Fakt oder Irrtum: Nachhaltige Anlagen funktionieren nur bei Aktien

Zahlreiche Anleger sind davon überzeugt, dass nachhaltige Investments eine bessere Form von Aktienengagements darstellen. Doch nur wenige Investoren wenden den Grundsatz auf Anleihenportfolios an. Das ist bedauerlich, da nachhaltiges Investieren bei Anleihen ebenso gut funktioniert und in bestimmten Marktsegmenten eine essentielle Rolle beim Risikomanagement spielen kann. Robeco | 06.08.2018 14:26 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die irrige Auffassung, dass nachhaltiges Investieren nur bei Aktien funktioniert, wurzelt darin, dass Anleihenkurse eine stärkere Sensibilität gegenüber gesamtwirtschaftlichen Faktoren wie Zinsen und BIP-Wachstum aufweisen als gegenüber unternehmensspezifischen ESG-Faktoren. Einigen Anlegern fällt es auch schwer einzusehen, weshalb ESG-Aspekte für Anleihen relevant sein sollten, die ohnehin zurückgezahlt werden müssen.

Letztlich geht es aber darum, das Risiko zu reduzieren, und zwar nach einem Grundsatz, dem Robeco bei Unternehmensanleihen schon lange folgt. Demzufolge ist es wichtiger, die Verlierer zu vermeiden als zwangsläufig alle Gewinner in einem Portfolio zu vereinen. Die Verlierer zu vermeiden, setzt eine sorgfältige Analyse des spezifischen Risikos jeder Anleihe voraus, und zwar in Bezug auf die Fähigkeit des Emittenten, den geschuldeten Betrag zurückzahlen zu können oder nicht. An dieser Stelle kann eine ESG-Analyse hilfreich sein.

Im Fall von Staatsanleihen können die jeweiligen Länderrisiken anhand vielfältiger ESG-Kriterien beurteilt werden. Das Country Sustainability Ranking (CSR) von RobecoSAM vereint eine Vielzahl von Daten zum jeweiligen Land, fasst sie in einem Score zusammen und wird zweimal pro Jahr aktualisiert. Der Score basiert auf 17 Faktoren, die mit 15 % für Umweltaspekte, 25 % für soziale Aspekte und 60 % für Governance-Aspekte gewichtet werden. Dies stellt eine große Hilfe bei der Länderallokation dar. Z.B. fiel die Analyse im Oktober 2017 für Irland weit positiver aus und für die Türkei weniger, sodass die Anleihenteams das Risiko ihrer Portfolios entsprechend anpassen konnten.

Analyse von Unternehmensanleihen

RobecoSAM führt auch ein Company Sustainability Assessment (CSA) durch. Dabei handelt es sich um eine detaillierte Analyse jedes Aspekts des ESG-Profils eines Unternehmens, von den CO2-Emissionen über die Arbeitsbedingungen bis hin zur Zusammensetzung der Führungsgremien. Diese Analyse wird sowohl für Aktien als auch Unternehmensanleihen verwendet, da sich die zugrundeliegenden Daten eher auf das Unternehmen als auf das jeweilige Wertpapier beziehen.

Wie bei Aktien auch müssen alle einbezogenen Informationen finanziell relevant sein. D.h. sie müssen greifbare Auswirkungen auf Aspekte wie Gewinnmarge, Erträge oder Kosten haben. Damit wirken sie sich unmittelbar auf die Fähigkeit des Unternehmens zur Rückzahlung (oder Refinanzierung) einer Anleihe aus. Während es bei der Aktienanalyse typischerweise um die Identifikation von Kurspotential geht, steht bei Anleihen weiterhin die Vermeidung etwaiger Abwärtsrisiken im Mittelpunkt.

Die ESG-Informationen fließen dann in eine weitergefasste Analyse der Vorteile ein, die eine Anleihe investitionswürdig machen. Bei Robeco erfolgt dies durch Bildung eines „F-Score“. In ihn fließen zusätzlich zum Nachhaltigkeits-Score das Finanzprofil des Unternehmens, seine Geschäftsposition, seine Unternehmensstrategie und seine Struktur ein (siehe Diagramm).

Auswirkungen auf ein Drittel der Fälle

Wie die Erfahrungen von Robeco bei Unternehmensanleihen zeigen, wirkten sich im Jahr 2017 die ESG-Informationen in 30% der Fälle negativ auf das Gesamtergebnis der Fundamentalanalyse aus. Bei 3% der Titel im Anlageuniversum war der Effekt positiv. Dadurch werden die Anlageentscheidungen der Anleihenmanager direkt beeinflusst. Wie bei Aktien auch ist das Verfahren beim Kauf und Verkauf von Anleihen hilfreich.

Natürlich unterscheidet sich die relative Bedeutung der einzelnen ESG-Variablen je nach Branche. Umweltaspekte und die Notwendigkeit zur Emissionsreduktion sind bei Ölfirmen wichtiger als im Einzelhandelssegment, wo die Arbeitsbedingungen das wichtigere Thema sind. Bei Banken wiederum hat die Governance in Bezug auf das Management von Risikofaktoren die höhere Priorität. Nahrungsmittelanbieter sehen sich verstärktem Druck zur Herstellung gesünderer Produkte ausgesetzt. Eine jüngst dem britischen Parlament vorgelegte Studie kam zum Schluss, dass „Zucker der neue Tabak ist“ und entsprechend besteuert werden sollte. Damit entstehen eindeutig Risiken für die zukünftige Profitabilität und das Fortbestehen von Nahrungsmittel- und Getränkeherstellern. (Dr. Aseem Malhotra: „Sugar is the new tobacco, so let’s treat it that way“)

Grüne Anleihen gewinnen an Beliebtheit

Ein Bereich, in dem nachhaltiges Investieren einen exklusiven Zugang zu den Anleihenmärkten beinhaltet, sind „grüne“ Anleihen (Green Bonds). Dabei handelt es sich um Anleihen zur Finanzierung von Umweltprojekten, die von Windkraftwerken bis zu Wasseraufbereitungsanlagen, vor allem in den Schwellenländern, reichen.

Sie sind wie normale Staats- oder Unternehmensanleihen ausgestaltet und verfügen meistens über ein Investmentgrade-Rating. In einigen Fällen handelt es sich um besicherte Wertpapiere, bei denen die zukünftigen Ertragsströme aus dem Projekt (z.B. Strom aus Erneuerbaren Energien, der in das Netz eines Landes eingespeist wird) als Sicherheit für die Anleihenkäufer dienen.

Der Markt für Green Bonds hat sich erheblich weiterentwickelt, seit die Europäische Investitionsbank und die Weltbank 2007 die erste Anlage dieser Art 2007 aufgelegt haben. Mittlerweile sind Green Bonds bei den Anlegern etabliert. Robeco setzt sie in ausgewählten Anleihenportfolios gezielt ein. Laut einer Untersuchung der Bank of America Merrill Lynch, (Anbieter eines Green Bond Index seit 2014) betrug das gesamte ausstehende Volumen von Green Bonds im Jahr 2017 mehr als 200 Mrd. US-Dollar. (Bank of America Merrill Lynch Research, November 2014)

Masja Zandbergen, Head of ESG integration, Robeco

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