Eigentlich scheint die Idee weiterhin bestechend: Die großen Notenbanken feuern mit ihrer Politik des billigen Geldes das Wirtschaftswachstum an. Niedrige Kreditzinsen erlauben den privaten Haushalten steigende Ausgaben. Unternehmen bekommen attraktive Konditionen für Investitionskredite und sorgen damit für viele neue Arbeitsplätze.
Nur schade, dass niedrige Zinsen allein kein Garant für kräftiges Wirtschaftswachstum und mehr Arbeitsplätze sind. Denn was nutzt der billigste Investitionskredit, wenn die Unternehmen wenig Perspektiven für höhere Nachfrage sehen und deshalb kaum Grund zum Investieren haben?
Und was helfen billige Konsumkredite, wenn viele private Haushalte lieber ihr Geld sparen, um für schlechtere Zeiten vorzusorgen?
Die stärkste Schubwirkung der niedrigen Leitzinsen ist in der Tat inzwischen Vergangenheit. Ein gewisser Effekt ist aber durchaus noch da, er wird lediglich schwächer. Die Ökonomen sprechen hier gerne vom abnehmenden Grenznutzen der expansiven Geldpolitik. Entsprechend wächst die Weltwirtschaft nur noch mit wenig Dynamik, der Abstand zur Stagnation wird geringer. Damit schwindet auch der Puffer gegenüber kleinen Störungen, gerne mit dem Fachterminus "exogene Schocks" beschrieben. Das macht die Finanzmärkte nervöser und mithin die Kurse ungewöhnlich stark schwankend.
Das lahme globale Wachstum hat zur Konsequenz, dass die Unternehmensgewinne nicht mehr so sprudeln wie in den vergangenen Jahren. Dies gilt insbesondere für die USA, was sich in der aktuellen Berichtssaison erneut bestätigt. Damit wird dort für Aktien und Unternehmensanleihen die Luft nach oben dünner. Für europäische Aktien sieht es besser aus, hier sehen wir ein hinreichendes Kurspotenzial.
Generell bleibt die Bewertung der Anlageklasse Aktie gerade im Vergleich zu den niedrig verzinsten Staatsanleihen und den festverzinslichen Bankeinlagen attraktiv.
Was derzeit erkennbar fehlt, ist ein kräftiger neuer Schub für die Weltwirtschaft, der neue mitreißende Kursphantasie auslöst. In den Emerging Markets wie auch in den Industrieländern ist diesbezüglich nur wenig in Sicht. Mittel- bis langfristig könnten Reformen die Aufwärtsbewegung neu beflügeln, beispielsweise mit dem Ziel der Bekämpfung von Korruption, flexiblerer Arbeitsmärkte, besserer Bildung oder effizienter funktionierender Bürokratien. Solche Reformen müssen aber erst einmal angepackt werden, und deren Wir-kung kommt zeitverzögert. Bis dahin müssen wir uns wohl oder übel mit dem schwachen Wachstum und damit auch mit geringeren Renditen für unsere Geldanlagen begnügen. In dieser Gemengelage ist mit Blick auf die große Nervosität an den Märkten und die daraus resultierenden Risiken eine breite Streuung mehr denn je zu empfehlen.
DekaBank Makro-Research Team
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