„The Black Swan“ von Nassim Nicholas Taleb ist eines der meistbeachteten Wirtschaftsbücher der vergangenen Jahre und beschreibt „Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“. Bis ins 17. Jahrhundert waren die Europäer überzeugt, dass alle Schwäne weiß sind. Mit der Entdeckung Australiens wurde offensichtlich, was vorher für undenkbar gehalten wurde – es gibt auch schwarze Schwäne.
Höchst unwahrscheinliche Ereignisse prägten in den letzten Jahren auch die Geldanlage und oft kam der schwarze Schwan aus jener Richtung, aus der man ihn am wenigsten vermutet hätte. Die „Black-Swan-Theorie“ gilt daher auch für die Geldanlage. Was also tun? Den absoluten Schutz vor derart unerwarteten Ereignissen gibt es nicht. In professionellen Strategien sind temporäre Absicherungen möglich. Diese können Geld kosten, aber entstandene Verluste sind wesentlich schmerzhafter als entgangene Gewinne. Hilfreich und für den Privatanleger sinnvoller ist, stets die ganz einfachen Grundregeln der Geldanlage zu beachten.
Viele schwarze Schwäne in den letzten Jahren
Die Terror-Anschläge am 11. September 2001, die Folgen der Lehman-Pleite im September 2008, die aktuelle Naturkatastrophe in Japan und als Folge davon die Eskalation in den dortigen Atomkraftwerken – diese Aufzählung lässt sich beliebig fortsetzen. Ereignisse, die zwar möglich sind, aber in der Wahrscheinlichkeitsrechnung keine nennenswerte Bedeutung haben, führen, wenn sie dann doch eintreten, zu Verwerfungen an den globalen Finanzmärkten und zu völlig neuen Rahmenbedingungen für Branchen, einzelne Unternehmen oder Privatpersonen. Können sich Anleger darauf vorbereiten: Nicht zur Gänze, aber doch zu einem wesentlichen Teil.
Unsere Lehren? Diversifikation, Qualität, Durchblick, Liquidität
Anleger haben letztendlich nur die Wahl einfache, aber bewährte Regeln zu beachten.
Lehre 1: Diversifikation
- Unterschiedliche Aktien aus mehreren Branchen und Ländern. Gleiches gilt grundsätzlich auch für Anleihen; dazu Gold und Rohstoffinvestments, da gerade diese Segmente in Krisen immer wieder Schutz bieten und damit in der Portfoliozusammensetzung Sinn machen.
Niemals alles auf eine Karte setzen. Unbedingt Extrempositionen meiden. 100 % Cash ist keine Strategie, 100 % Gold auch nicht.
Lehre 2: Qualität
- Gerade wenn die Börsen durchgeschüttelt werden, erkennt man, welche Investments auf Substanz und Qualität aufgebaut sind und welche eher auf Spekulation und Phantasie. Qualität, bezogen auf die Standfestigkeit der Geschäftsmodelle, aber auch bezogen auf die Bewertung. Kennzahlen wie Buchwert oder Dividende ändern sich nicht von heute auf morgen. Übrigens: Dass die Aktienmärkte zuletzt das Krisengemisch aus Staatschulden, Libyen und Japan beachtlich gut wegsteckten, ist für uns ein Zeichen dafür, dass die Bewertungen gesund und keineswegs überzogen sind.
Lehre 3: Durchblick
- Um an Krisentagen zu erkennen, ob es im Depot Anpassungsbedarf gibt, setzt voraus, dass man versteht, wie das Depot „tickt“. Den Durchblick zu haben, welches Investment auf welche Entwicklung wie reagiert, ist wichtig. Ist dies nicht der Fall entsteht Unwohlsein und Stress. Daher: Kaufen Sie nur Investments deren Funktionsweise Sie verstehen und wo Sie im Groben wissen, was Sie besitzen.
Lehre 4. Liquidität
- Ergibt die Analyse der Situation, dass man die Depotstruktur verändert sollte, so ist dies blanke Theorie wenn dies aufgrund fehlender Liquidität schlichtweg einfach nicht umsetzbar ist. Nicht jedes einzelne Investment, aber doch einen wesentlicher Teil des Depots, sollten Sie, wenn es gefordert ist, binnen weniger Tage bewegen können. Zugunsten von Liquidät und Reaktionsmöglichkeit dann und wann auf ein wenig Ertragschance zu verzichten mach Sinn. Illiquide Assets, auch wenn sie noch so verlockend sind, sollten daher untergewichtet sein.
Wir können die Zukunft skizzieren, aber niemals in allen Details prognostizieren. Darüber hinaus wissen wir: Der nächste schwarze Schwan kommt mit Sicherheit wieder. Wir wissen nur nicht wann.
Wir versuchen daher unsere Depots so konzipieren, dass der nächste schwarze Schwan zwar unsere Aufmerksamkeit erfährt, aber unsere Veranlagungsstruktur in keinster Weise zum Einsturz bringt. Wir meinen, dass
wir hier einige Ideen beisteuern können.
IhrAlois Wögerbauer
Für Interessierte zum Nachlesen:
- „Der schwarze Schwan – Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ von Nassim Nicholas Taleb erschienen 2008
- „Der schwarze Schwan – Konsequenzen aus der Krise“ von Nassim Nicholas Taleb erschienen 2010