AXA IM: Investmentstrategie April 2010

Die Frühindikatoren deuten klar auf ein robustes Wachstum der globalen Wirtschaft hin; Spitzenreiter sind dabei die Schwellenländer. In ihrer aktuellen Investmentstrategie analysieren die Experten von AXA IM die Faktoren, die für ein solides Wachstum sprechen, und zeigen auf, welche Risiken Anleger weiterhin beachten sollten. AXA Investment Managers | 20.04.2010 11:33 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Investmentstrategie – von Sebastian PARIS-HORVITZ

Patient Wirtschaft fast genesen

Zusammenfassung

  • Die Frühindikatoren belegen ein robustes weltweites Wachstum.
  • Spitzenreiter sind die Schwellenländer, das Schlusslicht bildet Europa.
  • Die staatlichen Hilfsprogramme werden asynchron zurückgefahren. Fed und EZB dürften Anfang 2011 erste Zinserhöhungen vornehmen.
  • Das zukünftige Wachstum könnte sich zwar größeren Hindernissen gegenübersehen, diese werden den Übergang zum nachhaltigen Wachstum jedoch kaum stoppen.
  • Die Risikoprämien bei Aktien und Unternehmensanleihen bleiben mittelfristig attraktiv.
    Schwellenländer sowie Fusionen und Übernahmen dürften lohnende Investmentthemen bleiben.

Zwischen 2004 und 2007 erzielte das globale BIP mit einem durchschnittlichen Jahreswachstum von knapp 5 % Rekordzuwächse. Angetrieben wurde diese Entwicklung primär durch das außergewöhnliche Wachstum der Schwellenländer von 7,7 %. Die Industrieländer legten im selben Zeitraum um 2,9 % zu und entwickelten sich somit etwas besser als in den 25 Jahren zuvor. Inzwischen wissen wir, dass dieses Wachstum insbesondere in den Industrieländern zumindest teilweise auf übermäßige Kredite zurückzuführen war, die dem Wachstumspotenzial der Wirtschaft nicht gerade förderlich waren. Kredite kamen nicht der Innovation zugute, sondern flossen häufig in Immobilien und Konsumgüter. Nach Überwindung der Krise stellen wir nun angesichts der hohen Staatsverschuldung leicht entsetzt fest, welche gigantischen Gesamtanstrengungen zur Rettung des Systems und zur Umgehung der folgenschweren Deflationsfalle (gleichbedeutend mit einer Wirtschaftsdepression) geleistet werden mussten. Diese Situation dürfte uns eigentlich nicht überraschen, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass fast jedes Land nach einer Finanzkrise ein solches Phänomen erlebt. Einzigartig wird die derzeitige Lage jedoch dadurch, dass alle Länder weltweit bzw. insbesondere sämtliche Industrieländer von ihr betroffen sind. So wird in den OECD-Ländern für 2010 eine Staatsverschuldung von 97,4 % des BIP erwartet, was einem Anstieg von fast 25 Prozentpunkten innerhalb von nur drei Jahren entspricht. Eine derart hohe Gesamtstaatsverschuldung gab es zuletzt 1945. Darüber hinaus ist angesichts der derzeitigen Dynamik zu erwarten, dass das Schuldenwachstum in etlichen Ländern noch jahrelang anhält. Dies ist teilweise auf einen nur schwer möglichen Abbau bestehender Haushaltsdefizite bei schwachem bzw. anfälligem Wachstum zurückzuführen. Zudem tritt die Verschlechterung der Staatsfinanzen ausgerechnet zu einem Zeitpunkt ein, zu dem die führenden Industrieländer mit einem bislang beispiellosen demografischen Schock konfrontiert werden, der in den kommenden Jahrzehnten immense Auswirkungen auf die Staatshaushalte mit sich bringt (Stichwort Renten und Gesundheitskosten).

Welche Anpassungen werden die einzelnen Länder vornehmen? Wird die Selbst- oder Marktdisziplin obsiegen? Diese Fragen kann niemand mit Gewissheit beantworten. Es lässt sich aus unserer Sicht nicht ohne weiteres ermitteln, inwiefern das jeweilige Land die gesellschaftlichen Grundlagen so verändern kann, dass die mit der unvermeidlichen Anpassung verbundenen Lasten möglichst gerecht verteilt werden. Die Schwierigkeit besteht teilweise darin, einen tragbaren Verschuldungsgrad zu ermitteln und die derzeit möglichen Maßnahmen zum Schuldenabbau auszumachen. Einige Länder mögen einfach abwarten wollen, solange sie noch handlungsfähig sind, und – verständlicherweise – einfach hoffen, dass das Wachstumswunder ihnen einen Neuanfang beschert. Zieht man allerdings die Statistik aus der jüngsten Arbeit von C. Reinhart und K. Rogoff zu vergangenen Krisen heran, wird deutlich, dass eine Verschuldung von mehr als 90 % des BIP zu einer Wachstumsminderung von rund 1 % führt. Dieser Schwellenwert wird von etlichen OECD-Ländern in naher Zukunft überschritten. Einige Länder können sich den Luxus des Abwartens somit einfach nicht mehr leisten. Aus den letzten 30 Jahren gibt es ausreichend Beispiele von Schwellenländern denen ein zu rasanter Anstieg der Schulden zur Zahlungsunfähigkeit geführt hat. Neu ist, dass der Markt einzelne Industrieländer auf die schwarze Liste gesetzt hat. Griechenland befindet sich in einer Notlage. Auch wenn das Land mit einem Finanzhilfspaket (von Europa und dem IWF) rechnen kann, muss es doch einen schnellen und schmerzvollen Anpassungsplan umsetzen.

Anleger wissen, dass die Welt aus dieser Rezession anders hervorgehen wird als aus früheren Rezessionen. Bereits heute sehen wir uns schwierigen Fragen ausgesetzt, allen voran die der Meisterung der steuerpolitischen Aufgaben.

Erfreulicherweise wächst die Wirtschaft trotz dieser zahlreichen Ungewissheiten. Den jüngsten Statistiken zufolge handelt es sich um ein durchaus solides und sogar zunehmendes globales Wachstum.

Solides Wachstum

Nachdem die Wirtschaftsumfragen im Februar noch leicht nachgegeben hatten, setzen sie nun zum Großteil ihren Aufwärtstrend fort. Das Nachlassen im letzten Monat war offensichtlich auf wetterbedingte Faktoren zurückzuführen. Die Erholung wird nach wie vor im Wesentlichen durch den Fertigungssektor angetrieben. In den USA erreichte der ISM-Index mit 59,6 Punkten den höchsten Stand seit Sommer 2004. Europa und die meisten Schwellenländer erleben eine ähnliche Dynamik. Gleichzeitig lassen die eindeutig positiven Umfrageergebnisse im Dienstleistungssektor darauf schließen, dass die Erholung inzwischen alle Wirtschaftsbereiche erreicht hat. Auch wenn die Umfragedaten viel versprechend sind, bleibt doch die Frage, ob diese Erholung von Dauer sein wird. Das Wachstum wird bislang neben Staatsausgaben im Wesentlichen durch die Wiederaufstockung der Lagerbestände getragen. In diesem Zusammenhang war die in den USA für den Monat März gemeldete Beschäftigungszunahme eine beruhigende Nachricht. Bei der Frage, ob der Konsum wesentlich zum Wachstum beitragen kann, sind wir jedoch nach wie vor skeptisch. Einerseits wird der Beschäftigungszuwachs in den USA und Europa unserer Ansicht nach eher gedämpft bleiben und auch bei der Kreditsituation ist keine Entspannung in Aussicht. Andererseits scheinen die Statistiken einen Zuwachs bei den Investitionen zu bestätigen, was zu den deutlich gestiegenen Unternehmensgewinnen passt. Darüber hinaus gibt es in vielen Schwellenländern bei der Wirtschaftsaktivität einen anhaltend positiven Trend. Diese Länder führen die globale Konjunkturerholung an. In Asien liegt die Industrieproduktion bereits deutlich über dem Vorkrisenstand, was in den Industrieländern noch nicht der Fall ist. Wir gehen weiterhin davon aus, dass diese Region – angeführt von China – auch in den nächsten Quartalen eine starke Dynamik aufweisen wird.

Differenzierte politische Maßnahmen

Veränderte Wirtschaftsbedingungen haben bereits zu gezielten wirtschaftspolitischen Anpassungen geführt. So erhöhte die Bank of Australien Anfang April als Reaktion auf die kräftig gestiegenen Konsumausgaben den Leitzins um 25 Basispunkte (die fünfte Erhöhung seit letzten Oktober). Die Entwicklung hin zu einer restriktiveren Geldpolitik hat also bereits begonnen. Malaysia und Indien haben ebenfalls reagiert, während andere Zentralbanken in Asien noch abwarten. Dies gilt auch für Brasilien, wo angesichts der zunehmenden Anzeichen für Inflationsdruck im kommenden Monat eine Zinserhöhung erwartet wird. Insbesondere das fehlende Inflationsrisiko und die nach wie vor hohen freien Kapazitäten lassen uns bei der Fed und der EZB erst Anfang 2011 mit Leitzinserhöhungen rechnen, auch wenn die außergewöhnlichen Maßnahmen zum Liquiditätszufluss in die Märkte bereits schrittweise eingestellt werden.

Anhaltendes Engagement in Risikoassets

Der Übergang hin zu nachhaltigem Wachstum und einer Normalisierung der Wirtschaftspolitik wird nicht ohne Probleme verlaufen. Solange wir von einem anhaltenden Wachstum ausgehen, halten wir das Engagement in risikoreichen Assets nach wie vor für eine gute Strategie. Eine sich allmählich abzeichnende Lösung für Griechenland hat die Kurse bereits wieder steigen lassen. Die voraussichtliche Zustimmung der chinesischen Regierung zu einer stufenweisen Aufwertung des Renminbi müsste die Märkte ermutigen. Vor diesem Hintergrund wird ein anhaltendes globales Wachstum vermutlich auch zu einer deutlichen Rentabilitätssteigerung führen. Diese Trendwende ist, wie wir meinen, noch nicht voll eingepreist, da Gewinnprognosen immer noch wesentlich nach oben korrigiert werden. Eine Überbewertung nach der fulminanten Kursrallye des zurückliegenden Jahres können wir allerdings nicht feststellen. Vielmehr sind die Kurse derzeit durchaus günstig (bei Aktien ein voraussichtliches KGV von zwischen 12x und 15x in den Industrieländern bzw. bei Anleihen implizierte Ausfallraten über 5 Jahre deutlich über den historischen Worst-Case-Werten). Zudem plädieren wir bei der Sektorgewichtung für einen zyklischen Schwerpunkt, empfehlen jedoch als viel versprechende Themen nach wie vor die Nachfrage aus Schwellenländern sowie Fusionen und Übernahmen.

Zu den Volatilitätsfaktoren, mit denen wir wohl noch einige Zeit werden leben müssen, gehören auch die Wechselkurse. Trotz der relativ guten Wachstumsaussichten für die USA dürfte die Dollarschwäche wegen der weiterhin expansiven Geldpolitik anhalten. Umgekehrt erwarten wir angesichts der in Europa an den Tag gelegten Führungsschwäche für den Wechselkurs zwischen Euro und Dollar über 6 Monate einen Zielwert von 1,30.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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