Nach der Anerkennung der Unabhängigkeit der beiden abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien durch den russischen Präsidenten Dmitri Medwedew Ende August fielen die Kurse an der Moskauer Börse zeitweise um mehr als sechs Prozent. Die Anleger reagieren verunsichert, ob die Konflikte Russland wirtschaftlich in Bedrängnis bringen und ob ihr jeweiliges Investment in Russland noch sicher ist.
Drei Fragen an: Gabriel Csendes
UBS: Herr Csendes, gerät die russische Volkswirtschaft durch die Kaukasuskrise und die zunehmende internationale Isolation des Landes in Bedrängnis?
Csendes: Vom heutigen Standpunkt aus wird der Konflikt zwischen Russland und Georgien keine signifikanten langfristigen Folgen für die russische Ökonomie haben. Kurzfristig ziehen verunsicherte Investoren sicher noch weiter Kapital aus Russland ab. Auf lange Sicht aber werden die guten Prognosen und Fundamentaldaten für Russland die Anleger wieder überzeugen, in die russische Wirtschaft zu investieren.
UBS: Was stimmt Sie optimistisch?
Csendes: Die russische Wirtschaft ist relativ gut gerüstet, um mit den Folgen des Konflikts sowie mit dem ohnehin verlangsamten weltweiten Wachstum zurechtzukommen. Die Erlöse aus dem Anstieg der Rohstoffpreise in den vergangenen fünf Jahren wurden noch nicht aufgebraucht. Russland hat hohe Finanzreserven aufgebaut, die Staatskassen sind gut gefüllt. So steht ein erwarteter Haushaltsüberschuss von fünf Prozent des BIP im Jahr 2008 zur Verfügung, um öffentliche Investitionen zu stützen. Die russische Regierung hat zudem dank hoher Devisenreserven (597 Milliarden US-Dollar, Stand: 1. August) eine komfortable externe Liquidität, um Finanzschocks vorübergehend abzufedern. Weiterhin stützen die Rohstoffexporte, die zukünftig noch zunehmen werden, und die Binnennachfrage das russische Wirtschaftswachstum.
UBS: Trotzdem wird das manche Investoren nicht beruhigen. Wie sollen diese sich verhalten?
Csendes: Gerade die bereits erwähnte Binnennachfrage wird eine starke Stütze der russischen Ökonomie werden. Die Menschen haben immer mehr Geld zu Verfügung, das sie im Land ausgeben werden. Darüber hinaus investiert der Staat Milliardenbeträge in seine Infrastruktur. All dies macht das Land für ausländische Investoren auch in Zukunft attraktiv. Natürlich sollte sich der Anleger der spezifischen Risiken eines Investments in ein Schwellenland bewusst sein. Russland hat noch enorme soziale und politische Probleme zu meistern. So verunsichert die immer noch vorhandene Einmischung der Politik in Fragen der Wirtschaft die Investoren. Um das Investmentrisiko breiter zu streuen, ist eine Anlage in Form eines Investmentfonds sinnvoll. Fonds können auf lange Sicht ein höheres Renditepotenzial bieten und investieren diversifiziert in einen gesamten Markt.
Über den UBS-Interviewpartner:
Gabriel Csendes ist Portfolio-Manager bei UBS Global Asset Management und Ansprechpartner bei Fragen rund um Investments in den russischen Markt. Er managt den Fonds UBS (LUX) Equity Sicav – Russia B.
Dieser Themendienst beleuchtet die Lage in Russland aus Anlegersicht.
Weitere behandelte Themen sind:
- Exportschlager: Russlands Reichtum sind seine Rohstoffe
- Wussten Sie schon?: Selbst zu Zeiten des Kalten Krieges hat die damalige Sowjetunion stets ihre Energieverträge eingehalten.
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