleihen fast auf dem höchsten Niveau seit Jahresbeginn. Die aktuellen Spreads für Investoren bieten deshalb aus unserer Sicht einen günstigen Einstiegszeitpunkt, obwohl der Markt auf kurze Sicht weiter schwanken dürfte.

Höhere Mittelzuflüsse in europäische Hochzinsanleihen

Die Fundamentaldaten europäischer Emittenten von Hochzinsanleihen sind nach wie vor solide. So erwartet Moody’s in Europa auch weiterhin eine Ausfallrate von lediglich etwa 2%. Gleichzeitig ist das Refinanzierungsrisiko aufgrund der insgesamt hohen Liquidität europäischer High Yield-Unternehmen zuletzt noch weiter gesunken. Auch das technische Umfeld ist in Europa momentan vielversprechend. So hat die Anlageklasse europäische Hochzinsanleihen dank des quantitativen Lockerungsprogramms der Europäischen Zentralbank sowie wegen des Strebens der Investoren nach Rendite im Jahr 2015 beträchtliche Mittelzuflüsse verzeichnet. Seit Jahresbeginn sind etwa die Mittelzuflüsse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut JP Morgan bis zum 28. August um 13% nach oben geklettert.

Bewertungen attraktiv

In Europa machen Hochzinsanleihen gegenüber anderen Anlageklassen momentan einen attraktiv bewerteten Eindruck. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu Papieren mit Investmentstatus oder zu Staatsanleihen, die bei einer längeren Duration wesentlich niedrigere Renditen bieten. Darüber hinaus halten wir europäische Hochzinsanleihen auch für attraktiver bewertet als europäische Aktien.

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