„Goldilocks“- vs. Weltuntergangsszenario: Es ist an der Zeit, Schwellenländer-Aktien zu kaufen

"Im letzten Quartal 2018 haben wir „Goldilocks“-Aktien verkauft. Nun ist es an der Zeit, Schwellenländer-Aktien zu kaufen", meint Fabiana Fedeli, Global Head of Fundamental Equities bei Robeco. Robeco | 21.01.2019 11:25 Uhr
Fabiana Fedeli, Global Head of Fundamental Equities, Robeco / © Robeco
Fabiana Fedeli, Global Head of Fundamental Equities, Robeco / © Robeco
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Als wir Anfang Oktober unsere letzte vierteljährliche Publikation schrieben, hatte der US-Aktienmarkt gerade seine längste Verlustphase seit Präsident Trumps Amtsantritt hinter sich. Die entscheidende Frage war damals, ob US-Aktien in einen Bearmarket eintreten und andere Aktienmärkte weiter mit sich nach unten ziehen würden. Unsere Antwort darauf war und ist „nein“. Der Grund dafür ist, dass der oberste Marktbeobachter Präsident Trump ist, der selbst den Schlüssel zur Lösung der Handelskonflikte in der Hand hält, die unserer Meinung nach erheblich zur Schwäche der Aktienmärkte beigetragen haben. Wir glaubten, dass ein weiterer Rückgang der Aktienkurse die Ankündigung weiterer Konjunkturförderprogramme oder vielleicht sogar versöhnlichere Töne gegenüber China nach sich ziehen könnte. Und – man glaubt es kaum – auf dem G20-Gipfel, der am 30. November in Buenos Aires begann, ging Präsident Trump tatsächlich auf Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping zu. Beide Seiten einigten sich darauf, die für den 1. Januar vorgesehene Erhöhung von Einfuhrzöllen zu verschieben und Verhandlungen aufzunehmen. Zugegebenermaßen ging nicht alles von Anfang an glatt. Das gibt es ja auch nur äußerst selten. Die Verhaftung der Finanzchefin von Huawei, einem führenden chinesischen Technologieunternehmen, ließ an den Märkten Zweifel aufkommen, ob jemals eine Einigung möglich sein würde. Überdies würde der Handelskonflikt in einer höchstwahrscheinlich lange dauernden, ideologisch motivierten Auseinandersetzung zwischen China und den USA eher durch eine Art Waffenstillstand gelöst werden. Aber zumindest gehen die Gespräche in diesem Augenblick weiter, und eine Beilegung des Konflikts würde eine große Last von den Aktienmärkten nehmen.

Schwellenländer-Aktien erreichten eine deutlich bessere Performance als US-Aktien

Eine Zeit lang vertraten wir die Auffassung, dass jede positive Nachricht zu dem Handelskonflikt eine Rally auslösen könnte, insbesondere an Märkten, die besonders schwer getroffen worden waren, wie z. B. dem Markt für Schwellenländer-Aktien. Sogar während der Phase der Marktvolatilität im Dezember, als es noch erheblich an Klarheit über die Handelskonflikte mangelte und alle großen regionalen Aktienmärkte negative Renditen verbuchten, schnitten Schwellenländer-Aktien deutlich besser ab als US-Aktien, gefolgt von Europa und Japan. Für uns war dies keine Überraschung.

Natürlich waren die Handelskonflikte nicht das einzige Problem, mit dem Aktien außerhalb der USA 2018 über weite Strecken konfrontiert wurden. Die Verschärfung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed in einer Zeit, in der das Weltwirtschaftswachstum potenziell durch Protektionismus beeinträchtigt wurde, geopolitische Sorgen in den Schwellenländern und in Europa sowie die darauf folgende Stärke des US-Dollars trugen zu einer massiven Bedrohungslage bei. Als die Anleger schließlich erkannten, dass dieses Zusammentreffen von Ereignissen, das für Aktien außerhalb der USA nicht gut ist, auch für US-Aktien nicht besonders günstig ist, gingen auch Letztere auf Talfahrt. Anleger begannen, sich vom „Goldilocks“-Szenario zu verabschieden, bei dem die Risikoprämie auf US-Aktien im Vergleich zu allen anderen großen Aktienmärkten einen historischen Tiefstand erreicht hatte. Denn es war einfach zu gut um wahr zu sein, dass die Gewinne von US-Unternehmen von allen negativen Einflüssen, die dem Rest der Welt zu schaffen machten, verschont bleiben würden.

Es ist an der Zeit, sich Märkten außerhalb der USA zuzuwenden

Nun ist es an der Zeit, sich Märkten außerhalb der USA zuzuwenden. Aktien aus Schwellenländern, Europa und Japan blieben 2018 allesamt hinter der Performance des S&P 500 zurück (bei Betrachtung in US-Dollar). Trotz der im Vergleich zu diesem Index besseren Performance im Dezember beendeten sie alle das Jahr um ca. 10 % unter dem US-Aktienmarkt. Auch wenn geopolitische Risiken und eine mögliche Rezession in einigen europäischen Ländern bei europäischen Aktien die Volatilität bis auf Weiteres auf hohem Niveau halten dürften, besteht bei japanischen und Schwellenländer-Aktien weniger Unsicherheit, weil die meisten potenziell negativen Katalysatoren, die vor uns liegen, von den Märkten anscheinend bereits erwartet und eingepreist wurden.

Nehmen wir zum Beispiel die Aktienmärkte der Schwellenländer, wo Anleger in den elf Monaten bis November 2018 ein Weltuntergangsszenario durch eine gegenüber US-Aktien um 17 % schlechtere Performance vorweggenommen haben.

Natürlich ist in den Schwellenländern nicht alles perfekt. Die Unternehmensgewinne steigen langsamer, und Chinas Wirtschaftswachstum schwächt sich weiter ab. Und bei den Unternehmensgewinnen dürfte es auf kurze Sicht weitere Enttäuschungen geben. Dennoch wird das Gewinnwachstum in 2019 immer noch auf 9 % geschätzt, und die Abwärtsrevisionen, die es in den letzten Monaten gegeben hat, waren großenteils auf unmittelbare und mittelbare Auswirkungen der Handelskonflikte zurückzuführen (Unternehmen wurden entweder unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen oder sind in Bezug auf ihre Investitionsplanung vorsichtiger geworden). Auch wenn ein „Deal“ zwischen Trump und Xi Jinping den Ausblick für Unternehmensgewinne nicht völlig gerade rücken würde, fiele damit eine erhebliche Belastung weg. Chinas Wirtschaftswachstum wird sich zwar strukturell weiter abschwächen. Die Regierung des Landes kann aber mit Konjunkturfördermaßnahmen, von denen unser Investmentteam im Verlauf des Jahres weitere erwartet, für eine weiche Landung sorgen.

Gleichzeitig sind alle übrigen Probleme, die Schwellenländer-Aktien 2018 belastet haben, zwar nicht verschwunden, aber der von ihnen ausgehende Druck lässt allmählich nach. So weisen die jüngsten Äußerungen der Fed darauf hin, dass sie bei Zinserhöhungen eine Pause einlegen wird. Sehr wahrscheinlich wird sie ihre Bilanzsumme erst einmal weiter senken. Ihr behutsameres Vorgehen zeigt aber, dass eine quantitative Verschärfung möglich wäre, wenn die makroökonomischen Aussichten dies angebracht erscheinen lassen. Angesichts einer zurückhaltenderen Fed und der weniger günstigen makroökonomischen Rahmenbedingungen in den USA dürfte es auch beim Anstieg des Dollarkurses eine Pause geben. Darüber hinaus liegen mehrere geopolitische Unwägbarkeiten, die neben den Handelskonflikten das Marktgeschehen in den Schwellenländern prägten (wie die Wahlen in Brasilien und Mexiko), inzwischen hinter uns.

Es bestehen weiter hohe Risiken

Zur Klarstellung: Die Dinge sind nie einfach, und es bestehen weiter hohe Risiken. Aber die Situation hat sich geändert. Die Damoklesschwerter, die über den Schwellenländern schwebten, werden langsam entfernt: Die Fed schlägt sanftere Töne in Bezug auf ihre Zinspolitik an; Xi Jinping und Trump reden miteinander; die US-Regierung scheint eher bereit zu sein, einen „Deal“ zu machen, und die geopolitischen Bedenken verflüchtigen sich. Wenn dies alles auch eine Normalisierung des Dollarkurses bedeutet, während sich die US-Konjunktur abkühlt und die Fed eher zu vorsichtig agiert, dann haben wir die Situation, auf die wir alle gehofft haben: Wir haben uns aus Märkten verabschiedet, die uns ein trügerisches „Goldilocks“-Szenario vorspielten und sollten jetzt in Aktien aus den Schwellenländern investieren, wo noch eine aus unserer Sicht unbegründete Angst vor dem Weltuntergang vorherrscht.

Fabiana Fedeli, Global Head of Fundamental Equities, Robeco

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