„Aufgrund des angespannten politischen Verhältnisses würden die anhaltenden Reibungen zwischen den USA und China zu einer höheren Inflation, geringerem Wirtschaftswachstum, niedrigeren Eigenkapitalrenditen sowie einer höheren Risikoprämie führen.
Unseres Erachtens könnte diese Kombination negative Auswirkungen haben, insbesondere auf dem Höhepunkt eines langen Konjunkturzyklus und Haussephase, die beide nun mehr neun Jahre andauern. Zwar waren die Verluste bisher überschaubar und die Tragweite der globalen Auswirkungen begrenzt, allerdings sollte die derzeitige Marktdynamik unseres Erachtens mit Skepsis betrachtet werden.
Drei mögliche Entwicklungen
Im Falle eines Handelskrieges sehen wir drei mögliche Entwicklungen: Erstens könnte sich die Inflation beschleunigen, da der freie Wettbewerb zwischen Staaten und Unternehmen erodieren würde. Zweitens wäre angesichts wachsender Unsicherheit anzunehmen, dass Investoren und Unternehmen ihre Investitionen zurückschrauben könnten. Das Wirtschaftswachstum würde sich dementsprechend verlangsamen. Drittens könnte es zu einem signifikanten Anstieg der Risikoprämie kommen, sobald die Anleger das Gefühl haben, dass die Situation nicht unter Kontrolle ist.
Auswirkungen auf die Schwellenländer
Entgegen der verbreiteten Annahme würden Schwellenländer möglicherweise nur bedingt darunter leiden. Dies liegt vordergründig daran, dass die meisten Schwellenländer ihre Binnenwirtschaft mittlerweile gestärkt haben. Die derzeitige Situation ist nicht mit der großen Finanzkrise vor zehn Jahren vergleichbar, als die Ungleichgewichte zwischen Schwellen- und Industrieländern erheblich ausgeprägter waren. Damals waren Schwellenländer, insbesondere China, hauptsächlich Exporteur, während die Industrieländer, mit Ausnahme von Deutschland, massiv importierten. Über das letzte Jahrzehnt hat sich der Status quo jedoch verschoben. Insbesondere asiatische Länder konnten ihren Binnenmarktanteil am BIP deutlich steigern.
Dennoch kalkulieren wir, dass Wirtschaftsräume mit einem wachstumsstarken Technologiesektor, wie Taiwan und Korea, stärker von einem Handelskrieg gefährdet sein könnten. Diese sind anfälliger für einen Rückgang der Exportnachfrage; und inzwischen eng mit dem globalen Investitionszyklus verflochten. Im Gegensatz dazu würde Indien unserer Meinung nach kaum unter einem Handelskrieg leiden, da aufgrund des reifen Binnenmarktes eine limitierte Abhängigkeit zum Rest der Welt besteht. China befindet sich in der Mitte dieses Spektrums.
Solange sich die USA und China nicht zu weiteren Strafzöllen hinreißen lassen, dürften die Auswirkungen unserer Meinung nach relativ begrenzt sein. Die Entschlossenheit der USA Importzölle zu verhängen, trifft allerdings auf eine ebenso große Bereitschaft Chinas, mit gleichen Mitteln zu kontern. Am Ende könnten die USA dabei den Kürzeren ziehen.“
Didier Rabattu, Head of Equities, Lombard Odier Investment Managers