Die asiatischen Märkte haben sich 2007 gut entwickelt und bis Ende November über 40 % zugelegt. In den letzten drei Jahren haben sie sich beinahe vervierfacht. Die vielen bei Franklin Templeton eingehenden Fragen dazu, ob diese Märkte auch künftig noch Chancen bieten, kommen daher nicht überraschend.
Einer der wichtigsten Faktoren, die für eine Anlage in Asien sprechen, ist das robuste Wirtschaftswachstum auf diesem Kontinent. Der IWF rechnet für die asiatischen Schwellenländer für 2008 mit einem Wachstum von 8,8 %. Das ist viermal so viel wie die für die Industrieländer prognostizierte Wachstumsrate von 2,2 Prozent. Im Einklang mit diesem Wirtschaftswachstum dürften auch die Ertragssteigerungen deutlich höher ausfallen als in der industrialisierten Welt. Die Pro-Kopf- Einkommen sind ebenfalls gestiegen und die Reformen werden fortgesetzt, was das Geschäfts- und Investitionsklima in der Region verbessert.
Emerging Markets koppeln sich etwas ab
Ein weiteres überzeugendes Argument für die Schwellenländer im Allgemeinen und die asiatischen Märkte im Besonderen besteht in ihrer schwachen Korrelation mit den Industrieländern. Die Korrelation könnte sich zwar kurzfristig verstärken, dürfte sich jedoch längerfristig wieder zurückbilden. Die Volkswirtschaften in Asien werden zunehmend vom Binnenmarkt gesteuert und der Dienstleistungssektor gewinnt an Bedeutung. Ein jüngster UBS-Bericht zeigte, dass Indien neben anderen großen Volkswirtschaften von den Ereignissen in den Vereinigten Staaten am wenigsten in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte, gefolgt von China und Indonesien. Andere Faktoren, die für die Schwellenländer sprechen, sind unter anderem die Qualität der Corporate Governance, die Liquidität, die Währungsrisiken, die politische Stabilität und, was am wichtigsten ist, die Bewertungsmerkmale der einzelnen Aktien.
Mögliche Rezession in den USA als einer der Unsicherheitsfaktoren
Das Hauptrisiko besteht wohl in einer unerwartet drastischen Abschwächung oder gar einer Rezession in den Vereinigten Staaten. Ein Rückgang der Verbraucherausgaben in den USA kann die asiatische Exportwirtschaft beeinträchtigen. Die Gefahr, dass der US-Dollar dramatisch abrutschen könnte, ist eine weitere Bedrohung. Trotz der Äußerungen über eine Abkoppelung der Schwellenländer- Volkswirtschaften vom Wachstum in den USA sind die Emerging Markets sicherlich zu einem gewissen Grad von den USA abhängig, die immer noch mit Abstand die größte Volkswirtschaft der Welt sind.
Mitte Oktober äußerte das chinesische Handelsministerium, die Exporte des Landes wären „am Boden zerstört“, wenn sich die Abschwächung in den USA fortsetze. Mobius´ Ansicht nach vollzieht sich in der Weltwirtschaft eine zunehmende Integration. Was in einem Land passiert, lässt sich nicht vollständig von den Entwicklungen bei seinen wichtigsten Handelspartnern trennen.
Eine Reihe weiterer Risiken wie politische Risiken oder Inflationsgefahr sind offensichtlich. Überhitzungsängste in China und Indien sind neben höchst volatilen Wechselkursen und Rohstoffpreisen ebenfalls bedrohlich. Auch sind die psychologischen Effekte der Subprime- und Kreditkrise dieses Sommers festzustellen, die sich auf die Investitionsbereitschaft der Menschen ausgewirkt haben.
Das chinesische Dilemma
Die chinesische Regierung steht vor dem Dilemma, wie Preisblasen bei Immobilien und Aktien sowie breitere Inflationsrisiken am besten zu kontrollieren sind. Bislang hat die Regierung die Handelsspanne ihrer Währung erweitert, die Zinsen angehoben und den Mindestreservesatz für die Banken erhöht. Die erwünschten Abkühlungseffekte sind jedoch ausgeblieben. Auf die Veröffentlichung erneut starker Wirtschaftsdaten fürs dritte Quartal könnte ein weiterer Zinsschritt folgen.
Alles in allem sind die Märkte in China und Hongkong auf jeden Fall der Gefahr kurzfristiger heftiger Einbrüche ausgesetzt. Das anhaltende Interesse an China und Chinas boomender Wirtschaft werden jedoch weiter für Zuflüsse sorgen, die langfristig einen positiven Effekt auf die Märkte haben dürften. Dennoch wird man vermutlich weiterhin beträchtliche Volatilität auf diesen Märkten beobachten, die zum Teil auf die kräftigen Investitionsströme in und aus der Region zurückzuführen ist.
Währungen könnten aufgewertet werden
Was die Aufwertung der Lokalwährungen angeht, so gibt es viele Anzeichen dafür, dass sich China wie andere asiatische Länder mit einem allmählichen Anstieg des Wechselkurses seiner Währung anfreunden könnte. Ursache für diesen Stimmungswandel ist vielleicht die durch den Höhenflug der asiatischen Aktienmärkte und die stark anziehenden Immobilienpreise ausgelöste Angst vor künftiger Inflation, die ein kräftiger Aufwärtstrend der Lokalwährungen zerstreuen könnte.
Sogar China, das mittlerweile über Devisenreserven in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar verfügt, zeigte sich gegenüber einer Aufwertung seiner Währung toleranter, denn das Land hat mit einem explodierenden Außenhandelsüberschuss zu kämpfen. Auf jeden Fall ist die Binnenwirtschaft heute viel robuster als vor der Asienkrise 1997/98 und die Ungleichgewichte im Handel mit den Vereinigten Staaten sind mittlerweile so ausgeprägt, dass Anpassungen der Wechselkurse unvermeidlich sind.
Ein weiterer Grund zu der Annahme, dass die Neubewertung weitergehen wird, sind die hohen Zuflüsse an ausländischen Investitionen. Die asiatischen Ländern werden sich ganz allgemein immer mehr der Tatsache bewusst, dass flexible Wechselkurse künftig nicht nur ein Übermaß an Devisenreserven verhindern, sondern auch zu einer Verlagerung des Wachstums weg vom Export und hin zu einer nachhaltigeren Inlandsnachfrage beitragen können.
In weiteren Artikeln der aktuellen Ausgabe von „Perspektiven" geben die Fondsmanager von Franklin Templeton Investments Einschätzungen zum Rentenmarkt und Deep-value-investments. Für Sie als PDF zum Download im Info-Center.