Weltwassertag: Analyse der Wasserkrise in der US-Stadt Flint

Der Fondsbeirat (Advisory Board) des Pictet-Water Fonds nahm die jüngste Wasserkontamination in der US-Stadt Flint (Michigan) genauer unter die Lupe: Pictet Asset Management | 22.03.2017 12:47 Uhr
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PICTET-WATER ADVISORY BOARD 

Der Fondsbeirat (Advisory Board) ist eine wichtige Informationsquelle zu langfristigen Trends innerhalb des Anlagethemas und die Entwicklung der Unternehmen in der Wasserindustrie. 

Diese Experten beraten die Fondsmanager zu den langfristigen Anlagechancen in ihrem Markt.

Tipp: Ein Kurz-Interview mit Arnaud Bisschop, Fondsmanager des Pictet-Water Fonds, finden interessierte Leser hier.

Die Wasserkontamination in der Stadt Flint, Michigan/USA, hat entscheidend dazu beigetragen, das Bewusstsein über den kritischen Zusammenhang zwischen öffentlicher Gesundheit und der Qualität des Trinkwassers zu vergrößern. Es machte überdies die Notwendigkeit einer strengeren Aufsicht und eines besseren operationellen Managements der Wasserinfrastruktur in den USA deutlich. 

Extreme Wetterereignisse wie Überflutungen und schwere Dürren haben das Wasserthema in den letzten Jahren verstärkt in den Blickpunkt gerückt. 

Die Möglichkeit einer weltweiten Wasserknappheit wurde auf dem Weltwirtschaftsforum 2015 in Davos als eines der globalen Top-Risiken genannt. Auch Papst Franziskus hat das Thema in seine erste Enzyklika aufgenommen, in der der Pontifex die Regierungen aufrief, mehr für den Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser zu tun. 

Und doch hat keines dieser Ereignisse eine solche breite Medienaufmerksamkeit ausgelöst wie der Wasserverschmutzungsskandal in der amerikanischen Stadt Flint, einer Stadt von gerade einmal 100.000 Einwohnern im US-Bundesstaat Michigan. 

Die Flint-Krise hat der Bevölkerung unzweifelhaft vor Augen geführt, in welch prekärem Zustand viele Wasserversorgungssysteme in den USA sind, und dass die Bürger die Macht und die Aufgabe haben, an diesem Zustand etwas zu ändern. Der Skandal hat außerdem aufgedeckt, dass die Koordination verschiedener Behörden, die alle mit der Sicherstellung der Wasserversorgung für die Bevölkerung betraut sind, gescheitert ist. 

Dieser Eindruck wird von Vertretern der Wasserindustrie, Akademikern und Beratern bestätigt, die bei Pictet Asset Management den Fondsbeirat (Advisory Board) des Pictet-Water Fonds bilden. 

Das Trinkwasser in Flint wurde mit Blei verseucht, nachdem die Stadtverwaltung die Wasserquelle zur Kostensenkung von der Versorgung aus Detroit in den lokalen Fluss verlegte. Das Flusswasser löste die innere Schutzbeschichtung der Wasserrohre, wodurch das Trinkwasser mit Blei verseucht und die Bewohner vergiftet wurden. Selbst 13 Monate nachdem das Problem erstmals erkannt wurde, ist es noch immer gefährlich, das Leitungswasser in Flint zu trinken. 

Bürger übernehmen Verantwortung für Wasser 

Die Trockenheit in Kalifornien und die Krise in Flint haben einen guten Dienst geleistet, damit die Bevölkerung sich ihrer Bedeutung bewusst wird, die sie für die Reduzierung des Wasserverbrauchs und die Sicherstellung einer ausreichenden Wasserqualität haben. Anstatt sich auf die Regierung zu verlassen, stellen die Menschen zunehmend fest, dass die selbst die Ärmel hochkrempeln und ihre Rechte einfordern müssen. 

Bürgerbeteiligung kann man bereits in koordinierten Maßnahmen gegen Trockenheitsfolgen, in sinkenden Verbrauchswerten sowie einer verstärkten Zusammenarbeit mit den Kommunen in Wasserfragen erkennen. „Dies geschieht in einer kritischen Zeit, da die Bürger beginnen zu verstehen, dass Wasser nicht nur eine kritische Größe für die öffentliche Gesundheit ist, sondern auch immense Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben kann“, sagt einer der Teilnehmer des jüngsten Pictet-Water Fondsbeirats-Meetings. 

Advisory Board-Mitglieder bestätigen, dass dies Teil eines weltweiten Trends ist. Die Verantwortung für das Wohlergehen einer Gesellschaft verlagert sich zunehmend von der Regierungs- auf die Bürgerebene, da letztere dies einfordern und sich stärker engagieren. 

Wenn sich die Bürger nicht länger auf ihre finanziell klammen Regierungen verlassen können, fühlen sie sich zunehmend unter Druck, ihre persönliche Verantwortung in Bereichen wie Gesundheit und Altersvorsorge ernster zu nehmen. 

Die Liste erstreckt sich auch auf Trinkwasser, wie ein Beiratsmitglied anmerkt. 

In der Zukunft könnten verschiedene Wasserqualitäten für verschiedene Verwendungsbereiche angeboten werden, und es wird dem Bürger überlassen, für welche Wasserqualität er sich entscheidet. Dieses „fit-for-purpose“ Konzept (Anpassung auf den Verwendungszweck) bedeutet, dass die Regierung den Zugang zu Wasserquellen sicherstellt, es aber an der Kommune oder dem individuellen Haushalt liegt, die Wasserqualität entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse zu steuern und zu erzeugen – ob es Wasser zum Kochen, zum Autowaschen, zum Wässern des Rasens oder zur Toilettenspülung ist. 

„Es geht darum, dass die Bürger sich darüber bewusst sind, dass eine gewisse Wasserqualität mit entsprechenden Kosten verbunden ist. Es muss klar sein, welche Güte von Dienstleistung der Wasserversorger zu erbringen hat und wer dafür im Endeffekt bezahlt. Wenn die Menschen einen „Goldstandard“ für Trinkwasser benötigen, müssen sie dafür zahlen“, sagt ein Beiratsmitglied. 

Die wachsende Nachfrage nach Wasseraufbereitungsanlagen für Wohngebäude zeugt davon, dass die Bürger eine größere Eigenverantwortung für die Verfügbarkeit sauberen Wassers in ihren Häusern übernehmen. Die weltweite Nachfrage nach Kleinanlagen zur Wasserreinigung wächst Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Freedonia zufolge bis zum Jahr 2019 um 11,6 Prozent jährlich auf ein Volumen von dann 16 Mrd. USD, insbesondere in Gebieten in denen die Wasser-versorgungsinfrastruktur als unzuverlässig angesehen wird. 

Bessere Aufsicht und besseres Management notwendig 

Die Herausforderung, die Wassersysteme auf eine gesunde Grundlage zu stellen ist jedoch enorm. Viele Staaten und Lokalregierungen stehen vor der Aufgabe, mehr als 100 Jahre alte Wasserleitungen dringend auf einen neuen technischen Standard zu bringen. Bisher wurden sie jahrzehntelang eher schlecht als recht repariert. Investitionen von 3,6 Billionen USD werden weltweit bis zum Jahr 2030 benötigt, um dies zu bewerkstelligen, wie die OECD schätzt. 

Was in der Stadt Flint passiert ist, könnte sich durchaus in vielen Gegenden der USA wiederholen. Früher in diesem Jahr wurden in der Stadt Sebring, Ohio, stark erhöhte Werte an Blei und Kupfer im Trinkwasser entdeckt. Daraufhin wurde ein Strafverfahren gegen einen Manager des städtischen Wasserwerks eingeleitet. 

Darum glaubt der Beirat des Pictet-Water Fonds, dass der Fall Flint wie ein Katalysator für besseres Ressourcenmanagement und eine verbesserte Aufsicht über öffentliche Wasserversorgungssysteme wirken kann. Viele glauben, dass eine lückenhafte Kommunikation unter staatlichen Behörden und eine mangelhafte Aufsicht des Managements der Wasserversorger falsche Entscheidungen produziert und damit die Kontamination schließlich ausgelöst haben. 

Das Vertrauen in die Verantwortlichen für öffentliche Gesundheit und Umwelt im betroffenen Gebiet ging vollständig verloren, und es bedarf großer Anstrengungen durch diese Regierungsinstitutionen und viel Zeit, dieses Vertrauen zurückzugewinnen. Die traurige Wahrheit ist, dass diese Krise einfach hätte verhindert werden können - die Verwendung eines chemischen Zusatzstoffes durch den Wasserversorger hätte das Blei von den Haushalten ferngehalten, für lediglich 100 USD pro Tag. 

 

WAS BEDEUTET SICHERE WASSERVERSORGUNG IN DEN USA? 

Wenn ein öffentlicher Wasserversorger berichtet, dass sein Leitungswasser frei von Verunreinigungen ist, bedeutet dies, dass das Wasser niedrige oder nicht nachweisbare Konzentrationen einer kleinen Zahl von Chemikalien oder Krankheitserreger, die der Wasserversorger laufend überwachen muss, enthält.

In den USA erstellt die Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) Standards, um den Safe Drinking Water Act von 1974 durchzusetzen. Sie erstellt eine Liste von Schadstoffen, die die kommunalen Wasserversorger aus dem Trinkwasser entfernen müssen. 

Allerdings umfasst diese Liste mit etwa 90 Elementen lediglich einen Bruchteil der etwa 100.000 bekannten potenziellen Schadstoffe, da es praktisch unmöglich wäre, eine Regulierung aller dieser Stoffe durchzusetzen und zu überwachen. Stattdessen definiert die Verwaltung gewisse Substanzen, die drei Kriterien erfüllen: sie müssen verbreitet sein, eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen und sie müssen in einfacher und kosteneffizienter Weise aus dem Trinkwasser entfernbar sein. 

Der Nachweis von Schadstoffen zur Erfüllung des ersten Kriteriums ist heutzutage wegen der Innovationen bei Messinstrumenten mit weit größerer Präzision möglich, bis hin in den Messbereich „Teile-pro-Milliarde“ und „Teile-pro-Billion“. 

Allerdings ist der Beweis einer schädlichen Gesundheitswirkung eine weit schwierigere Aufgabe. Eine epidemiologische Studie kann 5 bis 10 Jahre dauern, um Effekte auf die menschliche Gesundheit zu verifizieren. So ist es zum Beispiel aus Mangel an Daten schwierig, die potenziellen Gesundheitsschäden für die Kinder von Flint aus der Bleiverseuchung zu prognostizieren. 

Die Chance auf eine Schadstoffentfernung zu vertretbaren Kosten, das dritte Kriterium, ist ebenso schwierig in die Praxis umzusetzen. Die EPA ist sich des „Band Aid“-Effekts wohl bewusst – die Tatsache dass man durch Lösung eines Problem weitere schafft. Als die Weltgesundheitsorganisation WHO erwog, den Arsengehalt in Trinkwasser von 50 auf 10 Teile-pro-Milliarde abzusenken, ergab eine Kosten-Nutzen-Analyse, dass ein niedrigerer Grenzwert von 10 Teilen-pro-Milliarde in den USA gerade einmal 10 Menschenleben retten würde – bei beträchtlichen Kosten.

Zusätzlich hat dieser Aufsehen erregende Fall den Behörden klar gemacht, dass Wasserinfrastruktur ein komplexes System ist, das ein professionelles Management benötigt.

Zum Vergößern bitte auf die Grafik klicken. Quelle: Pictet Asset Management
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Städte wie Flint, in denen die Nachfrage nach Wasser zurückgeht und die Bevölkerung schrumpft, haben eine zusätzliche Herausforderung zu meistern. Die Steuereinnahmen sinken, während die laufenden Kosten für die Wasserversorgung weit gehend fix sind. Diese Kommunen müssen häufig ihre Budgets kürzen und die Wasserpreise anheben. 

Hier können private Wasserversorgungsunternehmen ins Spiel kommen - indem sie ihre umfassende technologische Expertise sowie ihre Managementerfahrung in der Wasseraufbereitung einbringen.

Für die Gesundheit der Bewohner von Flint wird es keine schnelle Lösung geben, auch die Wasserinfrastruktur kann nicht so einfach modernisiert werden. Unsere Fondsbeiräte rechnen damit, dass die Gesundheitsfolgen dort noch lange zu spüren sein werden.

PICTET-WATER FONDS 

Anleger können mit dem Pictet-Water Fonds ein Exposure zu den Anlagechancen aufbauen, die sich entlang der gesamten Wasser-Wertschöpfungskette ergeben. 

Der Fonds investiert in ein breites Portfolio von Aktien der Wasserindustrie, also Unternehmen, die von den zunehmenden Investitionen in die globale Wasserinfrastruktur profitieren. 

Durch Eine Kombination von eher defensiven Wasserversorgungsunterneh-men, die in der Regel gut prognostizierbare Geschäftsmodelle mit ordentlichen Wachstumsraten verfolgen, und rascher und zyklischer wachsenden Wassertechnologieunternehmen - ergänzt durch Umweltdienstleistungen als drittem Teilbereich – erhält das Portfolio ein Chance-Risiko-Verhältnis, das gegenüber einem typischen globalen Aktienportfolio vorteilhaft erscheint.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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