Beim morgendlichen ersten Blick in die Nachrichtensysteme kann man derzeit wohl ein ähnliches Gefühl entwickeln. Wieder und wieder wird über die Griechenland-Rettung berichtet – wie lange eigentlich schon? Wer erlässt wann wie viele der ausstehenden Schulden? Der Kern des Problems ist aber die kaum vorhandene internationale Konkurrenzfähigkeit des Landes. Konkurrenzfähiger kann man nur durch drei Dinge werden: Eine eigene Währung haben und diese abwerten, die Kosten in Form der Löhne deutlich senken oder die Produktivität klar erhöhen. Bill Murray gelingt es letztendlich aus der Zeitschleife auszubrechen. Solange beim Griechenlandthema eine Geldspritze nach der anderen der einzige Lösungsansatz ist, werden wir wohl noch eine Weile in der Schleife verharren.
Gewöhnungseffekt ist eingetreten
Der von uns im Jahresausblick erwartete Gewöhnungseffekt ist eingetreten. Die Märkte lassen sich nicht mehr so stark wie teilweise im Jahr 2011 von den Tagesaktualitäten irritieren. Unsere empfohlene Startaufstellung 2012, bestehend aus einer klaren Position solider Unternehmensanleihen, aus substanzstarken Aktien, aus etwas Rohstoffen und aus einer unverändert stabilen Quote Gold, hat sich in den ersten beiden Monaten voll bewährt. Es ist gut solche Marktphasen mitzunehmen. Es ist aber kein Grund sich zurückzulehnen. Wachsamkeit und Flexibilität bleiben angesagt. Warum?
- Die Griechenland-Diskussion verdeckt den Blick auf viele andere Entwicklungen. Die Konjunkturindikatoren in Italien und Spanien zeigen deutlich abwärts, die China-Story hat bei genauerem Hinsehen doch ein paar Risse, die aus unserer Sicht unlösbare Verschuldung Japans wird derzeit nicht diskutiert, die Notenbankbilanzen werden weiter aufgebläht.
- Wenn die europäische Schuldenkrise vor einer Lösung stehen würde – warum zeigen dann die Renditen der Deutschen Bundesanleihen weiterhin an, dass sichere Häfen so gesucht sind? Wenn es im Währungssystem keine Probleme gibt und auch keine Inflationsrisiken bestehen – warum ist dann die Ersatzwährung und das „Inflationsfieberthermometer“ Gold, über den gesamten Februar hinweg betrachtet, weiterhin so stabil gewesen?
- Erlauben Sie mir nochmals einen Hinweis auf unsere Leitplanken 2012. Die Strategie der Notenbank ist Zeitgewinn. Und diese Strategie funktioniert derzeit durchaus gut. Den Banken wird massiv Liquidität zur Verfügung gestellt – unausgesprochen mit der Hoffnung und Erwartung, dass dieses Geld auch in den Kauf von Staatsanleihen fließt. Aus Sicht mancher Großbanken wohl ein gutes Geschäft, letztendlich aber Staatenfinanzierung durch die Hintertür.
Chancen überwiegen
Sollten Sie beim Lesen dieser Anmerkungen den Eindruck gewinnen, dass wir nur Risiken sehen, dann täuscht dies. Wir wollen Ihnen lediglich darlegen, was wir täglich tun. Die Weltmärkte beobachten, Puzzle-Teile aufnehmen und zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Vor allem aber wollen wir auch einen Blick dorthin werfen, wo nicht alle hinschauen, um vor Überraschungen gefeit zu sein. An unserer Grundaufstellung ändern wir nichts. Unternehmensanleihen bleiben interessant – auch wenn die Renditen zuletzt etwas gesunken sind. In Gold sind wir weiter investiert. Im Aktienbereich finden wir vor allem in defensiven Branchen eine Vielzahl an Unternehmen mit sauberen Bilanzen, hohen Cash-Flows, attraktiven Bewertungen und vergleichsweise konjunkturunabhängigen Produkten. Die Filtereinstellung „Value“ und „Sachwert“ bleibt voll aufrecht.
Flexibilität ist angesagt
Der Blick auf das Chartbild des Weltaktienindex in EUR der vergangenen 10 Jahre sagt mehr als tausend Worte.
Wir meinen, dass aufgrund der Bewertungen, der Marktstimmung und der Unterinvestition vieler Investoren die Aktienmärkte in den kommenden 10 Jahren deutlich bessere Chancen haben. Die Beteiligung an einem guten Unternehmen wird eine Renaissance erleben. Aber: Wir sind auch überzeugt, dass es keine Einbahnstraße geben wird. Korrekturen werden kommen – mit Auslösern, die wir heute noch nicht kennen. Man muss ehrlich genug sein, sich dies einzugestehen. Was ist das Fazit dieser Erkenntnis?
- Flexibilität: Man kann nicht immer nur agieren – oft muss man einfach reagieren. Dies ist kein Eingeständnis einer Fehleinschätzung, sondern vielmehr professionelle Pflicht.
- Liquidität: Reagieren zu können, setzt voraus, dass die Investments auch jederzeit gekauft bzw. verkauft werden können.
- Transparenz: Zu wissen, was man im Depot hat, reduziert den Anlagestress bei turbulenten Börsephasen. Die tägliche Griechenland-Meldung wird man gelassener sehen, wenn die Aktieninvestments beispielsweise Johnson+Johnson, Nestlé oder Novartis heißen.
Werfen Sie daher einen Blick auf unsere Aktienstrategien „Value“ und „Sachwerte“. Wir investieren jeweils völlig transparent für Sie in 25 ausgesuchte Einzelunternehmen. Mit Blick auf die Entwicklung der Weltmärke können wir aber auch die Investitionsquote beliebig variieren.
Bei welchen Produkten muss ich als Anleger selber agieren – bei welchen Produkten wird das innerhalb der Strategie für mich gemacht? Diese Grundanalyse muss jeder Geldanleger vornehmen, um zu verstehen, wie das Depot tickt und um Missverständnisse zu vermeiden.