„Ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen“
Im Januar lernten auch wir die Griechen zu fürchten, wenn auch aus anderen Gründen. Dieses Mal nicht wegen eines trojanischen Pferds, sondern dank einer neuen Regierung, die aufgrund ihres Versprechens gewählt wurde, die Sparmassnahmen zu beenden und die Schuldenrückzahlung mit ihren Gläubigern neu zu verhandeln.Griechische Regierung wirbt um Unterstützung
Während diese Zeilen verfasst werden, wirbt die neu gewählte griechische Regierung um Unterstützung in der Eurozone für eine Verlängerung der Schuldenfälligkeiten und Konzessionen in Bezug auf die Höhe der Zinsen. Angesichts der katastrophalen Folgen eines „Grexit“ erscheint eine Einigung zwischen den Parteien wahrscheinlich. Die europäischen Märkte werden jedoch mit einem gewissen Gruseln einen möglichen Abbruch der Verhandlungen in den nächsten Wochen im Auge behalten – gerade so wie Kinder, die sich, hinter dem Sofa geduckt, einen Horrorfilm anschauen.Wann wird US-Geldpolitik normalisiert?
Die andere ungelöste Frage Anfang 2015 ist, wann (oder ob überhaupt) die US-Notenbank in der Lage ist, ihre Geldpolitik zu normalisieren, und so demonstriert, dass negative reale Zinsen auch wieder in den positiven Bereich befördert werden können. Der Januar bot in dieser Hinsicht ein gemischtes Bild: Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in den USA ist weiterhin solide (+2,5% im 4. Quartal 2014 gegenüber dem Vorjahreszeitraum, und etwas geringer als die 2,7% im 3. Quartal). Die Lohninflation ist jedoch sehr niedrig (0,6% im 4. Quartal 2014 gegenüber dem Vorquartal), und die Kerninflation ist jetzt auf nur noch 0,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gefallen. Die Renditen der 10- und 30-jährigen US-Treasuries sind im Januar gesunken (um 42 bzw. 40 Basispunkte). Das könnte bedeuten, dass wir noch eine Weile warten müssen, bevor die Leitzinsen in den USA angehoben werden.
Geldpolitik bestimmt Marktperformance
Anderswo wurde die Marktperformance weiterhin von der Geldpolitik bestimmt. Neben dem quantitativen Lockerungsprogramm der EZB (das im Newsletter vom letzten Monat behandelt wurde) erhalten die lokalen Aktienmärkte durch den Spielraum und die Bereitschaft der chinesischen Behörden, die Geldpolitik zu lockern, Auftrieb (der MSCI Asia ex-Japan liegt im laufenden Jahr bereits mit 2,8% im Plus) – trotz der schwachen Konjunkturdaten (der chinesische Einkaufsmanagerindex sank im Januar unter 50 Punkte). Die Massnahme, die am wenigsten erwartet wurde, war zweifellos die Aufhebung des Mindestkurses des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB).
Unsicherheiten schaffen rosiges Umfeld für Wandelanleihenanleger
All diese Faktoren bedeuten, dass sich das Risikoniveau und das Ausmass der Unsicherheit bereits in einem Anstieg der Volatilität niedergeschlagen haben (der VIX stieg im Januar von 15 auf 17, was weit über dem Durchschnitt von 14 für 2014 liegt). Wandelanleihenanleger sollten einen vernünftigen Anstieg der Aktienvolatilität begrüssen, weil sich damit auch der Wert der Optionen erhöht. Aufgrund der derzeit relativ günstigen Optionalität von Wandelanleihen könnten die Aussichten für Wandelanleihen in den nächsten Monaten besonders rosig sein.
Optimistische Aussichten für 2015
Deshalb schätzen wir die Aussichten für die Anlageklasse Wandelanleihen für 2015 optimistisch ein. Die Gründe dafür sind ihre Fähigkeit, von einer zunehmenden Aktienvolatilität zu profitieren, die bisherige starke Performance in Zeiten steigender Zinsen und die aktuelle Bewertung.
Neuemissionsvolumen noch verhalten
Mit Neuemissionen von nur USD 4 Mrd. weltweit startete der Primärmarkt ruhig ins neue Jahr. Der Grossteil davon entfiel auf die USA (USD 3,4 Mrd.). Wichtige Neuemissionen kamen von Sunedison, Brocade Communications Systems oder Medicines Co. auf den Markt. Angesichts der guten Performance europäischer Aktien in letzter Zeit war es etwas überraschend, dass europäische Neuemissionen im Januar ausblieben. Die Experten erwarten aber dennoch, dass die Aktivität am Primärmarkt 2015 das Niveau von 2013 und 2014 erreichen wird (rund USD 100 Mrd. pro Jahr).