Am Ende ging es doch überraschend schnell mit einer (vorläufigen) Lösung für Griechenland. Die Einigung über das dritte Hilfsprogramm steht nach gerade einmal zwei Verhandlungswochen. Während Griechenland in der ersten Jahreshälfte durchaus ein Belastungsfaktor war, hielt sich die Erleichterung jetzt allerdings in sehr engen Grenzen. Von Freude über den gefundenen Lösungsweg kann beileibe nicht gesprochen werden.
Mangels neuer Akte in der griechischen Tragödie rücken nun andere Themen in den Fokus des Interesses.
Die Kapitalmärkte blicken auf die Wolken, die über den Emerging Markets hängen. Nein, die dortige Datenlage hat sich nicht gravierend verschlechtert. Und dennoch bekommen die Emerging Markets derzeit ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Über die letzten zwei Jahre hinweg gab es mehrheitlich negative Nachrichten aus den aufstrebenden Volkswirtschaften, beispielsweise der Korruptionsskandal in Brasilien, der militärische Konflikt in der Ukraine mit Rezession in Russland und die spürbare Wachstumsmoderation in Asien.
Zuletzt ist vor allem China in den Fokus gerückt. Der Aktienmarkt war dort heiß gelaufen, aus der Blase ist zwischenzeitlich einige Luft entwichen. Die Regierung steuerte aktiv dagegen. Zweifel an der Wachstumsprognose von 7 % wurden lauter, nachdem zuletzt die Einkaufmanagerindizes und die Exportzahlen enttäuscht hatten. Mit einer Abwertung des Yuan hat die Regierung nochmals demons-triert, dass sie weiterhin Instrumente zur Gegensteuerung im Koffer hat.
Besonders deutlich werden die Sorgen rund um die Emerging Markets an den Rohstoffmärkten eingepreist. Nicht nur Rohöl, sondern auch Industriemetalle haben auf die scheinbar schwächeren Nachfrageperspektiven reagiert und gaben im Preis nach. Wir stehen unserer Einschätzung nach nicht vor einer globalen Rezession, und die Rohstoffnachfrage bricht nicht ein, aber nationale und strukturelle Probleme in verschiedenen Emerging Markets lassen eben nur einen moderaten weltwirtschaftlichen Konjunkturausblick zu. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Die Inflationsentwicklung in den Industrieländern wird hierdurch gedämpft bleiben. Mithin bleibt es bei der Perspektive, dass die großen Notenbanken trotz der lang anhaltenden Niedrigzinspolitik nicht zu Getriebenen von rasch steigenden Inflationsraten werden. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die Fed im September die Zinswende einleitet, während die EZB diesbezüglich noch gut drei Jahre die Füße still halten wird. Sollte es schlechter als erwartet kommen, werden die Notenbanken nochmals expansiver werden. Vor diesem Hintergrund ist unsere Prognose frei von Euphorie. Indes erhärtet sich hiermit nochmals die Perspektive, das speziell europäische Aktien auf Sicht von zwölf Monaten das größte Kurspotenzial besitzen. Unternehmensanleihen bieten im Gegensatz zu den bonitätsstarken Staatsanleihen immerhin noch einigermaßen ordentliche Renditeperspektiven. Unsere Investmentgeschichte bleibt damit auch für das zweite Halbjahr grundsätzlich bestehen.
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